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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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mit Hypnose und anderen ungewöhnlichen Suggestionsmethoden experimentiert wurde. Ihn übermannte die Neugier, und er fand einen Weg in dieses Labor, nur um einmal nachzusehen, was man dort eigentlich machte.
    »Das ist unser Spezial-Enzephalograph«, erklärte man ihm, »unsere neueste Erfindung. Mit diesem Gerät lässt sich augenblicklich feststellen, ob jemand das entsprechende Potenzial besitzt und ob es sich lohnt, mit ihm zusammenzuarbeiten. Willst du es ausprobieren?«
    »Natürlich«, stimmte Wolodja sofort begeistert zu.
    Man setzte ihm einen Helm auf und schaltete die Impulsgeber ein. Etwas begann zu summen, zu piepen, dann war es vorbei, man nahm ihm den Helm wieder ab.
    »Du hast gewisse Anlagen«, sagte man ihm im Labor. »Aber offenbar hast du bisher nichts davon gewusst und nicht versucht, sie weiterzuentwickeln. Dein Gehirn verfügt über ziemlich starke Bioströme, aber du kannst sie nicht in die entsprechende Richtung lenken.«
    »Natürlich kann ich es nicht«, sagte Wolodja verwirrt. »Wie sollte ich?«
    »Man kann es lernen. Wir erarbeiten hier entsprechende Methoden und Techniken. Denn die natürliche Begabung allein genügt nicht. Man muss lernen, mit dieser Gabe umzugehen, sie zu steuern und entsprechend einzusetzen. Andernfalls bleibt sie eine tote Last im Körper, ungenutzt und überflüssig. Ich werde dir jetzt etwas sagen, wovon du wahrscheinlich noch nie etwas gehört hast«, fuhr Wolodjas guter Bekannter fort. »Der Mensch ist von Natur aus mit einem großen bioenergetischen Potenzial und ähnlichen Gaben ausgestattet. Das ist nicht etwa die Ausnahme, sondern die Regel. Nur wurde diese Gabe früher immer nur zufällig und deshalb sehr selten entdeckt, und noch seltener kam es vor, dass jemand in der Lage war, sie zu entfalten und entsprechend einzusetzen. Erst heute erlaubt es die technische Entwicklung, das bioenergetische Potenzial eines Menschen zu messen. Und bei diesen Messungen hat sich herausgestellt, dass nicht nur besondere Menschen über ein ausgesprochen hohes bioenergetisches Potenzial verfügen, sondern jeder Siebte bis Achte. Aber nur einer von zehntausend ist in der Lage, dieses Potenzial zu nutzen. Alle andern wissen nicht einmal, dass sie es besitzen. Man wundert sich immer nur, dass in den Händen mancher Menschen ständig Geschirr zerbricht, man in ihrer Anwesenheit Kopfschmerzen bekommt oder der Schmerz, im Gegenteil, plötzlich verschwindet. Ich könnte dir noch viel über diese Dinge erzählen. Aber um es kurz zu machen, wir haben spezielle Methoden und Techniken entwickelt, mit deren Hilfe jeder lernen kann, seine Fähigkeiten auf diesem Gebiet zu entdecken und optimal einzusetzen. Wenn du also möchtest, bitte sehr, du kannst gern einen Kurs bei uns belegen.«
    Wolodja begann, dieses geheime Labor zu besuchen. Er war der persönliche Dolmetscher des KGB-Vorsitzenden, er kam ihm näher als viele andere. Für ihn gab es nichts Geheimes in diesem Labor. Eine der wichtigsten Errungenschaften bestand darin, dass man hier beim Training die Bioenergetik mit der traditionellen, bereits seit Jahrhunderten bekannten Hypnosetechnik verband. Und die Ergebnisse waren überzeugend. Wolodja lernte nicht nur, zweihundertfünfzig Prozent jener schwachen Gabe zu nutzen, mit der ihn die geizige Natur ausgestattet hatte, sondern eignete sich auch alle Techniken und Praktiken an. Er begriff, dass die Gabe an sich nicht viel bedeutete. Wichtig war es nur, seine Fähigkeiten zu trainieren und zu vervollkommnen. Und nur wenige Auserwählte waren in der Lage, das zu tun, das natürliche Potenzial in sich zu entfalten und praktisch zu nutzen.
    Natürlich wusste der Vorsitzende von Wolodjas neuer Leidenschaft, er selbst hatte ihm erlaubt, das Labor zu besuchen. Eines Tages, nachdem er bemerkt hatte, wie viel Zeit Wolodja im Labor verbrachte, sprach er ihn darauf an.
    »Wozu machst du das, mein Junge?«, fragte er mit einem feinen Lächeln. »Was willst du damit erreichen?«
    »Nichts«, antwortete Wolodja offenherzig. »Aber man weiß ja nie, wozu es eines Tages gut sein könnte. Ich könnte zum Beispiel einmal den Schlüssel zum Safe verlieren, und dann wird man ihn nicht aufschweißen müssen, weil ich ihn mit den Augen öffnen kann.«
    Beide brachen in freundschaftliches Gelächter über diesen gelungenen Witz aus. Der Vorsitzende war ein sehr subtiler, gebildeter Mensch, aber er bevorzugte den einfachen, schlichten und unzweideutigen Humor. Wolodjas Witz war ganz nach seinem

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