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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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schlich auf Zehenspitzen in die Küche. Es war erst kurz nach fünf Uhr und dazu Samstag. Heute hätte sie bis in die Puppen schlafen können, aber sie wusste, dass sie es gar nicht erst zu versuchen brauchte.
    In der Küche war es kalt, sie nahm ein Streichholz und zündete das Gas auf dem Herd an. Dann setzte sie Kaffeewasser auf. Es hatte sowieso keinen Sinn, noch einmal ins Bett zu gehen, sie würde sich nur herumwälzen und Ljoscha beim Schlafen stören. Sie verspürte plötzlich Hunger, öffnete den Kühlschrank und holte einen Teller mit kalten Kalbsschnitzeln heraus, ein Spezialgericht ihres Mannes. Sie schnitt sich eine dicke Scheibe Brot ab, belegte es mit einem Schnitzel und begann nachdenklich zu kauen und dazu den heißen Kaffee zu schlürfen. Warum ging ihr Sauljak nicht aus dem Kopf? Was stimmte nicht mit ihm?
    Besaß er vielleicht hypnotische Fähigkeiten? Daran wäre nichts Besonderes gewesen, es gab Tausende von Leuten, die sich darauf verstanden. Jeder halbwegs gute Psychiater beherrschte diese Technik und wandte sie zur Heilung seiner Patienten an. War es Sauljaks besondere Verschlossenheit? Unsinn. Schließlich war sie selbst auch nicht gerade die Offenherzigkeit in Person. War es seine Unergründlichkeit? Wer sagte denn, dass sie, Anastasija Kamenskaja, die Klügste und Scharfsinnigste von allen war und jeden und alles verstehen musste? Als würde es auf der Welt nicht zahllose Dinge und Menschen geben, die sie nicht verstand. Aber nie hatte sie das so beunruhigt wie bei Pawel Sauljak. Warum? Was stimmte nicht mit ihm? Was war es nur?
    »Erwischt, du Vielfraß«, ertönte plötzlich Ljoschas Stimme hinter ihrem Rücken. »Es ist ein schlechtes Zeichen, wenn man nachts Hunger hat. Bist du vielleicht krank?«
    »Ich habe schlecht geträumt«, sagte sie mit einem schuldbewussten Lächeln. »Habe ich dich geweckt? Entschuldige bitte, mein Schatz.«
    »Macht nichts, es ist ja Wochenende, ich werde noch genug Zeit zum Schlafen haben. Was hast du denn Böses geträumt?«
    »Lach nicht, ich habe geträumt, dass ich Prüfungen in Mathe und Physik ablegen muss, aber von nichts eine Ahnung habe.«
    »Wie bitte?« Er brach in so herzhaftes Gelächter aus, dass Nastja unwillkürlich den Kopf einzog. »Du warst in Physik und Mathe besser als ich, und ich habe es schließlich bis zum Professor gebracht. Was für einen Unsinn du im Kopf hast!«
    »Na bitte, wir sind noch nicht einmal ein Jahr verheiratet, und schon beschimpfst du mich«, bemerkte Nastja seufzend. »Aber lassen wir diesen blöden Traum, Ljoscha. Es geht nicht darum.«
    »Und worum geht es nach deiner Meinung?«
    »Die Frage ist, warum ich ihn geträumt habe.«
    »Aha, das klingt interessant.«
    Alexej zog einen Stuhl zu sich heran und setzte sich Nastja gegenüber an den Tisch. Er streckte die Hand nach Nastjas Kaffeetasse aus, nahm einen Schluck und stellte die Tasse wieder ab.
    »Und warum hast du ihn geträumt, diesen physikalisch-mathematischen Unsinn?«
    »Ganz offensichtlich deshalb, weil mich irgendwo in meinem Unterbewusstsein der Gedanke quält, dass ich einen Fehler gemacht habe. Und jetzt muss ich für diesen Fehler bezahlen. Aber ich komme einfach nicht darauf, was ich falsch gemacht habe, was für ein Fehler das war.«
    Vor Ärger auf sich selbst schlug sie mit der Faust auf den Tisch und verzog schmerzhaft ihr Gesicht.
    »Und auf welche Art und Weise musst du jetzt bezahlen? Weißt du wenigstens das?«
    »Nein, auch das weiß ich nicht.«
    »Kann es sein, dass du dir das alles nur einbildest, Nastjenka? Du kennst weder den Fehler noch seine Folgen.«
    »Vielleicht bilde ich es mir nur ein«, stimmte sie zu. »Aber man bildet sich doch nicht grundlos etwas ein, Ljoscha. Irgendetwas muss da gewesen sein. Aber ich komme einfach nicht darauf. Und darum kriege ich hysterische Zustände, als wäre ich mitten im Klimakterium.«
    »Schon gut, schon gut, du bist eine Hysterikerin, ich habe alles verstanden. Gehen wir noch mal ins Bett, oder ist die Nacht zu Ende?«
    »Wie spät ist es?«
    »Sechs Uhr.«
    »Du lieber Gott, so früh noch? Der ganze Samstag ist dahin. Warum komme ich nie aus dem Bett, wenn ich zur Arbeit muss, und wenn ich bis zum Mittag schlafen könnte, stehe ich mitten in der Nacht auf. . .«
    »Komm, wir gehen noch mal ins Bett und versuchen einzuschlafen. Obwohl. . . du hast ja bereits Kaffee getrunken. Dann gehen wir eben spazieren.«
    »Wie bitte?« Nastja sah ihren Mann fassungslos an. »An einem Samstagmorgen um

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