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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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darauf an, wie man es betrachtet«, lächelte Mischa. »Die Prügel habe zwar ich bezogen, aber abgehauen sind die andern, nicht ich. Lieber Himmel, Anastasija Pawlowna, wie viele Idioten es heute unter den Kriminellen gibt! Ich muss mich wirklich wundern. Warum gelingt es uns nicht, sie alle zu fassen, wenn sie so dumm sind?«
    »Das kann ich Ihnen erklären, Mischa«, lachte Nastja. »Weil es unter uns ebenfalls viele Dummköpfe gibt. Was ist nun mit dem Auto?«
    »Sie wollten, dass ich Leute suche, die den silberfarbenen Audi vor Ihrem Haus gesehen haben. Von diesen Leuten habe ich einige gefunden, aber niemand konnte sich an das Kennzeichen erinnern. So bin ich auf den Gedanken gekommen, Zeugen unter den Autodieben zu suchen. In einem Stadtteil, in dem es viele ausländische Marken gibt, müssen die Autodiebe einen Komplizen haben, der hier wohnt und sich auskennt, der die Autos und ihre Besitzer ausspioniert, die Alarmanlagen, die Garagen und so weiter.«
    »Und Sie haben sich natürlich erkundigt, wie es mit den Autodiebstählen in meiner Gegend aussieht«, bemerkte Nastja.
    »Natürlich. Und da hier ziemlich viele Autos gestohlen und selten wieder gefunden werden, habe ich es riskiert, Ihr zuständiges Polizeirevier aufzusuchen und mit unschuldigen Augen zu fragen, ob es möglich wäre, mich mit dem Komplizen der Autodiebe zusammenzuführen. Zuerst wollten sie natürlich nicht und taten so, als wüssten sie nicht, wovon die Rede ist, aber schließlich gelang es mir doch, sie zu überreden. Sie organisierten für mich ein Treffen mit diesem Mann, flehten mich aber an, ihm nicht zu sagen, dass man im Revier über ihn Bescheid weiß. Sie nehmen ihn nämlich gerade aufs Korn und hoffen, über ihn der ganzen Bande auf die Schliche zu kommen. Und da erscheine ich mit meinen albernen Wünschen.«
    Michail lächelte so charmant und strahlend, dass man sofort begriff, auf welche Weise es ihm gelungen war, die Mitarbeiter der Miliz zu überreden.
    »Jedenfalls, ich habe mit Engelszungen auf ihn eingeredet, was für ein wichtiger Zeuge er sei, was für schreckliche Verbrecher die Besitzer des silberfarbenen Audi seien, wie wichtig es wäre, sie zu fassen und hinter Gitter zu bringen, weil sonst das Übel über die Welt kommen würde. Er wand sich wie ein Regenwurm und wollte partout nicht zugeben, dass er den fremden Audi ins Visier genommen hatte, ebenso wie den schwarzen Saab, der daneben stand. Der Saab hat ihm übrigens besser gefallen, weil er noch ganz neu ist. Wären nicht die Männer im Audi gewesen, hätte Ihr Bekannter seinen Saab nie wieder gesehen.«
    »Und das Kennzeichen? Spannen Sie mich nicht so auf die Folter, Mischa«, flehte Nastja.
    »Das Kennzeichen hat er sich gemerkt. Genauer, er tat so, als hätte er es sich gemerkt. Oh, Anastasija Pawlowna . . .« Mischa hielt es nicht mehr aus und begann, laut zu lachen, aber gleich darauf verzog er schmerzhaft sein Gesicht. Die frische Wunde auf der Wange machte sich bei jeder Bewegung der Muskeln bemerkbar. »Hätten Sie diese Szene gesehen. Ein Kindergarten ist das, nicht mehr und nicht weniger. Hast du dir das Kennzeichen gemerkt? frage ich. Und er druckst herum und murmelt etwas Unverständliches, er sei sich nicht sicher und so weiter, er müsse, um sein Gedächtnis aufzufrischen, mal kurz in die Büsche, die kleine Notdurft verrichten. Geh nur, sage ich, und er geht, bleibt mit dem Rücken zu mir stehen, ich beobachte ihn genau und sehe, dass er etwas ganz anderes verrichtet. Er holt ein Notizbuch aus der Tasche und blättert klammheimlich darin. Verstehen Sie? Er schreibt sich jede Autonummer auf, jede Marke, die Adresse des Besitzers und alle anderen Daten, die die Bande braucht. Aber er kann dieses Notizbuch natürlich nicht vor meinen Augen zücken. Ohne das Notizbuch ist er einfach nur ein Zeuge, der sich die Nummer eines parkenden Autos gemerkt hat. Ich habe natürlich so getan, als hätte ich nichts bemerkt, schrieb mir die Nummer auf, die er mir diktierte, verabschiedete mich höflich und ging los, um die Verkehrspolizei anzurufen. Und da fielen irgendwelche Schwachköpfe über mich her. Offenbar irgendwelche Kumpane des Mannes, mir war nur nicht klar, ob in Sachen Autodiebstahl oder in anderen Angelegenheiten. Der Knabe hatte sich noch keine hundert Meter von mir entfernt, und diese Typen stürzen sich auf mich wie die Wilden. Der Mann kommt zurückgelaufen und brüllt, dass sie mich in Ruhe lassen sollen. Kurz, alles nahm ein jähes Ende, aber

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