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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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rückte nervös auf seinem Stuhl. „Herr Kanzler, was Sie vorschlagen, läuft auf einen kriegerischen Akt gegen eine andere intelligente Rasse hinaus. Eine Entscheidung von dieser Tragweite bedarf zumindest der Zustimmung des gesamten Sonnenrates – auch die Kolonien müssen zustimmen.“
    „Uns bleibt keine Zeit, uns mit den Kolonien in Verbindung zu setzen“, entgegnete Nordli. „Was den Rat angeht … Ich gebe Ihnen zwei Stunden, um seine Zustimmung einzuholen.“
    „Und wenn es mir nicht gelingt?“
    „Dann handle ich ohne Zustimmung.“
    Wu-Sin nickte ernst. „Ich mußte wissen, wo Sie stehen. Ich werde die Zustimmung bewirken.“ Er stand auf, verbeugte sich und verließ den Raum.
    Nordli wandte sich an Carey. „Herr General, wie können wir vorgehen?“
    Während er nachdachte, ließ Carey seine Blicke über die Gesichter der anderen wandern. Er sah, daß sie alle auf Nordlis Seite waren. Das galt auch für Du Bellay und ihn selbst, denn es gab keine andere Wahl. Wie viele Leben wollten sie auslöschen? Unschuldige Wesen, die vielleicht gar nicht wußten, was sie taten. „Die Schwierigkeit liegt darin, Herr Kanzler, daß die Streitkräfte der Friedenswacht für eine solche Bedrohung nicht ausgerüstet sind.“
    „Sie verfügen doch über Atomraketen, oder nicht? Und auch über Schiffe, von denen Sie sie abfeuern können.“
    „Es gibt zwei Probleme: Erstens wird es äußerst schwierig sein, den Eindringling zu treffen. Ein Schuß von der Seite würde höchstwahrscheinlich fehlgehen und sie vor unseren Absichten warnen. Ein Schuß von vorn würde vermutlich treffen, aber unser Geschoß würde in dem Magnetfeld, das es durchdringen muß, wirkungslos werden. Und zweitens: Wir wissen nicht, ob wir mit einem direkten Treffer etwas ausrichten würden. Daß sie keinen FTL-Antrieb besitzen, heißt nicht, daß sie primitive Wilde sind, es zeigt nur, daß sich unsere Technik in verschiedenen Bahnen entwickelt hat. Sie dürfen nicht vergessen, daß das Schiff so konstruiert ist, daß es mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durch den Rand eines Sterns rasen kann.“
    „Wir müssen noch etwas berücksichtigen“, warf Dr. Roth ein. „Wenn wir das Schiff an diesem Punkt zerstören oder manövrierunfähig machen, würde uns das nichts nützen. Dann würden die Trümmer auf die Sonne aufschlagen, und das hätte die gleichen Folgen.“
    Für eine Weile trat Stille ein.
    „Dann müssen wir es aufhalten oder ablenken“, schlug Evelyn vor. „Wir müssen ihm eine mächtige Barriere in den Weg legen.“
    Nordli sah Carey an. „Was meinen Sie dazu, Herr General?“
    Carey stellte im Kopf eine schnelle Berechnung an. „Ja, das könnte gehen. Wenn es uns nur gelingt, seine Geschwindigkeit ein wenig herabzusetzen, dann würde das Schiff bereits durch einen weniger dichten Bereich der Photosphäre fliegen. Vorausgesetzt natürlich, daß es seinen jetzigen Kurs beibehält.“
    „Was können wir ihm in den Weg legen?“ fragte Nordli. „Können wir einen Asteroiden dorthin schaffen?“
    Carey schüttelte den Kopf. „Das würde Monate dauern.“ Noch während er sprach, ging er im Geist die Möglichkeiten durch. Tachschiffe waren so klein, daß sie nichts ausrichten konnten, und die schweren Kreuzer der Friedenswacht im System waren zu weit von der Flugbahn des Eindringlings entfernt. „Ich sehe nur eine Möglichkeit“, sagte er endlich. „Wir müssen feststellen, ob ein großes Fracht- oder Passagierschiff in einer Position ist, aus der es den Eindringling dicht vor der Sonne aufhalten kann. Aber wir besitzen keine Vollmacht, nicht-militärische Raumschiffe zu beschlagnahmen.“
    „Doch, die haben Sie“, versetzte Nordli grimmig.
    „Vielen Dank, Sir!“ Carey drückte einen Knopf des Sprechgeräts und gab Hauptmann Mahendra den Suchbefehl.
    Im Heimatsystem der Menschheit herrschte ständig reger Verkehr, doch es gehörte zu den Aufgaben der Friedenswacht, diesen Verkehr zu beobachten, und so dauerte es nur ein paar Minuten, bis Mahendras Stimme aus dem Lautsprecher erklang.
    „Es gibt nur ein Schiff, das in Frage kommt“, meldete er. „Ein großes Passagierlinienschiff, die Origami . Sie hat knapp hunderttausend Tonnen. Zur Zeit befindet sie sich zwischen Titan und Ceres, und die Wahrscheinlichkeit, daß sie den Abfangpunkt rechtzeitig erreicht, beträgt vierundachtzig Prozent. Neunundsiebzig Prozent, wenn sie zuvor ihre Passagiere absetzt. Ein weiteres Linienschiff und drei Frachter von vergleichbarer

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