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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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„Grüß dich, Reisemeister“, sagte Orofan. Während er den förmlichen Gruß entbot, huschten seine Blicke bereits durch den Raum. Auf keinem Bildschirm war etwas Verdächtiges zu bemerken.
    „Mit der Morgengabe selbst gibt es keinen Ärger.“ Der Fahrtmeister hatte Orofans Reaktion mit einer Lässigkeit gedeutet, die der Schiffsmeister noch nie gemocht hatte.
    „Worum geht es dann?“
    „Sieh hier, Schiffsmeister!“ Pliij hantierte an einem Einstellrad, und ein vereinfachtes Bild erschien auf einem Schirm. „Dies ist das System, dem wir uns nähern. Jetzt sieh dir bitte diese Stelle hier genauer an … und hier … und hier …“
    Orofan sah winzige Lichtpunkte. Das Spektrometer identifizierte sie als heißes Helium …
    Plötzlich fror Orofan am ganzen Leib. Fusionsgetriebene Raumschiffe! „Das System ist bewohnt“, zischte er.
    „Jetzt verstehst du unser Dilemma“, stellte Lassarr fest.
    Orofan hatte es nur zu gut verstanden. Der Schaufelvorgang der Morgengabe würde unvermeidliche, schwere Schockwellen auf der Oberfläche des Sterns auslösen. Energie und Strahlung würden in gewaltigen Mengen nach außen gestrahlt …
    „Wie sieht es mit unserer Treibstoffversorgung aus?“ fragte Lassarr.
    Orofan wußte es, aber er befahl Pliij dennoch, es festzustellen. „Höchstens noch eins Komma null vier“, meldete der Pilot.
    „Damit kommen wir nicht mehr bis zu unserer neuen Heimat“, murmelte Lassarr.
    „In der vereinbarten Zeit können wir es nicht schaffen, Fahrtmeister“, bemerkte Orofan, „aber auch bei normalem Schaufelbetrieb können wir unsere Reise zu Ende fuhren.“
    „Mit stark verminderter Geschwindigkeit“, sagte Lassarr. „Wann könnten wir frühestens ankommen?“
    Während Pliij die Berechnung anstellte, herrschte Schweigen. „In mehreren Lebenszeiten“, sagte er schließlich. „Fünf, vielleicht auch sechs.“
    „Aha“, sagte Lassarr, und seine Kurztentakel sträubten sich grimmig. „Damit wäre der Fall ja wohl entschieden!“
    „Wie entschieden?“ fragte Orofan mißtrauisch.
    „Es tut mir leid, aber eine solche Verzögerung dürfen wir nicht riskieren. Die Schläfertanks sind für diese Zeit nicht eingerichtet.“
    „Das soll also heißen, daß wir unseren jetzigen Kurs beibehalten? Ganz gleich, was mit den Lebewesen in diesem System geschieht?“
    Lassarr starrte ihn düster an. „Ich möchte dich daran erinnern, Schiffsmeister, daß wir eine Million unserer Sk’cee-Brüder an Bord haben …“
    „Und deren Leben ist mehr wert als das von Milliarden Lebewesen, die dieses System möglicherweise beherbergt?“
    „Du hast da eine eigentümliche Philosophie entwickelt, Schiffsmeister, eine verdächtige, möchte ich fast sagen. Was werden die Vorfahren sagen, wenn du dich einst zu ihnen gesellst und du ihnen berichten mußt, daß du eine Million Sk’cees einem hilflosen Schicksal überlassen hast. Was würde diese Million selber sagen?“
    „Aber was würden sie sagen“, konterte Orofan schlicht, „wenn sie erfahren, daß ich ihr Leben zu einem solchen Preis auf Kosten anderer erkauft habe? Liegt wirklich Ehre in diesem Tun, Fahrtmeister?“
    „Ehre liegt in der Pflichterfüllung. Meine Pflicht ist es, die Kolonisten sicher in ihre neue Heimat zu geleiten.“
    „Dessen bin ich mir bewußt. Aber hier haben wir es mit einer höheren Verantwortung zu tun. Und wir wissen nicht einmal, ob die Schläfertanks nicht doch eine längere Reise überdauern würden.“
    Lassarr musterte ihn schweigend. „Es ist offenkundig, daß dich tiefe Gefühle bewegen“, sagte er endlich. „Ich schlage einen Kompromiß vor: Du bekommst einen Aarn Zeit, um dir einen Alternativvorschlag zu überlegen. Gelingt dir das nicht, werden wir unsere Reise wie geplant fortsetzen.“ Er wandte sich um und verließ die Brücke.
    Pliij sah Orofan an. „Was nun?“
    Der Schiffsmeister ließ sich auf seinen Sitz fallen. Er überlegte angestrengt. „Beschaffe mir alle Informationen über diesen Raumabschnitt. Unsere eigenen Sensorergebnisse, die Tafeln der Weitseher, alles eben … Es muß doch einen anderen Weg geben.“
     
    Es war eine streng ausgewählte und äußerst machtvolle Gruppe, die sich um den kleinen Tisch versammelt hatte. Und, so dachte Carey, nachdem er seine Erklärung beendet hatte, sie befand sich in tiefer Erregung. Während sich der General wieder setzte, ergriff Kanzler Nordli das Wort. „Also muß es das erste Anlie gen unseres Treffens sein herauszufinden, warum sich der

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