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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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»Unforgettable« würde er singen.
    Er würde es für seinen toten Vater, seinen Bruder und die Nacht singen, würde ihnen allen sagen, dass sie etwas seien, das man einfach nicht vergessen könne.
    Allein, es gelang ihm nicht. Da waren Leute, die zu ihm heraufblickten. Knapp zwei Dutzend, im Obergeschossraum eines Pubs. Viele davon Frauen. Vor Pub l ikum aber konnte Fat Charlie nicht ein m al den Mund öffnen.
    Er hörte d i e Musik spielen, aber er stand einfach nur da. Ihm war sehr kalt. Seine Füße schienen unendlich weit entfernt.
    Mit Gewalt brachte er d i e Lippen auseinander.
    »Ich glaube«, sprach er s e hr d e utlich ins Mikrofon, über die Musik hinweg, und hörte seine Worte aus allen Ecken des Saals widerhallen. »Ich glaube, m ir wird gleich schlecht.«
    Es gab keinen würdev o llen Abgang von der Bühne. Anschließend wurde alles ein bisschen schwum m r ig.
     
    —————
     
    ES GIBT m y thische Orte. Sie existieren ein jeder auf seine Weise. Einige bild e n eine A r t Überzug der uns sichtbaren Welt, Andere existieren un t erhalb davon, wie ein Malgrund.
    Es gibt Berge. Es gibt die fe l sigen Gründe. die man überquert, bevor ma n zu den K l ippen gelangt, die ans Ende der Welt grenzen, und i n diesen Bergen gibt es Höhlen, tiefe Höhlen, die bewohnt waren, lange bevor die ersten Menschen auf der Erde wandelten.
    Sie sind noch immer bewohnt.

KAPIT E L
FÜNF
    —————
    IN DEM WIR
    DIE V IEL E N
    FOLGEN
    DES
    MORGENS DANACH
    UNTERSUCHEN
    —————
     
     
    FAT CHARLIE hat t e Durst.
    Fat Charlie hatte Durst und se i n Kopf brum m t e.
    Fat Charlie hatte Durst und se i n Kopf brum m t e, und er hatte einen fiesen Geschmack im Mund, und seine Augen saßen irgendwie zu fest im Kopf, und er hatte ein Stechen in allen Zahnen und außerdem Sodbrennen, und sein Rücken tat weh, aber so, dass es irgendwo um die Knie herum anfing und sich bis zur St i r n zog, und se i n Gehirn war entfernt und durch Wattebäusche sowie Nadeln und Reißzwecken ersetzt worden, aus welchem Grunde es auch so sc h m erz h aft war, wenn er versuchte nachzudenken, und seine Augen saßen nicht nur zu fest im Kopf, sondern sie m u ssten in der Nacht her a usgerollt und dann m it Dachdeckernägeln wieder befestigt w o rden sein: und jetzt stellte er fest, dass alles, was lauter war als die sanfte brownsche Bewegung von aneinander vorbeischwebenden Luft m o lekülen, oberhalb seiner Sch m erzschwel l e lag. A u ßerdem hatte er d e n Wunsch, tot zu sein.
    Fat Charlie öffnete die Augen, was insofern ein Fehler war. als es ihn m it dem Tag e slicht konfrontierte, und das tat weh.
    Es verriet ihm außerde m , wo er war (in seinem eigenen Bett, in seinem Schlafzimmer ) , und da es die Uhr auf dem Nachttisch war, auf die sein B l ick fiel, erfuhr er außerde m , dass es 11:30 Uhr war.
    Das, dachte er langsam, ein Wort nach dem anderen, war praktisch das Schlimmste, was passieren konnte: Er hatte einen Kater, wie ihn der Gott des Alten Testaments auf die Midianiler hätte niederfahren lassen m ögen, und bei seiner nächsten Begegnung m it Gra h a m e Coats würde er ohne jeden Zweifel die Mitteilung erhalt e n, dass er gefeuert war.
    Er fragte sich, ob er am Tel e fon glaubwürdig krank klingen könn t e, dann f i el ihm e i n, dass die Herausforderung eher darin läge, glaubwürd i g nach irgendwas anderem zu klingen.
    Er konnte sich nicht erinnern, wie er letzte Nacht nach Hause gekommen war.
    Er würde im Büro anrufen, sobald er sich auf die Telefonnummer besinnen konnte. Er würde sich entschuldigen – schwere Vierundzwanzigstundengr i p pe, die ihn niedergeworfen hatte, da war nichts zu machen …
    »Weißt du«, sagte jemand im Bett neben ih m , »ich glaube, da steht eine Flasche W a sser auf deiner Seite. Kannst du die ma l rüberreichen?«
    Fat Charlie wollte erklären, dass es kein Wasser a u f seiner Seite des Bettes gebe und tatsächlich sogar n i cht die geringsten Wasservorkom me n zwischen hier und dem Waschbecken im Badezimmer, und dort auch nur, wenn er zuerst den Zahnputzbecher desinfizieren würde, aber dann be me rkte er, dass er mehrere auf dem Nachttisch stehende Wasserflaschen im Blickfeld hatte. Er streckte die Hand aus und schloss die Finger, die freilich seinem Gefühl nach einer anderen Person anzugehö r en schienen, um eine der Flaschen und rollte sich dann, m it. einer Kraftanstrengung, die man nor ma lerweise nur aufbietet, wenn ma n sich den letzten halben Meter einer s t eilen

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