Analog 08
Tonnage haben nur eine Wahrscheinlichkeit von fünfzehn Prozent und weniger.“
„Ich verstehe.“ Careys Mund war mit einem Mal wie ausgedörrt. „Vielen Dank, Hauptmann, bleiben Sie in Bereitschaft!“
Er schaute Nordli an. Der Kanzler nickte. „Was bleibt uns sonst? Das Schiff soll seine Passagiere absetzen und sich auf den Weg machen.“
„Jawohl, Sir!“ Carey setzte sich ans Sprechgerät und begann seine Befehle auszugeben.
„Nun, Schiffsmeister?“ fragte Lassarr.
Orofans Gesicht blieb ausdruckslos. „Ich kann nur meinen Vorschlag wiederholen, den ich schon vor einer Aarn gemacht habe, Fahrtmeister: Wir ändern den Kurs und fliegen mit verminderter Geschwindigkeit weiter.“
„Sechs Lebenszeiten lang?“ schnaubte Lassarr. „Das ist unannehmbar!“
„So schlimm muß es nicht kommen.“ Orofan überflog seine Berechnungen. „Wir könnten die äußere Atmosphäreschicht des Sterns streifen, ohne schwere Beschädigungen in diesem System auszulösen. So könnten wir genügend Treibstoff gewinnen, daß wir unsere Reise in zwei Lebenszeiten beenden können.“
„Das ist immer noch zu lange. Ich will nicht vor die Vorfahren treten, bevor ich unser Volk sicher in seine neue Heimat gebracht habe.“
„Auch das wäre zu schaffen“, erklärte Orofan. „Du und alle aus der Mannschaft, die das wünschen, können in leere Schläfertanks gelegt werden. Wenn es nötig ist, kann ich die Morgengabe allein fliegen.“
Einen Augenblick lang hatte Orofan gefürchtet, daß der Fahrtmeister seinen Vorschlag als Beleidigung auffassen könnte, aber Lassarrs Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, er zuckte nur mit den Großtentakeln. „Dein Angebot ist ehrenhaft, aber unpraktikabel. Die Dauerhaftigkeit des Schläfertanks bleibt ein kritischer Faktor, der sich nicht geändert hat. Doch ich habe mir meinerseits einen Alternativvorschlag überlegt: Wir könnten unsere neue Kolonie in diesem System gründen.“
„Unmöglich“, sagte Orofan. „Wir haben nicht mehr genügend Brennstoff für das Bremsmanöver.“
„Doch, den haben wir. Ein großer Teil der Ausstattung des Schiffes ist nicht unbedingt nötig für seinen Betrieb. Wir könnten dies alles in Fusionsmaterial umwandeln. Damit würden wir auskommen, selbst wenn man davon ausgeht, daß wir über das Ziel hinausschießen und zurückkehren müssen.“
„Nein!“ Ohne es zu wollen, hatte Orofan das Wort laut hinausgebrüllt. Seine geliebte Morgengabe sollte ausgehöhlt und stückweise an den Fusionsantrieb verfüttert werden!
„Warum nicht?“
Eine gefühlsmäßige Antwort hätte keinen Einfluß auf Lassarr. Das wußte Orofan, und so suchte er verzweifelt nach logischen Argumenten. „Wir wissen nicht, ob es hier einen Planeten gibt, auf dem wir leben könnten. Und wenn wir einen finden, ist er vielleicht bereits von den Eingeborenen bewohnt. Wir sind auch nicht in der Lage, um ein Territorium zu feilschen.“
„Völlig hilflos sind wir aber auch nicht“, erwiderte Lassarr. „Unser Sternenschirm bietet einen ausgezeichneten Schutz, und unser Meteorzertrümmerer könnte zu einer Angriffswaffe umgewandelt werden.
Unsere Magnetschaufel ist tödlich für die meisten bekannten Lebensformen.“ Seine Tentakel ordneten sich zu einem sardonischen Muster. „Wenn sich jedoch herausstellt, daß sie so fortschrittlich entwickelt sind, daß wir sie nicht unterwerfen können, dann bitten wir sie einfach, uns beim Reparieren und Auftanken des Schiffes behilflich zu sein, und danach setzen wir unsere Reise fort.“
Orofan konnte kaum glauben, was er da hörte. „Ist das dein Ernst? Du willst wegen einer Million Sk’cees einen Krieg führen, wegen einer Million von achthundert Milliarden?“
Plötzlich wirkte Lassarr sehr erschöpft. „Ich sage es dir nur noch einmal, Schiffsmeister: Ich trage die Hauptverantwortung für diese Fahrt und die Million Sk’cees. Ich kann mir den Luxus nicht leisten, das Ganze aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Durch Veranlagung und Ausbildung stehe ich unerschütterlich zu meinen Aufgaben. Wäre ich nicht so, hätte man mich niemals zum Fahrtmeister bestimmt. Ein Rassenegoismus kann für das Überleben notwendig sein, das ist eine Tatsache, die jenen, die uns schickten, durchaus bekannt ist. Dies ist ein Fall, in dem ich das tun werde, was ich muß. Nur so kann ich den Vorfahren ohne Schande gegenübertreten.“
Es gab nichts, was Orofan darauf erwidern konnte. Auch in ihm drängte alles, den Weg der Ehre
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