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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Begleitung von Veronika Matwejewna, der die Grobheit des Sergeanten aus irgendeinem Grund peinlich war.
    »Guter Gott«, rief der Leichenbestatter bestürzt aus, als er die Leiche erblickte, »wie ist so etwas möglich? Hat denn niemand etwas bemerkt? Er muß doch schon mindestens zehn Tage hier liegen, noch dazu bei dieser Hitze . . . Grauenhaft.«
    Wie um sich zu rechtfertigen, berichtete Veronika Matwejewna auch ihm von der verreisten Ehefrau, von der Datscha, von der Herzkrankheit ihres Nachbarn . . .
    »Allein schaffe ich das hier nicht, das ist unmöglich«, stellte der Leichenbestatter düster fest. »Sie werden mir helfen müssen.«
    »Ich?« Veronika Matwejewna sah den Mann erschrocken an. »Ich kann das nicht, mir wird schon schlecht von dem Geruch. Und wenn ich ihn anfassen würde . . .«
    Der Leichenbestatter nahm sie höflich am Ellbogen und führte sie zurück in ihre Wohnung. Der störrische Sergeant stand mit düsterem, abweisendem Gesichtsausdruck auf der Treppe und rauchte. Er warf den beiden einen mißtrauischen Blick hinterher, sagte aber nichts, sondern zog nur tiefer an seiner Zigarette.
    »Hören Sie«, sagte der Leichenbestatter freundlich, während er Veronika Matwejewna auf einen Stuhl in der Küche setzte, »jemand muß das doch machen. Sie sehen ja selbst, daß die Miliz uns nicht helfen will, und allein schaffe ich es nicht. Bitte lassen Sie es uns gemeinsam machen. Haben Sie Wodka da?«
    Veronika Matwejewna nickte stumm. Wodka hatte sie immer im Haus, den brauchte sie, um die Handwerker damit zu bezahlen, wenn das Türschloß repariert werden mußte, der Wasserhahn zu tropfen anfing oder eine Fensterscheibe zu Bruch ging.
    »Bestens. Ich werde Ihnen jetzt ein Glas eingießen, Sie werden es austrinken, wir werden eine Viertelstunde warten und dann an die Arbeit gehen. Wie heißen Sie?«
    »Veronika Matwejewna«, antwortete sie mit bebender Stimme. Die bevorstehende Aktion erzeugte Entsetzen und Übelkeit in ihr.
    »Und ich bin Pawel, Sie können mich auch einfach Pascha nennen«, lächelte der Leichenbestatter. »Also, werden Sie mir helfen?«
    Sie nickte wortlos. Irgend jemand mußte es ja in der Tat machen . . . Wenn schon die Miliz sich weigerte . . . Und sie war schließlich Ärztin.
    »Wo haben Sie den Wodka?« fragte Pawel. »Bleiben Sie sitzen, ich hole ihn. Sie müssen Ihre Kräfte schonen.«
    »Im Kühlschrank.«
    Er holte die Flasche heraus und nahm zwei Gläser von einem Küchenbrett. Das eine füllte er etwa bis zur Hälfte, in das andere goß er nur so viel, daß der Boden bedeckt war.
    »Ich leiste Ihnen Gesellschaft«, sagte er, »ich trinke einen mit. Hier, Veronika Matwejewna, kippen Sie es hinunter.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht, es ist zuviel.«
    »Es muß sein, mein Täubchen, es muß sein. Wenn Sie weniger trinken, wirkt es nicht.«
    Veronika Matwejewna kniff die Augen zusammen und trank das Glas mit einem Zug aus. Sie holte tief Luft und steckte sich ein Stück Brot in den Mund.
    »Gut gemacht«, lobte sie der Leichenbestatter. »Jetzt warten wir noch ein wenig, und dann gehen wir. Rauchen Sie?«
    »Gelegentlich.«
    »Dann rauchen Sie jetzt eine«, schlug er vor. »Es wird helfen.«
    Veronika Matwejewna holte aus einer Schublade eine angebrochene Packung Zigaretten hervor, steckte sich eine an und nahm ein paar Züge. Sofort begann sich alles zu drehen, ihr wurde schwindelig.
    »Nein, es geht nicht«, sagte sie und drückte die Zigarette wieder aus.
    »Kommen sie, Veronika Matwejewna«, sagte der Leichenbestatter mitfühlend, »lassen Sie es uns versuchen.«
    Er holte aus seiner Hosentasche ein paar Gummihandschuhe und reichte sie der Frau.
    »Ziehen Sie die an.«
    »Und Sie?«
    »Ich komme auch ohne aus, ich bin es ja gewöhnt.«
    »Nein, nein«, widersprach sie entschieden. »Ohne Handschuhe geht es auf keinen Fall. Und wenn Sie nun eine kleine Schnittwunde oder einen Kratzer in der Hand haben? Eine Infektion mit Leichengift ist kein Kinderspiel. Warten Sie, ich werde gleich irgendwas finden.«
    Sie wühlte im Küchenschrank und zog ein paar Gummihandschuhe für Haushaltszwecke hervor. Es war nicht ganz das, was man in dieser Situation brauchte, aber immerhin . . .
    Sie holte tief Luft und folgte Pawel entschieden in die Nachbarwohnung. Pawel blieb nachdenklich vor der halb verwesten Leiche stehen, es schien, als würde er nicht einmal den Gestank bemerken, während Veronika Matwejewna sofort zu würgen begann.
    »Tja, eine schöne Bescherung«,

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