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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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ist.«
    Die Unterhaltung verlief sehr stockend, ständig tauchten irgendwelche unsichtbaren Hindernisse auf. Korotkow begann, nervös zu werden. Es war ganz offensichtlich, daß Turbins Mutter etwas verheimlichte, aber es war völlig unklar, ob das etwas mit den zwei begangenen Morden zu tun hatte und ob es Sinn machte, Druck auf sie auszuüben, um sie zum Sprechen zu bringen.
    Er sah sich im Zimmer um, suchte nach irgendwelchen Anhaltspunkten, nach Anstößen zu einer weniger gefährlichen und gleichzeitig produktiveren Fortsetzung des Gesprächs. Man sah auf den ersten Blick, daß hier keine reichen Leute wohnten. Keine überflüssigen Möbel, nur das Nötigste, ziemlich viele Bücher, allerdings nur alte Ausgaben, Bände aus der Zeit, als Bücher noch zu staatlich festgesetzten Preisen verkauft wurden und fast nichts kosteten. Auf der Fensterbank stand verwaist ein alter, tragbarer Schwarzweißfernseher mit einer provisorischen Antenne, die durch das geöffnete Oberlicht des Fensters nach draußen führte.
    Korotkow holte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und begann demonstrativ, mit angestrengtem Gesichtsausdruck seine Handflächen damit zu bearbeiten.
    »Verzeihen Sie bitte, dürfte ich mir bei Ihnen vielleicht die Hände waschen?« fragte er endlich mit einem schuldbewußten Lächeln.
    Veronika Matwejewna erhob sich schweigend und begleitete ihren Gast zum Badezimmer. Jura drehte den Wasserhahn über dem Waschbecken auf und begann, mit übertriebener Sorgfalt seine Hände einzuseifen, während er verstohlen den gesprungenen Spiegel über dem Becken betrachtete, den billigen Naßrasierer, den es schon vor zehn Jahren zu kaufen gab und der, soweit er sich erinnerte, damals zwei Rubel sechzig kostete. Die Kacheln lösten sich da und dort von den Wänden, die emaillierte Badewanne war über und über bedeckt von gelben Flecken. Man sah sofort, daß die Wohnung seit vielen Jahren nicht mehr renoviert worden war.
    »Wohnen Sie schon lange hier?« fragte Korotkow beiläufig, während er sich die Hände an dem verwaschenen Handtuch mit Waffelmuster abtrocknete.
    »Seit etwas mehr als einem Jahr.«
    »Und wo haben Sie vorher gewohnt?«
    »In Marjina Rostscha.«
    Seltsam, dachte Korotkow. Marjina Rostscha ist doch ein guter Stadtteil in der Nähe des Mir-Prospektes, mit günstigen Verkehrsverbindungen und großen Geschäften. Warum der Umzug in diesen von Industrieabgasen verpesteten Stadtteil, in diese enge, heruntergekommene Wohnung in einem Haus ohne Lift?
    Noch eine geschlagene Stunde versuchte Korotkow, mit der Frau ins Gespräch zu kommen, ein Thema zu finden, das bei ihr keine übermäßig negative Reaktion hervorrief und gleichzeitig zu irgendwelchen fruchtbaren Erkenntnissen hätte führen können. Aber Veronika Matwejewna erwies sich als äußerst schwierige Gesprächspartnerin, Korotkow gelang es nicht, sie zu überlisten.
    »Wissen Sie, wann Valerij und Elena nun heiraten werden?« fragte er, bereits wieder in der Tür stehend.
    »Nie«, sagte sie schroff.
    »Wie meinen Sie das?«
    »So, wie ich es sage. Ich werde nicht zulassen, daß mein Sohn heiratet. Jedenfalls nicht, solange ich lebe. Und ich hoffe sehr, daß er es auch nach meinem Tod nicht tun wird.«
    Korotkow hatte es plötzlich satt, den zartfühlenden Diplomaten zu spielen, der sich selbst für das genierte, was er tat. Er begriff, daß ihn die ganze Zeit das Alter von Veronika Matwejewna daran gehindert hatte, den gewohnten harten Ton anzuschlagen. Es war ihm ungehörig erschienen, so mit einer siebzigjährigen Frau zu sprechen. Aber schließlich waren zwei Morde begangen worden, und zwei Personen hatten Drohbriefe bekommen, darunter die Braut des eigenen Sohnes dieser Frau . . .
    »Veronika Matwejewna«, sagte er scharf, während er entschlossen ins Zimmer zurückkehrte, »es scheint, daß Sie den Ernst der Lage nicht verstehen. Es wurden zwei schwere Verbrechen begangen. Außerdem haben wir Grund zu der Annahme, daß es eine Person gibt, die um jeden Preis die Heirat zwischen Ihrem Sohn und Elena Bartosch verhindern will. Ihr ganzes Verhalten während unseres Gesprächs zwingt mich zu der Annahme, daß diese Person Sie sind. Deshalb bitte ich Sie sehr, endlich zur Sache zu kommen. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich Ihre Wohnung nicht verlassen werde, solange ich erstens nicht verstanden habe, warum Sie nicht wollen, daß Ihr Sohn Elena heiratet, und solange Sie mich zweitens nicht davon überzeugt haben, daß Sie mit den zwei

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