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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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wieder einmal zu sich eingeladen, und sie kam zu spät. Natürlich würde ihr das niemand übel nehmen, aber trotzdem . . .
    An der Metrostation erblickte sie sofort das Auto ihres Halbbruders.
    »Hallo, Sascha«, sagte sie, während sie auf dem Beifahrersitz Platz nahm. »Verzeih mir bitte meine Dummheit.«
    »Schon gut«, lachte Alexander Kamenskij. »Von dir ist nichts anderes zu erwarten.«
    Er küsste seine Halbschwester, dann betrachtete er sie aufmerksam aus der Nähe.
    »Du bist irgendwie . . .« Er verstummte und suchte nach dem richtigen Ausdruck.
    »Wie bin ich? Gefällt dir etwas nicht?«
    »Nein, so kann man es nicht sagen . . . Aber du siehst irgendwie verändert aus. Ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll. Als wärst du eine andere geworden. Hast du Unannehmlichkeiten?«
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte sie mit einem Schulterzucken.
    »Und du fühlst dich ganz normal?«
    »Eigentlich sogar sehr gut.«
    »Sagst du auch die Wahrheit?«
    »Natürlich sage ich die Wahrheit. Was ist denn los, Sascha? Bei mir ist alles in Ordnung, wirklich.«
    »Nein, ich glaube dir nicht«, widersprach er hartnäckig, während er den Motor anließ. »Ich fühle, dass mit dir etwas nicht stimmt.«
    Sie waren schon die halbe Strecke bis zum Haus gefahren, als Nastja sich plötzlich anders besann.
    »Du hast Recht, Sascha«, sagte sie. »Mit mir stimmt wirklich etwas nicht.«
    »Bist du krank?«, fragte ihr Halbbruder beunruhigt.
    »Nein, es ist etwas anderes. Ich war vor kurzem auf einer Dienstreise. . .«
    »Ja, ich erinnere mich, Ljoscha hat davon erzählt. Und was war auf dieser Dienstreise?«
    »Ich habe einen sehr seltsamen Menschen kennen gelernt. Und aus irgendeinem Grund beunruhigt mich das ständig.«
    »Du lieber Gott«, rief Alexander aus. »Hast du dich etwa verliebt?«
    Nastja lachte laut auf. Die Vermutung ihres Bruders kam ihr völlig aberwitzig vor.
    »Warum lachst du? Willst du mich erschrecken?«
    »Nein, keine Angst, ich habe mich nicht verliebt. Kein Gedanke.«
    »Und was ist es dann?«
    »Genau das kann ich nicht verstehen. Und deshalb bin ich beunruhigt. Weißt du, ich habe das unangenehme Gefühl, dass ich etwas gesehen habe, etwas sehr Wichtiges, aber ich habe es nicht ernst genommen. Und das quält mich.«
    »Die Sorgen einer Ermittlungsbeamtin? Das ist erlaubt«, sagte Kamenskij großmütig. »Hauptsache, Ljoscha muss nicht leiden.«
    »Natürlich«, stichelte Nastja, »du denkst nur an ihn und nicht an mich.«
    »Männersolidarität«, lächelte er. »Wir sind da. Lass uns schnell hinaufgehen, ich habe Hunger. Dein Mann muss etwas unglaublich Köstliches gekocht haben. Er hat mir nicht erlaubt, die Küche zu betreten, aber der Geruch in der Wohnung war Schwindel erregend.«
    Sascha hatte Recht. Der Geruch erreichte sie bereits im Treppenhaus und war wirklich verlockend. Dascha kam ihnen entgegen und fiel Nastja um den Hals.
    »Ich habe dich so vermisst, Nastjenka!«
    Nastja war überrascht. Sie hatten sich erst vor zwei Wochen gesehen. Der kleine Sascha war acht Monate alt geworden, und Nastja war zu den beiden gefahren, um zu gratulieren. Aber sie zweifelte nicht an Daschas Aufrichtigkeit. Diese junge Frau war einfach von Natur aus nicht in der Lage, sich zu verstellen. Dafür liebte Nastja sie auch so.
    »Wem hast du heute meinen einzigen Neffen überlassen?«, fragte sie, während sie ihre Jacke abnahm und auf einen Bügel hängte.
    »Seiner Großmutter.«
    »Welcher?«
    Dascha deutete mit dem Kopf auf ihren Mann.
    »Meiner Schwiegermutter.«
    »Und wie ist es mit Saschas und meinem Vater? Nimmt er keinen Anteil am Wohl seines Enkels?«
    »Aber nicht doch, Nastja«, sagte Dascha vorwurfsvoll. »Pawel Iwanowitsch ist ein sehr besorgter Großvater, er hilft uns ständig. Bist du ihm böse, weil er deiner Mutter nicht geholfen hat, dich großzuziehen?«
    »Er hat auch meiner Mutter nicht sehr dabei geholfen, mich großzuziehen«, bemerkte Alexander. »Immerzu war er auf Geschäftsreisen. Aber man sagt ja nicht umsonst, dass das erste Kind die letzte Puppe ist und erst der Enkel das erste Kind. Wahrscheinlich stimmt das. Wenn du erst einmal ein eigenes Kind hast, Nastja, dann wirst du schon sehen. Sein Großvater wird ihm nicht mehr von der Seite weichen.«
    »Das glaube ich nicht«, lächelte Nastja, die merkte, dass das Gespräch in die falsche Richtung ging. »Wenn ich irgendwann ein Kind haben sollte, dann wird es für Pawel Iwanowitsch bereits der zweite Enkel sein. Und das ist etwas

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