Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
es selbst so gewollt. Du hast kein Recht, so von ihm zu sprechen.«
    »Du hast ihn geliebt«, sagte er mit einem verächtlichen Grinsen. »Wie kannst du einen Mann lieben, dem du nicht das Schwarze unter dem Fingernagel wert bist? Er hat einfach eine junge Stute vor sich gesehen, frisch und feucht zwischen den Beinen, er hat gesehen, daß du zu allem bereit bist, warum hätte er da nicht zugreifen sollen? Deine Liebe, deine Gefühle sind ihm scheißegal. Und du selbst bist auch nicht besser als er. Er hat eine Frau vergewaltigt, hat sie halb totgeschlagen, und du deckst ihn, belügst den Untersuchungsführer. Du bist doch auch eine Frau, genau wie sie. Hat sie dir denn nicht leid getan? Was glaubst du, wie du dich an ihrer Stelle gefühlt hättest?«
    »Ich war an ihrer Stelle«, sagte Larissa leise. »Ich habe es dir erzählt.«
    »O nein, das war etwas völlig anderes. Bei dir war es deine eigene Dummheit, du bist selbst schuld. Gehst einfach mit völlig Fremden in einen Keller, um Musik zu hören. Von wegen! Aber diese andere Frau, woran war sie schuld? Daran, daß es deinem Sergej plötzlich eng wurde in der Hose? Du hast nicht das Recht, dich mit ihr zu vergleichen, du kleines Flittchen. Du bist genauso ein Abschaum wie dein Freund. Er macht eine Idiotin aus dir, und du läßt es dir gefallen. Also bist du auch nicht besser als er. Du hast genau das bekommen, was du verdient hast.«
    »Ich liebe ihn«, sagte Larissa kaum hörbar. »Ich kann nichts dagegen tun. Ich habe versucht, ihn zu verlassen, aber ich kann es nicht. Es ist, als hätte er mich verhext.«
    Sie hoffte immer noch darauf, daß es ihr gelingen könnte, ihn mit ihrer Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit zu rühren. Aber ihr Peiniger wurde von Sekunde zu Sekunde wütender, in seinen Augen war ein ungutes Blinken, seine Lippen waren bleich geworden. Larissa begriff, daß sie sich erneut verrechnet hatte.
    »Wie kannst du so ein Stück Scheiße lieben!« schrie er sie an. »Man liebt mit dem Kopf, aber du liebst mit einem ganz anderen Körperteil. Und für diesen Körperteil willst du ihn retten, deinen Sergej. Hör auf, mir zu erzählen, daß du nicht weißt, wen du anrufen sollst, um ihn zu finden. Du bist eine Lügnerin, eine kleine dreckige Schlampe!«
    Er sprang auf, stopfte ihr erneut den Stoffetzen in den Mund und verklebte ihn mit Leukoplast. Larissa schloß die Augen.
    Sein erster Tritt traf sie in den Bauch.
    »Sie hat gedacht, sie könnte mich mit ihrer Möse kaufen. Sie hat gedacht, ich würde dahinschmelzen. Aber sie hat Pech gehabt, die kleine Schlampe, sie hat sich getäuscht«, sprach er vor sich hin, während er ihr systematisch nicht allzu heftige, aber sehr schmerzhafte Fußtritte versetze.
    Aus ihrer Kehle drangen dumpfe, gurgelnde Laute, über ihre Wangen liefen erneut Tränen. Sie lag gefesselt, nackt, völlig hilflos auf dem Boden und wünschte sich zu sterben.
    * * *
    Nastja und Anton hatten bereits mehr als die Hälfte der Namen derer überprüft, die laut Liste das Aufgebot bestellt und schließlich doch nicht geheiratet hatten. Größtenteils handelte es sich um junge Frauen im Alter zwischen dreiundzwanzig und fünfundzwanzig Jahren. Die anderen, älteren Frauen suchten sie gemeinsam auf, sie fuhren zu ihren Wohnungen und Arbeitsstellen und fragten, warum die geplanten Hochzeiten nicht stattgefunden hatten. Die Gründe waren sehr unterschiedlich. Einmal war es ein Autounfall, nach dem der Bräutigam lange im Krankenhaus liegen mußte, ein anderes Mal war es Treuebruch, Streit, Einmischung der Eltern. Aber erstens glich keine der Befragten auch nur annähernd der Frau auf dem Foto, und zweitens machte keine von ihnen den Eindruck einer psychisch Kranken.
    Anton und Nastja kehrten in die Wohnung zurück und nahmen sich erneut die Listen vor.
    »Jazelenko und Dubinina.«
    »Die Dubinina ist 1974 geboren.«
    »Liwanzew und Alleko.«
    »Alleko?«
    Anton sah von den auf dem Fußboden ausgebreiteten Listen auf.
    »Nastja, ich glaube, du hast einen Virus in deine Maschine eingeschleust.«
    »Wie kommst du darauf? Ist etwas nicht Ordnung?«
    »Ich erinnere mich genau, daß ich diese beiden Namen schon gesehen habe. Und zwar unter den verheirateten Paaren in der Liste. Alleko ist ein seltener Name, ich bin ein paarmal darüber gestolpert.«
    »Vielleicht hat sie einen anderen geheiratet, sieh doch bitte mal nach.«
    »Ich erinnere mich genau, daß ich Alleko in Verbindung mit Liwanzew gesehen habe. Wo sind sie denn? Ach ja, hier . . .

Weitere Kostenlose Bücher