Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers
Informationen über die anderen Verbrechen? Von seinen Freunden, die bei der Miliz in anderen Landesregionen arbeiten. Aber verstehen Sie mich richtig, Alexander Semjonowitsch, alles das ist nur eine der möglichen Versionen. Ich habe noch eine zweite, die allerdings verwandt ist mit der ersten. Der Henker ist keiner unserer Kollegen, aber er hat dennoch Freunde bei der Miliz, und zwar nicht wenige, in allen drei Regionen. Es könnten Leute sein, mit denen er dieselbe Universität besucht hat und die er aus dieser Zeit gut kennt. Hier ist Liste Nummer fünf, in der die Mitarbeiter aller Regionen in Abhängigkeit von der Universität aufgeführt sind, die sie besucht haben. Aber diese Liste hat nicht viel praktischen Nutzen, ich habe sie nur für alle Fälle gemacht. Und hier ist schließlich Liste Nummer sechs. Hier finden Sie die Namen der Mitarbeiter, auf die mehrere der uns interessierenden Faktoren zutreffen. Solche Personen zum Beispiel, die bereits vor den großen Personalumstellungen entlassen wurden und einstige Kommilitonen in anderen Dienststellen haben. Solche, die noch im Dienst sind, einstige Kommilitonen in anderen Dienststellen haben und gleichzeitig in den uns interessierenden Fällen ermitteln. Und so weiter. Die Liste ist nicht gerade klein, aber durchaus noch überschaubar.«
»Gut, ziehen wir Bilanz«, sagte Konowalow. »Sie schlagen vor, zwei Personengruppen unter Beobachtung zu stellen: alle Personen, die bisher im Zusammenhang mit den unaufgeklärten Mordfällen unter Verdacht standen, und alle Personen, die auf der Liste Nummer sechs stehen. Habe ich Sie richtig verstanden?«
»Ja. Sie haben mich richtig verstanden.«
»Und warum sagen Sie das so freudlos?«, fragte der General. »Sind Sie müde?«
»Nein. Ich bin nur bei weitem nicht sicher, dass meine Hypothesen stimmen.«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Ihre Version ist nicht die einzige, es gibt noch andere, die wir überprüfen.«
»Dann müssen wir noch eines machen: feststellen, ob die Opfer des Henkers sich jemals im Blickfeld jener Mitarbeiter befunden haben, die mit der Aufklärung dieser Verbrechen befasst waren. Ich habe darüber keine Angaben, und ohne sie komme ich nicht weiter.«
»In Ordnung, ich werde veranlassen, dass Sie diese Informationen morgen bekommen.«
Aus dem Ministerium fuhr Nastja nach Hause. In der Metro versuchte sie, ein Buch zu lesen, aber ständig schwirrten ihr Namen durch den Kopf, Namen und noch mal Namen . . . Sie versuchte, an etwas anderes zu denken, aber es gelang ihr nicht. Immer wieder kamen ihr neue Ideen, was sie noch überprüfen, vergleichen, klären musste.
Zu Hause erwartete sie Alexej, was immerhin hoffen ließ, dass sie etwas Ablenkung finden würde.
»So früh heute?«, wunderte sich Ljoscha. »Draußen ist es noch nicht einmal dunkel, und du bist schon zu Hause. Was ist passiert? Bist du in den Streik getreten?«
Sie verspeiste genussvoll das Abendessen, das er zubereitet hatte, und protestierte nicht einmal dagegen, dass er den Fernseher anstellte. Alexej hörte gern Nachrichten, während er in der Küche saß und Patiencen legte. Deshalb stellte er den Fernseher nebenan auf volle Lautstärke. Nastja konnte laute Geräusche nicht ertragen, aber heute war sie in guter Stimmung und nahm es hin.
Sie hatte das Geschirr abgespült und freute sich bereits auf eine heiße Dusche und auf ihr weiches Bett, als es an der Wohnungstür läutete. Draußen stand Mischa Dozenko, und auch sein ungewöhnlicher Charme und seine Attraktivität konnten nicht über das blaue Auge und den tiefen Kratzer in seinem Gesicht hinwegtäuschen.
»Nicht schlecht!«, sagte Nastja und pfiff durch die Zähne, während sie Mischa von Kopf bis Fuß betrachtete. »Was ist passiert, Mischa? Aber bevor Sie erzählen, müssen Sie sich waschen und Ihr Gesicht in Ordnung bringen.«
Mischa machte sich lange im Bad zu schaffen, er wusch den Schmutz und das angetrocknete Blut von seinem Gesicht und bearbeitete die Wunde mit Wasserstoffperoxid. Als er wieder auftauchte, sah er wesentlich besser aus als vorher. Nastja stellte sofort einen Teller und eine Tasse mit dampfendem Tee vor ihn auf den Tisch.
»Essen Sie etwas, Mischa, erzählen können Sie danach. Suchen Sie immer noch nach dem Auto?«
»Nein, jetzt nicht mehr«, sagte Dozenko, während er sich gierig über das Schnitzel und den Blumenkohl hermachte. »Ich habe die Nummer herausbekommen. Gerade eben.«
»Und wofür hat man Sie so zugerichtet?«
»Kommt
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