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Anastasya (German Edition)

Anastasya (German Edition)

Titel: Anastasya (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Mitterer
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vertraut…
    „Ich wüsste gern, warum du heute da rein musst“, erklärte Daniel.
    „Ich weiß es nicht“
    „Na großartig. Da passe ich einmal nicht auf dich auf und du machst wieder einen Haufen Blödsinn! Wäre es so schlimm gewesen, bei mir zu bleiben? Ach, du machst mich manchmal wahnsinnig“, fing er an, mir eine Standpauke zu halten. Ich schüttelte den Kopf, als Zeichen, dass ich ihm nicht zuhörte. Ich hatte meinen ganzen Respekt vor ihm verloren. Wer bitte sah die Frau, mit der er das letzte vierteil seines Lebens verbracht hatte (gute 50 Jahre) und die er vor die Tür gesetzt hatte, und hielt ihr dann einen Vortrag darüber, dass sie nicht gut genug für ihn war? Antwort: Daniel. Aber ich war froh, dass er so reagierte, denn so fiel es mir wenigstens leichter, ihn zu vergessen.
    „Und warum bist du hier?“, ich unterbrach ihn. Zuerst schaute er mich scharf an, weil ich das getan hatte, dann senkte er seinen Blick.
    „Dein Bruder… ist nicht mehr“
    Ich verstand nicht, was er meinte… hatte er ihn getötet oder kastriert?
    „Was ist mit ihm?“
    „Er liegt in Graz im Dom im Glockenturm. Heilige Scheiße, in dem verdammten Kloster ist heutzutage viel los…“
    Da fiel mir etwas ein. Ich grinste. „Weißt du noch, wie bei uns das Fenster offen war…?“ Und ein paar Jugendliche uns vom Dom aus beim Sex zusahen, bzw. Fotos machten…
    Er nickte grinsend. „Ohja!“ Ungünstigerweise konnte man von einem der vier Fenster des Glockenturms des Doms direkt in unser Schlafzimmer schauen. Und wir hatten das Fenster geöffnet.
    Zufälligerweise standen die Jugendlichen gerade im Turm, als wir… uns liebten.
    „Und wieso bist du jetzt hier? Mord interessiert niemanden“, das war traurig aber leider wahr. Wenn einer einen anderen killte, dann kümmerte das doch den König nicht.
    Aber was ihm Sorgen bereitete war, wenn jemand es vor den Augen von Menschen tat. Ich konnte mir schon denken, dass Daniel genau das gemacht hatte. Wenn er die Chance bekam, Adam den Kopf abzureißen, dann war es ihm egal wann und wo.
    „Es gab ein paar Zeugen… Und es tut mir leid…“, murmelte er.
    Ihm hatte nichts leid zu tun, wenn ich ihn das nächste Mal gesehen hätte, hätte ich es selbst gemacht. Ich hätte ihn natürlich zuerst in eine leere Fabrik oder ein unbewohntes Haus gezerrt aber ja.
    Das komische war, dass es mir gleichgültig war, dass ich Daniel jetzt das letzte Mal sah. Sobald er aufgerufen wurde und in den Raum gehen musste, war es vorbei. Er würde nicht mehr heraus kommen, natürlich schon, aber nicht durch diese Tür.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Teil 2:
     
     
     
    -Über den Tellerrand hinaus-
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    -8-
     
     
     
     
     
    Und von mir würde er keine Abschiedsumarmung bekommen. Er brauchte sich nichts zu erwarten. Er hatte gesagt, dass er mich nie wieder sehen wollte, das konnte er haben. Den Einbruch der Dunkelheit würde er vielleicht sogar nicht einmal mehr sehen. Es würde sein letzter Sonnenuntergang sein. anhand dessen, wie hoch die Sonne stand schätzte ich diese Zeit auf zwei Stunden, höchstens.
    Ich wusste, dass all diese Leute hier drin vor Sonnenuntergang noch abgehandelt wurden. Einigen war das sehr wohl bewusst, sie saßen da und spielten mit dem Gedanken, ihren Sitznachbarn zu bitten, ihnen schnell den Kopf abzureißen. Aber keiner der hier sitzenden, außer denen, die sowieso dem Tode geweiht waren, würde dieser Bitte nachgehen.
    Ich hätte es auch nicht getan.
    Der Raum leerte sich nach und nach. Scheinbar war ich eine der letzten. Langsam beschlich mich immer mehr das Gefühl, oder der Gedanke, ja der Instinkt, dass ich bald dran kommen würde.
    Daniel stand immer noch vor mir. Bis er endlich aufgerufen wurde.
Ich sah ihn nicht an, das hatte er nicht verdient. Er legte seine Hand an mein Kinn und hob meinen Kopf hoch. Ich wusste nicht, was er vorhatte, aber als er mich küsste bekam er einen gezielten Tritt dorthin, wo er ihn von mir nie erwartet hätte.
    „Du bist das letzte“, zischte er, während er von zwei Mitgliedern der Leibgarde abgeführt wurde.
    „Aber immer noch über dir“, murmelte ich und beobachtete, wie er in den Raum geschoben und die Tür hinter ihm geschlossen würde.
    Jetzt stellten sich zwei weitere Muskelprotze vor mich. „Du wirst bereits erwartet“, erklärte einer von ihnen und deutete auf die riesige Treppe neben der Tür am anderen

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