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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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auf den Klingelknopf. Alan erschien augenblicklich, klein, rund, bärtig.
    »Mach mir einen Milchshake, Alan. In fünf Minuten kommt Tolja Starkow, setz dich zu uns und hör zu. Es könnte sein, daß wir einen Gast empfangen müssen und dann brauche ich deinen Rat.«
    »Wann soll ich das Essen servieren, Eduard Petrowitsch?«
    »Später, Alan, wenn ich mit Tolja gesprochen habe.«
    »Erwarten Sie jemand? Für wie viele Personen soll ich aufdecken?«
    »Heute bin ich allein, Vera Alexandrowna bleibt noch eine Woche bei ihrer Schwester. Decke den Tisch für zwei, für dich und mich.«
    »Gut.«
    Während er in kleinen Schlucken den köstlichen Milchshake trank (Milch, Eidotter, frisch gepreßte Antonow-Äpfel), lauschte Denissow aufmerksam den Ausführungen des Chefs seines Aufklärungsdienstes.
    »Wir haben nicht viel Zeit, Eduard Petrowitsch, weil wir nur wenig Anhaltspunkte gefunden haben. Die Kamenskaja ist faul und bequem. Am wohlsten fühlt sie sich, wenn sie zu Tisch ist oder auf der Couch liegt. Mit Hausarbeit gibt sie sich allem Anschein nach nicht ab.«
    »Woher haben Sie diese Informationen?«
    »Von der Putzfrau, die ihr Zimmer saubermacht. Sie ist eine erfahrene Frau mit Beobachtungsgabe, sie kann allein anhand eines Aschenbechers mit ein paar Kippen den ganzen Charakter beschreiben. Man kann ihr glauben.«
    »Hmmm. Weiter.«
    »Kamenskaja raucht viel und trinkt viel Kaffee.«
    »Die Marke?«
    »Hier hat sie eine Dose mit brasilianischem Instantkaffee. Zu Hause trinkt sie ebenfalls löslichen Kaffee, zum Kaffeekochen sie ist zu bequem. Wenn sie die Möglichkeit hat, zieht sie Cappuccino vor.«
    »Zigaretten?«
    »Hier raucht sie die Marke ›Askor‹, aber sie liebt Mentholzigaretten. Sie versucht, selten die Marke zu wechseln, sie kauft immer ein paar Stangen auf einmal.«
    »Kleidung, Kosmetika?«
    »Da ist einiges unklar, Eduard Petrowitsch. Wir haben Tatjana Wassiljewna gebeten, sich die Kamenskaja heute anzusehen, als sie mit Ismailow im Cafe saß.«
    Tatjana Wassiljewna war Direktorin im städtischen ›Haus der Mode‹ und die Schneiderin von Vera Alexandrowna, Denissows Frau, und außerdem auch noch Gutachterin für Eduard Petrowitsch.
    »Ismailow? Ja richtig, ihr Liebhaber. Was hat also Tatjana gesagt?«
    »Sie sagte, daß die Kamenskaja nicht das anzieht, was ihr steht, sondern worin sie sich wohl fühlt. Der Mimik und Gestik nach zu urteilen kann sie sehr anziehend sein, wenn es sein muß. Aber im alltäglichen Leben kleidet sie sich mehr als bescheiden und sieht völlig unscheinbar aus.«
    »Interessant«, sagte Denissow ironisch. »Was kommt also heraus? Wenn sie mit ihrem Liebhaber im Cafe sitzt, bemüht sie sich nicht, anziehend zu sein?«
    »Darauf läuft es hinaus, Eduard Petrowitsch.«
    »Was hat sie im Cafe gegessen?«
    »Das, was auf der Karte stand. Aber aus dem Gespräch mit dem Kellner wurde deutlich, daß sie sich nichts aus Fleisch macht, dafür aber auf Gemüse scharf ist. Aus ihren Fragen kann man schließen, daß sie nichts stark Gesalzenes oder Scharfes ißt, statt rohem Gemüse ißt sie lieber gedünstetes.«
    »Was trinkt sie?«
    »Schwer zu sagen. Im Cafe verlangte sie Martini, die hatten aber keinen. Sie trank Orangensaft. Immerhin nahm sie ein Glas Wein, das Ismailow bestellt hatte. Sie trank es aber nicht aus.«
    »Was noch?«
    »Sie mag keine laute Musik. Überhaupt mag sie keinen Hintergrundlärm. Die Putzfrau sagt, daß das Radio in Kamenskajas Zimmer immer ausgesteckt ist und das Kabel mit dem Stecker die ganze Zeit in ein und derselben Position auf dem Schrank liegt. Allem Anschein nach hat sie es noch kein einziges Mal eingeschaltet.«
    »Eine ernsthafte Dame.« Denissow lächelte. »Nicht einmal die Nachrichten hört sie.«
    »Aber sie liest Zeitungen, wenn auch nicht regelmäßig. In der ersten Woche war keine einzige Zeitung im Zimmer, dann tauchte auf einmal ein ganzer Stoß auf.«
    »Ein gutes Zeichen, Tolja, das ist ein sehr gutes Zeichen.« Eduard Petrowitsch wurde munter. »Etwas hat plötzlich ihr Interesse geweckt. Es scheint, sie ist doch nicht so faul und apathisch, wie sie dein Bericht darstellt. Erzähl weiter.«
    »Im Sanatorium läßt sie ein altes Rückenleiden behandeln. Das Sitzen in weichen, tiefen Sesseln bereitet ihr Schmerzen, sie bemüht sich, Stühle mit einer harten geraden Lehne zu nehmen.«
    »Eine wertvolle Beobachtung. Und wie entwickeln sich ihre Beziehungen zu unserer heldenhaften Kriminalpolizei? Ist es diesem Moskauer gelungen,

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