Analog 2
Tepples preßte die Fingerspitzen gegeneinander. „Sehr interessant. Gehen wir etwas mehr ins Detail. Was für eine Hitzequelle haben Sie und was für einen Kältepol?“
„Der Kältepol ist einfach“, sagte Miller. „Er befindet sich in der Gegenwart. Die Hitzequelle … das ist nicht so einfach zu erklären. Sie befindet sich in einem anderen Raum/Zeit-Kontinuum. Ich bin noch nicht einmal sicher, ob sie sich überhaupt auf unserem Planeten befindet. Kurz gesagt, ich kenne die Quelle nicht.“
„Könnten Sie spekulieren?“ fragte Tepples.
„Ich würde es lieber nicht tun.“
„Nun, spielt auch keine Rolle, solange Sie den Zusammenbau erklären können.“ Er tätschelte das Fahrzeug. „Funktioniert es?“
„Ja, wenn ich Hitze- und Kälterahmen zusammenbringe, dann erzeuge ich verfügbare Arbeit.“
„Viel?“
„Beachtlich viel“, sagte Miller.
Mr. Tepples betrachtete die kleine Maschine. Das Herz der Erfindung schien auf der Ladefläche des Lasters angebracht zu sein – es handelte sich um ein quadratisches Gebilde mit einer Seitenlänge von etwa neun Zentimetern. Oben befand sich ein kleiner Schalter mit der Aufschrift „Ein/Aus“. An der Seite war eine kleine Kurbelwelle, die mit einer Metallstange verbunden war.
Natürlich hatte er es schon durchschaut gehabt, als sie es hereinbrachten. Eine verborgene Kapsel mit komprimierter Luft. Oder vielleicht eine der neuen Hydrazinbatterien. Nichts Besonderes. Er war schon am Überlegen, ob er sich gekränkt fühlen sollte. „Hübsches Spielzeug“, sagte er. „Was kann man damit machen?“
„Verschiedenes“, sagte Miller. „Zuerst einmal wird es von seiner selbst erzeugten Energie angetrieben. Passen Sie auf.“ Er richtete das kleine Fahrzeug auf die gegenüberliegende Wand und legte den Schalter um.
Der Wagen setzte sich in Bewegung. Er prallte gegen die Wand und schaltete ab.
„Bei einem Aufprall schaltet es sich automatisch ab“, erklär te Miller.
Mr. Tepples lächelte. „Schön, schön. Aber der skeptische Geist muß sich doch fragen, ob der Wagen nicht einen verborgenen Antrieb unter der Haube oder unter der Ladefläche hat.“
Quentin Thomas seufzte. „Wir schlagen einen weiteren Test vor.“
„Und der wäre?“
„Bitte beachten Sie die Winde und das Kabel hinten an dem Fahrzeug. Wir nehmen das Fahrzeug mit in die Tiefgarage des Gebäudes . Dort schlingen wir das Kabel um zwei Stützpfeiler mit der Winde in der Mitte. Wir schalten die Maschine ein. Sie wird das Kabel rasch wieder einziehen. Dann …“
Mr. Tepples unterbrach ihn stirnrunzelnd. „Aber die Pfeiler sind mehrere Meter auseinander. Das Kabel aufzurollen würde eine Zugkraft von mehreren hundert Pond beanspruchen.“
„Das ist richtig, Mr. Tepples.“
„Mal sehen, ob ich Sie richtig verstanden habe“, sagte Mr. Tepples . „Wir nehmen also dieses kleine Spielzeugfahrzeug hinunter in die Tiefgarage. Dort nehmen Sie diesen Draht hier, der auf der Winde aufgerollt ist, und wickeln ihn um mehrere Streben, ein Ende an diesem Haken vor dem Wagen, das andere an der Winde, und die Winde wird sich dann drehen und das Seil wieder aufrollen. Ist das korrekt?“
„Für den Anfang, ja“, sagte Quentin Thomas. „Aber eigentlich erwarten wir, daß die Demonstration noch etwas weitergeht.“
Mr. Tepples mahnte sich sorgfältig, nicht zu lächeln. Er hätte schon jetzt seinen Report schreiben können. „Untersucher begleitete Erfinder und Anwalt in den Keller des Amtes, um die Fähigkeit besagter Erfindung zu testen, ein Metallkabel zwischen entfernten Stützpfeilern zu straffen, wobei die Erfindung selbst die Winde antreibt. Nachdem das Kabel um die Pfosten gewickelt worden war, entdeckte der Erfinder zu seinem Leidwesen, daß leider ein unbedingt nötiger Adapter fehlte, der bedauerlicherweise zu Hause im Labor vergessen worden war, erklärte aber die Funktionsweise der Erfindung, falls der Adapter vorhanden gewesen wäre. Kommentar: Demonstration ein Fehlschlag. Patent verweigert.“
„Gehen wir“, sagte er.
Anwalt und Erfinder wickelten das Kabel schweigend um zwei entfernte Pfeiler und hakten die Enden an der Winde des kleinen Fahrzeugs fest, das auf dem Boden stand. Mr. Tepples beobachtete sie kommentarlos.
„Ich glaube, wir sind bereit, Mr. Tepples“, verkündete Quentin Thomas. „Bitte treten Sie zurück.“
„Wozu?“
„Falls das Kabel reißen sollte.“
Mr. Tepples unterdrückte ein Lachen. Er ging spöttisch ein paar Schritte
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