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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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wiederholte Korotkow. Wie verrückt das alles ist. . . Eine scharfsinnige Version, die man unbedingt prüfen sollte, wenn hier nicht die Rede von Nastja wäre.
    Er riß seine Augen von der Zeugenliste los.
    »Wo arbeitet die Kamenskaja?«
    »Da steht es ja – bei Ihnen, im GUWD Moskau.«
    »Wo genau, in welcher Abteilung?« Korotkow ließ nicht locker.
    Andrej blätterte seinen Notizblock durch und versuchte angestrengt, sich an etwas zu erinnern.
    »Es fällt mir nicht ein«, sagte er schließlich kleinlaut.
    »Fällt es Ihnen nicht ein, oder wissen Sie es nicht?« Juras Geduld war bald am Ende.
    Golowin schwieg düster. Er versuchte zu verstehen, warum dieser untersetzte Muskelprotz von der Moskauer Kripo ihm auf die Pelle gerückt war.
    »Entschuldigen Sie, Genosse Major, ich sehe keinen Unterschied. Vielleicht arbeitet die Kamenskaja im Sekretariat oder in einer Berichtsgruppe, für uns ist sie eine Zeugin und nicht mehr.«
    »Haben Sie ihre Papiere gesehen, oder haben Sie ihren Arbeitsplatz nur aufgrund ihrer Aussage notiert?«
    »Aufgrund ihrer Aussage. Sie hat mir ihren Paß gezeigt, dort ist ihre Arbeitsstelle nicht angegeben.«
    »Und Sie waren so vertrauensvoll und hatten nicht den Wunsch, ihren Dienstausweis zu sehen. Richtig?«
    »Hören Sie, Jura, ich fuhr um vier Uhr morgens an den Ort des Geschehens, davor hatte ich vierundzwanzig Stunden Dienst gehabt, und statt mich ablösen zu lassen und schlafen zu gehen, befragte ich bis zum Abendessen die Leute im Sanatorium. Nein, ich hielt es für überflüssig, ihren Dienstausweis zu verlangen, weil das Zeitvergeudung gewesen wäre. Wenn es zu einem Verdacht gegen die Kamenskaja kommen sollte, wird ihre Arbeitsstelle ohnehin überprüft, und die Lüge fliegt auf. Wenn sich der Verdacht gegen sie nicht erhärtet, kann sie jede beliebige Arbeitsstelle angeben, auf ihren Status als Zeugin hat das keinerlei Einfluß. Ebensowenig auf ihre Aussagen. Am nächsten Tag hat sich der Leiter der Untersuchung mit ihr unterhalten. Es ist durchaus möglich, daß er ihre Papiere gesehen hat, und wenn ihn irgend etwas stutzig gemacht hätte, hätte er es uns sofort mitgeteilt. Hab’ ich nicht recht?«
    »Nein, Andrej, Sie haben nicht recht. Ich muß Ihnen jetzt unangenehme Dinge sagen, deshalb schlage ich vor, daß wir uns ab sofort duzen.«
    »Ich sehe da keinen Zusammenhang!« Golowin zog die Augenbrauen hoch.
    »Damit es dir leichter fällt, mir zu antworten. Also: Kamenskaja arbeitet weder im Sekretariat noch in einer Berichtsgruppe. Anastasija ist eine erfahrene, qualifizierte Mitarbeiterin der Kriminalpolizei, sie arbeitet mit mir in einer Abteilung. Es ist ein erstaunlicher Zufall, daß sie sich schon einige Tage vor dem Verbrechen im Sanatorium aufgehalten hat. Sie hat eine große Beobachtungsgabe, sie konnte eine Menge interessanter Dinge registrieren, aber was die Hauptsache ist – sie konnte daraus noch interessantere Schlüsse ziehen. Und ich glaube nicht, daß sie nicht versucht hat, ihre Informationen mitzuteilen. Gib zu, daß sie dir ihre Hilfe angeboten hat.«
    »Da war so etwas. Sie hat gesagt, daß sie sich gerne nützlich machen würde . . . Etwas in diesem Sinn.«
    »Was hast du ihr geantwortet? Hast du danke gesagt?«
    »Nein.«
    »Nicht einmal danke hast du gesagt? Du bist mir ein Penner, Brüderchen. Was meinst du, ist sie gekränkt?«
    »Ich hab’ nicht darauf geachtet. Aber ihr Gesicht versteinerte sich, das ist mir aufgefallen.«
    »Das ist schlecht. Aber es besteht Hoffnung. Wenn sie dir nicht gesagt hat, daß sie in der Ermittlung arbeitet, kann man annehmen, daß sie sich darüber auch vor den anderen nicht ausgelassen hat. Das heißt, man kann versuchen, sie zu benutzen. Habt ihr einen Plan des Sanatoriums?«
    Jura studierte aufmerksam den Lageplan des fünften Stockwerks. Etwas fiel ihm auf.
    »Ist das Zimmer fünfhundertdreizehn ein Zweibettzimmer?«
    Andrej beugte sich über den Plan.
    »Allem Anschein nach ja. Sehen Sie? Die Zimmerfläche ist größer als im rechten Nachbarzimmer und ebenso groß wie im Zimmer links. In der ›Doline‹ sind die Zimmer symmetrisch angeordnet: zwei Einzelzimmer, zwei Doppelzimmer.«
    »Wer ist Kamenskajas Zimmerkollegin?«
    »Sie ist allein in dem Zimmer, sie hat keine Zimmerkollegin.«
    »Und die Nachbarn links und rechts?«
    »Rechts ist eine niedliche alte Frau, eine alte Lehrerin unserer Musikschule, Regina Arkadjewna Walter. Links ein Ehepaar aus Kramatorsk, der Mann ist technischer Direktor eines

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