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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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insistierte Korotkow.
    »Da mir nichts über ihn zu Ohren kommt, kann da auch kein Schaden sein«, meinte der liebenswürdige Milizionär.
    »Dir fehlen einfach die Schläge, Kolja. Merke dir eins: Diejenigen, über die einem nichts zu Ohren kommt, sind in der Regel die gefährlichsten. Aber lassen wir das jetzt. Mach es gut!«
    Korotkow kam erst spätabends zur Petrowka zurück. Es war niemand mehr im Büro, aber auf dem Schreibtisch erwartete ihn der Nachweis darüber, wann und wie oft Veronika Matwejewna Turbina ihren Wohnort gewechselt hatte. Die Daten machten Korotkow stutzig. Sechzig Jahre lang, vom Tag ihrer Geburt an, hatte sie unter ein und derselben Adresse gewohnt, aber in den letzten zehn Jahren war sie viermal umgezogen, wobei die Wohnung mit jedem Mal kleiner und billiger geworden war als die vorherige. Womit konnte das Zusammenhängen?
    * * *
    Marat Latyschew machte in der Tat den Eindruck eines Mannes, den man eine gute Partie nannte. Der hochgewachsene, attraktive, selbstgewisse und erfolgreiche Geschäftsmann war schon einmal verheiratet gewesen, aber seit seiner Ehescheidung vor etwa einem Jahr war er wieder frei für die vielen weiblichen Heiratsanschläge auf seine Person. Selujanow hatte es schwer im Gespräch mit ihm, da Latyschew leider zu dem nicht selten vorkommenden Typus Mensch gehörte, der Geld für einen zuverlässigen Schutzschild hält, mit dem man sich jede Unannehmlichkeit vom Leibe halten kann.
    »Bevor ich Ihre Fragen beantworte«, sagte er hochmütig, »möchte ich wissen, in welchem Zusammenhang Sie mir diese stellen.«
    »Im Zusammenhang mit dem bedauerlichen Vorfall, der sich am vergangenen Samstag auf dem Standesamt ereignet hat, auf dem Bartoschs Tochter getraut werden sollte.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?«
    »Sehen Sie«, erklärte Selujanow geduldig, »wir haben den Eindruck gewonnen, daß jemand diese Heirat verhindern möchte. Da Sie Bartosch, seine Tochter und das Umfeld der Familie sehr gut kennen, hoffe ich, daß wir mit Ihrer Hilfe etwas Licht in das Dunkel des begangenen Verbrechens bringen können.«
    »Und auf welche Weise, wenn ich fragen darf?«
    »Sie könnten mir zum Beispiel sagen, ob Elena noch andere Verehrer hatte, die an einer Heirat mit ihr interessiert waren. Oder ob vielleicht Bartosch selbst Feinde hat, denen Elenas Heirat aus irgendeinem Grund ein Dorn im Auge war. Halten Sie so etwas für möglich?«
    »Unsinn. Wem sollte Eljas Heirat ein Dorn im Auge sein?«
    »Genau das hoffe ich von Ihnen zu erfahren.«
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Ich weiß von nichts, das für Sie von Interesse sein könnte.«
    »Tatsächlich?« sagte Selujanow mit einem skeptischen Lächeln. »Lassen Sie es uns trotzdem versuchen! Wissen Sie vielleicht, warum Bartosch sich geweigert hat, den Vertrag mit der türkischen Firma Naza abzuschließen?«
    »Guter Gott, was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Wie kommen Sie in diesem Zusammenhang auf die Firma Naza?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle. Ich bitte Sie nur, mir meine Frage zu beantworten.«
    »Hören Sie, sind Sie von der Mordkommission oder von der Abteilung zum Schutz von Staatseigentum?«
    »Die Abteilung zum Schutz von Staatseigentum existiert schon lange nicht mehr. Jetzt gibt es nur noch die Abteilung zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität«, verbesserte ihn Selujanow.
    »Wie immer. Ich bin nicht befugt, mit Ihnen über interne Vorgänge in der Firma zu sprechen. Das ist Geschäftsgeheimnis.«
    »Gut, gehen wir weiter. Ihre Firma hat 1993 achtzehn Vertragsabschlüsse getätigt, 1994 waren es einundzwanzig. Und in diesem Jahr innerhalb von viereinhalb Monaten keinen einzigen. Können Sie mir dazu etwas sagen?«
    »Nein, dazu kann ich Ihnen gar nichts sagen«, erwiderte Latyschew trocken. »Ich habe Sie bereits auf das Geschäftsgeheimnis hingewiesen.«
    »Sie sind also der Meinung, daß das nichts weiter zu bedeuten hat?«
    »Meine Meinung tut hier nichts zur Sache.«
    »Aber Sie sind immerhin der Geschäftsführer der Firma . . .«
    »Na und? Natürlich habe ich meine Meinung, aber ich habe nicht vor, sie jedem Nächstbesten auf die Nase zu binden.«
    So weit haben wir es also inzwischen gebracht, dachte Selujanow wehmütig, sogar ein Kripobeamter, der mit der Aufklärung eines Mordfalles befaßt ist, ist heute ein Nächstbester. Und was wird morgen sein?
    »Ich habe den Eindruck gewonnen, daß Ihre Firma drauf und dran ist, ihre Geschäftstätigkeit in Rußland aufzugeben.

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