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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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wieder an Nastjas Ohr.
    »Sag mal, bist du heute nicht in eigener Sache auf dem Standesamt?«
    »Doch, Wassja, doch. Eben wurde ich getraut, vor fünf Minuten.«
    »Das ist ja ein starkes Stück. Was bist du eigentlich für ein Mensch, Kamenskaja? Kannst nicht einmal heiraten, ohne daß ein Mord begangen wird.«
    »Offenbar ist das mein Schicksal. Wassja, tu mir bitte einen Gefallen. Ruf über das interne Telefon Jura Korotkow an, er hat die Angewohnheit, am Samstag im Büro zu sitzen.«
    »Moment, ich wähle . . . Korotkow? Hier spricht Kudin. Deine Freundin möchte dich sprechen. Was heißt, welche? Nastja natürlich. Oder hast dü mehrere? Was sie will? Sie hängt hier bei mir in der Leitung, ich frage sie gleich. Hallo, Kamenskaja, er fragt, was du willst.«
    »Er soll mit dem Einsatztrupp herkommen«, sagte Nastja.
    »Hörst du, Jura, sie sagt, daß sie dich erwartet. Ein Mord im Standesamt. Ich schicke den Einsatztrupp, wenn du mitfahren willst, mußt du dich beeilen . . . Er wird kommen«, teilte er Nastja mit. »Willst du noch etwas? Spuck’s aus, geniere dich nicht, heute wird man dir jeden Gefallen tun.«
    »Dann schick auch Oleg Subow her. Schaffst du das?«
    »Nein, das schaffe ich nicht. Ich habe Kinder und möchte noch ein bißchen leben. Er hatte heute Vierundzwanzigstundendienst, und als er am Morgen gerade nach Hause fahren wollte, hat man ihn aus der Staatsanwaltschaft angerufen und ihm irgendeine Arbeit aufgebrummt. Wenn du erlebt hättest, wie der geflucht und getobt hat.«
    »Ist gut, Wassja, schick deine Jungs! Wenn ich noch etwas brauche, rufe ich an.«
    Nastja legte den Hörer auf und verließ das Büro. Direkt an der Tür wartete der Fotograf auf sie.
    »Was machen Sie hier?« fragte sie ungehalten.
    »Ich warte auf Sie. Sie haben gesagt, daß ich Ihnen helfen soll. Ich warte auf Ihre Anweisungen.«
    »Fangen Sie zu fotografieren an.«
    »Was oder wen genau?«
    »Alles und alle der Reihe nach. Die Leute, das Mobiliar, die Räume, den Haupteingang, den Nebeneingang, aber vor allem die Leute. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder hat der Mörder es geschafft, uns zu entwischen, oder nicht. Wenn er es geschafft hat, ist alles verlorene Liebesmüh. Aber wenn er es nicht geschafft hat, dann ist er jetzt hier.«
    »Wissen Sie, ich habe mir das alles schon ungefähr so gedacht«, sagte der Fotograf etwas verschämt.
    »Ja und?«
    »Nun ja. . . Ich habe sofort angefangen zu fotografieren, als es mit den Schreien losging. Sie wissen ja, ich arbeite beim ›Kriminalboten‹, bei sowas reagiere ich völlig automatisch.«
    »Haben sie viel aufgenommen?«
    »Drei Filme.«
    »Drei Filme?« fragte Nastja erstaunt. »Sie arbeiten schnell.«
    »Davon konnten Sie sich doch bereits überzeugen«, grinste der Fotograf. »Soll ich noch mehr fotografieren?«
    »Unbedingt. Sie heißen Schewzow? Anton Schewzow?«
    »Woher wissen Sie das?« fragte er überrascht.
    »Sie haben mir doch Ihren Dienstausweis gezeigt.«
    »Aber Sie haben ihn doch gar nicht angeschaut.«
    »Das ist Ihnen nur so vorgekommen. Alles, was nötig ist, habe ich gesehen.«
    »Und wie heißen Sie?«
    »Anastasija. Anastasija Kamenskaja. Bitte, Anton, fangen Sie an. Und achten Sie außerdem darauf, was die Leute reden. Wissen Sie, ein zufälliges Wort, das jemand fallen läßt, kann sich später als außerordentlich wichtig erweisen.«
    Nastja ging hinaus vor die Eingangstür, wo Ljoscha verlegen von einem Fuß auf den andern trat und den Eingang gegen die ständig eintreffenden Brautpaare verteidigte. Nastja begriff, daß die Situation sich zuspitzte. Wenn unerwartete Umstände eintreten, kann man fast jedes Ereignis verschieben und das Versäumte am nächsten Tag nachholen, aber eine Hochzeit zu verschieben ist unmöglich. Selbst die kältesten und zynischsten menschlichen Wesen ziehen in der Nacht vor ihrer Hochzeit irgendwie Bilanz, und am Tag der Hochzeit sind sie in einem besonderen, einmaligen Zustand, den man weder verschieben noch nachholen kann. Da sind die geladenen Gäste, das im Restaurant bestellte Hochzeitsessen oder der zu Hause gedeckte Tisch, die bereits gekauften Tickets für die Hochzeitsreise, zu der man schon am Abend desselben Tages aufbrechen will. . . Nein, eine Hochzeit kann man unter keinen Umständen verschieben.
    Nastja trat entschieden einen Schritt vor und hob die Hand.
    »Einen Moment bitte, ich bitte um Aufmerksamkeit! Meine Damen und Herren, im Standesamt hat sich ein Unglücksfall ereignet, deshalb darf das

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