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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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sondern nicht gerade redselig, Regina Arkadjewna.« Die Schwester kicherte. »Geben Sie doch zu, daß das Ihr geheimer Verehrer ist. Oder Ihr unehelicher Sohn? Oho, Regina Arkadjewna!«
    Die alte Frau konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Hat er Ihnen gefallen, Lenotschka? Wollen Sie ihn kennenlernen?«
    »Ist er denn nicht verheiratet?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Regina Arkadjewna.
    »Wie bitte? Er ist Ihr Neffe und Sie wissen es nicht? Oh, Sie verbergen etwas.«
    Die Schwester legte sorgfältig die Kompresse auf und begann, den kranken Fuß zu verbinden.
    »Ich bin zu alt, um noch solche Spiele zu spielen«, seufzte die Alte. »Ich sage Ihnen die Wahrheit, Lenotschka, aber verraten Sie mich nicht. Versprechen Sie mir das?«
    »Ich verspreche es!« Lena sah erschrocken auf.
    »Er ist von der Polizei.« Regina Arkadjewna senkte ihre Stimme. »Wegen dieses Mordes . . . Verstehen Sie? Aber meine Nachbarin soll davon nichts wissen. Sie glaubt, er sei mein Verwandter.«
    »Wie interessant«, sagte die Krankenschwester und riß die Augen auf. »Dann ist er nicht mein Fall. Polizisten sind alle langweilig und verheiratet. Gut, wenn er ledig wäre, könnte ich es mir noch überlegen. Das wär’s dann, Regina Arkadjewna, ich bin fertig. Am Abend hat Tamara Dienst, sie wechselt Ihnen den Verband für die Nacht. Versuchen Sie, so wenig wie möglich zu gehen.«
    »Danke, mein Kind.«
    Regina Arkadjewna streckte ihre Hand nach der Obstschale aus und nahm einen großen Granatapfel.
    »Nehmen Sie, Lenotschka, machen Sie mir die Freude. Bei meinem Blutdruck ist es riskant, Granatäpfel zu essen. Aber wenn man sie mir bringt, kann ich doch nicht nein sagen.«
    * * *
    »Nehmen Sie bitte!« Lena reichte Korotkow den Granatapfel. »Die schmecken mir nicht. Sie hätte mir besser einen einfachen Apfel geschenkt. Unsere Regina kann keine Geheimnisse hüten. Sie hat alles ausgeplaudert, die gute Seele.«
    »Kannst du das denn, Geheimnisse für dich behalten?« fragte Jura mit einem schelmischen Lächeln. »Kann ich mich auf dich verlassen? Lena, ich kaufe dir drei Kilo Äpfel, sogar fünf Kilo, wenn du mich nicht hängenläßt. Aber bemüh dich nicht zu sehr, abgemacht?«
    * * *
    Im Cafe war es warm, gemütlich und schrecklich teuer. Nastja warf einen Blick auf die Speisekarte, und es verschlug ihr die Sprache.
    »Bei den Preisen kriege ich keinen Bissen runter«, gestand sie.
    »Unsinn«, erwiderte Damir, der den Kellner herbeiwinkte. »Du solltest aus ganz anderen Gründen keinen Bissen herunterbekommen. Soll ich eine Suppe ›Julienne‹ bestellen?«
    »Bitte. Was willst du damit sagen?«
    Damir hatte noch nicht geantwortet, als der Kellner schon kam. Er nahm die Bestellung entgegen und brachte Brot und Getränke sowie eine kalte Vorspeise. Nastja schwieg geduldig und wartete auf den Moment, wo sie das Gespräch wieder aufnehmen konnte.
    »Du hast mir nicht geantwortet. Was habe ich für Gründe zur Sorge, Damir?«
    »Dein neuer Verehrer«, gab dieser geringschätzig zurück, während er ihr ein Stück kaltes Fleisch und Gemüse auf den Teller legte.
    »Bist du etwa eifersüchtig?« fragte Nastja unschuldig.
    »Natürlich. Mich hast du hochmütig zurückgewiesen, statt dessen hast du dich mit einem Polizisten eingelassen. Das hätte ich wirklich nicht erwartet!«
    Soll ich die Gabel fallenlassen? Nein, besser verschlucke ich mich. Man soll das Spiel nicht übertreiben. Es wäre dumm, ihm von Anfang an zu glauben und gleich panisch zu werden.
    »Was für ein Polizist? Von wem sprichst du, Damir?«
    »Von dem Mann, mit dem du gestern tanzen warst. Ein schönes Pärchen!«
    »Dummkopf, das ist doch der Neffe von Regina. Hat sie dir das nicht erzählt?«
    »Doch, das hat sie mir erzählt. Aber andere Leute haben mir zugeflüstert, daß er ein waschechter Bulle von der Moskauer Kripo ist, extra auf dich angesetzt. Wie fühlst du dich dabei?«
    »Weiß ich nicht.« Sie zuckte die Achseln. »Ich denke, das ist ein Mißverständnis. Was könnte einer von der Kripo an mir interessant finden? Sie denken sich das alles aus, Damir Lutfirachmanowitsch.«
    »Dein Leichtsinn macht mich verrückt«, sagte Ismailow aufgebracht. »Kannst du der Lage entsprechend vielleicht mal den nötigen Ernst aufbringen? Ich frage dich nicht, ob du irgendwas ausgefressen hast. Das weißt du selbst am besten. Aber versuche dich zu erinnern, worüber er mit dir gesprochen hat, wofür er sich interessiert hat. Dann wirst du auch verstehen, warum er um dich

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