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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Panthers. Auf den Inseln wurden alle großen Katzen Tiger gen a nnt, und i n dieser einen vereinigten s i ch alle großen Ka t zen, die es je gegeben hatte – zu einer noch größeren, no c h ge me ineren, noch gefährlicheren.
    Spiders Fußknöchel war e n noch immer zusammengebunden, sodass er kaum gehen konnte. Er spürte Kribbeln in Händen und Füßen. Er hüp f te von einem Fuß auf den anderen und versuchte, so zu tun, als mache er das m it einer bestim m t en Absicht, bei s pielsweise als rituell e n Einschüchterungstanz, und nicht, weil das Stehen ihm wehtat.
    Er hätte sich gern h i ngek a uert und seine Füße losgebunden, aber er traute sich nicht, die Augen von der Bestie zu wenden.
    Der Pflock war schwer und dick, aber zu kurz, um als Speer dienen zu können, zu unhandlich und groß, um anderweitig von Nutzen zu sein. Spider hielt ihn am sch m aleren, dem angespitzten Ende und wandte den Blick ab, dem Meer zu, guckte ganz bewusst nicht dorthin, wo das Tier war, sondern verließ sich dar a uf, dass sein peripheres Gesichtsfeld alle nötigen Infor m ationen liefern würde.
    Was hatte sie gesagt? Du wirst winseln. Du wirst wimmern. Deine Furcht wird ihn erregen.
    Spider begann zu winseln. Dann w i mmerte er, wie eine verletzte Ziege, ver l assen, wohlgenährt, hilflos.
    Sandfarbene Bewegung, blitzschnell, kaum blieb genug Zeit, Zähne und Pr a nken zu registrieren, die verschwo m men auf ihn zuschössen. Spi d er schwang den Pf l ock wie einen Ba s eballschläger, mit v o ller Wucht, fühlte, wie er m it einem erfreulichen Krachen voll auf die Nase der Bestie prallte.
    Tiger blieb stehen, starrte ihn an, als möge er seinen Augen nicht trauen, dann m achte er ein Geräusch tief in der Kehle, ein m iss m u tiges Knurr e n, drehte sich um und g i ng steifbeinig zurück in die R i chtung, aus der er gekommen war, aufs Buschwe r k zu, als h a be er dort eine schon vorher getroffene Verabredung, die es nun ma l leider einzuhalten gelte. Über die Schulter bli c kte er verbittert, von Sch m erz geze i chnet, zu Spider zurück und ver m i ttelte die s em den Eindruck, dass er zurückkehren werde.
    Spider bli c kte ihm nach.
    Dann setzte er sich hin, um seine Füße von den F e sseln zu befreien.
    Er ging, noch ein b i sschen u n sicher auf den Füßen, am Klippenrand entlang, folgte dessen sanftem Abwärtsschwung. Bald kam er an einen Bachlauf, der sich in einem funkelnden Wasserfall von der Klippe stürzte. Spider ließ sich auf die Knie nieder, tauchte beide Hände ins kühle Wasser und trank ausgiebig.
    Anschließend begann er S t eine zu sammeln. Schöne, faustgroße Steine. Er stapelte sie aufeinander, wie Schneebälle.
     
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    DU HA S T JA KAUM ET WA S GEGE S S EN«, sa g te Rosie.
    »Iss du nur. Du m u sst bei Kräften bleiben«, sagte ihre Mutter. »Ich hatte ein biss c hen von dem Käse. Das reicht m i r .«
    Es war kalt im Fleischkeller, und es war nach wie vor dunkel. Und beileibe nicht die Art von Dunkelheit, an die das Auge sich irgendwann g e wöhnt. Es gab nicht das geringste Licht. Rosie hatte d e n g a nzen Ba u m durchschritten, immer an der Wand entlang, m it den F i ngern über d i e Tünche, den Felsstein und den krü m elnden Backstein streichend, auf der Suche nach irgendetwas, das ihnen weiterhelfen könnte, aber ohne Ergebnis.
    »Früher hast du doch gegessen«, sagte Rosie. »Damals, als Papa n o ch lebte.«
    »Dein Vater«, sagte ihre M u tter, »hat auch gegessen.
    Und was hat es ihm eingebracht? Einen Herzinfarkt, m it einundvierzig. Was ist das bloß für eine Welt?«
    »Aber er hat sein Essen geliebt.«
    »Er hat alles geliebt«, sag t e ihre Mutter verbittert. »Er hat das Essen geliebt, er hat d ie M e nschen geliebt, er hat seine Tochter geliebt. Er hat das Kochen geliebt. Er hat m i ch geliebt. Und w a s hat er dafür bekommen? Ein frühes Grab. Man darf einfach nicht h e rgehen und alles lieben. Ich hab’s dir oft genug gesagt.«
    »Ja«, sagte Rosie. »Wohl wahr.«
    Sie ging auf die St i mme ihrer Mutter zu, die Hand vors Gesicht gehalten, um nicht g e gen eine der Eisenketten zu laufen, die in der M i tte des Rau m s von der Decke hingen. Sie fand die knochige Schul t er ihrer Mutter, legte ihren A r m u m s i e.
    »Ich habe keine Angst«, sagte Rosie im Dunkeln.
    »Dann bist du verrückt«, sagte ihre Mutter.
    Rosie ließ ihre Mutter los, schob sich zurück in die Mitte des Raums. Plötzlich ertönte ein quietschendes Geräusch.
    Staub und zerbröselter

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