Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain
ausgebissen. Ich will wissen, warum.«
»Wann möchten Sie die Informationen über die Kamenskaja?«
»Ich dränge Sie nicht. Sagen wir bis morgen. Sie kommen zu mir wegen der Aufklärung des Mordes, und gleichzeitig sprechen wir über die Kamenskaja.«
»Also bis morgen, Eduard Petrowitsch.«
»Bis morgen, mein Lieber. Kommen Sie abends, gegen sieben – da können wir zusammen zu Abend essen.«
* * *
Spätabends fand ein Treffen des Masseurs Kotik mit seinem Chef statt.
Kotik saß in seiner Wohnung, er hatte sich im Lehnstuhl breitgemacht, streckte bequem die Beine aus und nippte an einer Flasche dunklem Bier.
»Ich habe Semjon und den Chemiker aus der Stadt geschickt.«
»Das ist recht so. Semjon beginnt, die Kontrolle über sich zu verlieren, er wird gefährlich. Und Damir?«
»Damir muß bleiben. Sie werden ihn noch verhören. Ich glaube, man verdächtigt ihn des Mordes.«
»Wie interessant. Und was ist mit unserer Übersetzerin?«
»Die haben sie auch verhört. Mir scheint, wir haben uns bei ihr geirrt. Sie ist nicht von der Polizei.«
»Das wäre gut. Und wenn sie von der Polizei ist, was macht sie dann hier? Kann das mit dem zusammenhängen, was Semjon im Sommer ausgefressen hat?«
»Wenig wahrscheinlich. Es ist so viel Zeit vergangen seither . . . Worauf hätten die so lange gewartet?«
»Du hast recht, Kotik. Denkbar ist auch eine dritte Variante: Sie ist von der Polizei, aber sie ist hier nicht zur Arbeit, sondern zur Erholung. Was meinst du, ist sie in diesem Fall für uns gefährlich?«
»Ich glaube nicht.«
»Damir soll sie beobachten. Treffen sich die beiden?«
»Damir hat sie schon seit zwei Tagen nicht mehr gesehen.«
»Interessant. Wo steckt sie jetzt?«
»Sitzt in ihrem Zimmer und arbeitet. Im ganzen Stock kann man hören, wie die Schreibmaschine klappert. Nur –Damir interessiert sich nicht für sie. Wozu sollte er sie brauchen?«
»Falsch, Kotik. Das gibt einen Tadel für dich. Damir muß man den Kopf zurechtrücken. Übernimm du das.«
»Und was soll ich Damir sagen? Sie haben selbst gesagt, er darf nicht wissen, daß sie von der Polizei ist.«
»Sag, was du willst. Berufe dich auf mich. Erkläre diesem Bohemien, daß man nicht einer Frau den Hof machen und ihr seine grenzenlose Liebe versprechen kann, um dann plötzlich grundlos zu verschwinden. Erkläre ihm, daß sie sich gekränkt fühlen kann, schließlich kann sie als einzige sein Alibi für den Zeitpunkt des Mordes bestätigen. Er darf sich nicht mit ihr zerstreiten. Es gibt nichts Schrecklicheres als die Rache einer im Stich gelassenen Frau. Das wird er verstehen.«
»Vermutlich schon«, räumte Kotik ein, nahm einen großen Schluck und stellte die Flasche ab.
»Tu dein bestes, Freund. Sorge dafür, daß Damir ihre Nähe sucht. Der soll ruhig etwas aufmerksamer sein.«
»Ich versuch’s.«
Kapitel 7
TAG ACHT
Jura Korotkow fuhr direkt vom Flughafen ins Polizeipräsidium. Die Mitarbeiter der Kriminalpolizei erzählten ihm alles, was sie in den zwei Tagen, die seit der Entdeckung von Kolja Alferows Leiche vergangen waren, herausgefunden hatten.
»Gestern hat Sergej Michailowitsch mit Ihrem Vorgesetzten gesprochen, und wir haben im Zuge unserer Arbeit begonnen, die Möglichkeit des Auftragsmords zu überprüfen. Bis jetzt zeichnet sich nichts ab.«
»Welche anderen Möglichkeiten gibt es?« fragte Korotkow.
»Eifersucht und Geld. Die haben dort ein ganzes Wettbüro eingerichtet. Sie haben Wetten auf Frauen abgeschlossen, Einsatz hunderttausend Rubel. Verstehen Sie?«
»Nicht übel!« Jura lachte auf. »Und wie viele Teilnehmer?«
»Soviel wir wissen drei. Das Opfer selbst, sein Zimmernachbar Pawel Dobrynin und der Sanatoriumsangestellte Schachnowitsch.«
»Wie sieht es mit Zeugenaussagen aus?«
»Gleich am ersten Morgen befragten wir alle ohne Ausnahme, ein gutes Stück Arbeit. Die Mehrheit weiß natürlich nichts, weder über diese Sache noch über Alferow selbst. Alle, die zumindest irgend etwas wissen, hat am nächsten Tag der Leiter der Untersuchung noch mal verhört. Es sind leider nicht allzu viele.«
»Etwas genauer, bitte!« forderte ihn Jura auf.
Andrej Golowin blickte auf seinen Notizblock.
»In erster Linie Dobrynin und Schachnowitsch. Dann ein Ehepaar aus Tula, ihre Tischnachbarn, die gehört haben, wie sie die Spielbedingungen und –ergebnisse erörtert haben. Dann die insgesamt fünf Frauen, um die sich die Teilnehmer der Wette bemüht hatten. Und noch ein paar mehr, die auf die eine oder
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