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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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In einer Woche wirst du das Ganze vergessen haben. Außer uns beiden weiß es niemand, und keiner außer mir wird es je erfahren.«
    Sergej nahm sie mit zu sich nach Hause, gab ihr Nadel und Faden, damit sie die schlimmsten Risse in ihrem Kleid flicken konnte. Allzu große Mühe brauchte sie sich nicht zu geben. Ihre Eltern waren zur Kur gefahren, sie war allein zu Hause mit ihrer Urgroßmutter, die schon sehr alt war und nicht mehr viel sah.
    Nach diesem Abend wurde Larissa klar, daß sie sich in den achtzehnjährigen Sergej Artjuchin verliebt hatte. Nach jenem Zwischenfall trafen sie sich gelegentlich auf der Straße oder im Hof, Larissa lächelte ihm schüchtern und zärtlich zu, und er antwortete mit einem verschwörerischen Augenzwinkern. Ein paarmal sah Larissa ihn in Begleitung von Mädchen auf der Straße und spürte den giftigen Stachel der Eifersucht in ihrem jungen Herz.
    Der Sommer ging zu Ende, und im Herbst wurde Sergej zum Militär eingezogen. Nach zwei Jahren kam er wieder zurück, und Larissa wurde bewußt, daß sie ihn jetzt noch mehr liebte. Zwei Jahre lang hatte sie von ihm geträumt, davon, wie er zurückkam und sie sah, ein schon fast erwachsen gewordenes, schönes junges Mädchen, in das er sich sofort verlieben würde. Als sie ihn schließlich wirklich wiedersah, wurde sie fast ohnmächtig vor Aufregung. Ihr war, als müsse sie sterben vor Liebe zu ihm. Nur einem Blinden hätte das entgehen können, und Sergej Artjuchin war nicht blind.
    Nach einem Monat trafen sie sich in derselben Grünanlage wie vor zwei Jahren, sie saß auf derselben Bank wie damals. Als hätte sie die ganzen zwei Jahre hier gesessen und auf ihn gewartet.
    »Wie geht’s?« fragte Sergej fröhlich, als er sich neben ihr auf der Bank niederließ. Larissa konnte nicht mehr an sich halten.
    »Ich liebe dich«, stürzte es aus ihr heraus, und ihre riesigen, erschrockenen Augen sahen ihn mit einem bodenlosen Blick an.
    Er holte ruhig eine Packung Zigaretten aus seiner Hosentasche und steckte sich eine an.
    »Wie alt bist du denn? Sechzehn?«
    »Nein, erst fünfzehn.«
    »Kann man denn schon lieben in deinem Alter?«
    »Ja, ich liebe dich schon seit zwei Jahren.«
    Sie hatte sich in den zwei Jahren so nach ihm verzehrt, daß sie jetzt nicht einmal mehr Scham empfand. Ihr war alles egal.
    Sergej schmunzelte und betrachtete begehrlich Larissas wohlgeformte, durchaus weibliche Figur. Sie war tatsächlich schon fast erwachsen.
    »Nun, wenn es so ist, dann laß uns gehen.«
    Von diesem Tag an verwandelte sich Larissa Samykina in Sergej Artjuchins Eigentum. Sie war ihm hündisch ergeben. Er nahm die fünfzehnjährige Schülerin überhaupt nicht ernst, flirtete vor ihren Augen mit anderen Mädchen, nahm sie zu sich nach Hause mit, fuhr mit ihnen nach Petersburg zu den Weißen Nächten oder sonstwohin, um sich mit ihnen zu amüsieren. Larissa litt, sie konnte nicht mehr essen, nicht mehr schlafen und sich nicht mehr auf die Schule konzentrieren. Sergej brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, dann rannte sie zu ihm, glücklich und mit leuchtenden Augen. Sie gehörte ihm vollständig und ohne alle Bedingungen.
    Seltsamerweise verging das auch mit zunehmendem Alter nicht. Sergej hatte nach wie vor Affären mit anderen Frauen, aber jetzt machte er es nicht mehr so offensichtlich. Larissa war erwachsen geworden, er schämte sich zwar nicht vor ihr, aber er schonte sie. Hätte er sich geschämt, hätte er ihr kaum gestanden, daß er eine Frau vergewaltigt hatte. Aber er hatte es ihr nicht nur gestanden, sondern sie auch noch um ein Alibi gebeten
    Der Mann hörte Larissa aufmerksam zu, unterbrach sie kein einziges Mal, nur ab und zu stellte er eine Zwischenfrage, und für einen Augenblick hatte Larissa sogar den Eindruck gehabt, daß sie ihm leid tat. Vielleicht konnte sie sein Herz erweichen, etwas Menschliches in ihm anrühren, wenn sie mit ihm sprach, vielleicht würde er dann aufhören, sie zu schlagen.
    »Wie kannst du denn so ein Schwein lieben?«
    So eine Frage hatte Larissa nicht erwartet. Hatte sie denn auch nur ein einziges schlechtes Wort über Sergej gesagt? Hatte sie sich etwa beschwert?
    »Er ist kein Schwein«, widersprach sie, »er ist ein sehr guter Mensch.«
    »Aber es ist doch Notzucht, was er mit dir getrieben hat, wie kann er ein guter Mensch sein? Du warst fünfzehn, das, was er gemacht hat, ist kriminell, begreifst du das nicht?«
    »Aber ich habe ihn geliebt«, protestierte Larissa. »Es war keine Notzucht, ich habe

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