Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasya (German Edition)

Anastasya (German Edition)

Titel: Anastasya (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Mitterer
Vom Netzwerk:
Im Grunde hatte keiner von uns damit gerechnet, dass es einfach so von einer Sekunde auf die andere vorbei sein würde, aber genau das war passiert.
    Wir beide waren überrascht gewesen und ich konnte mir vorstellen, dass er sich genauso fühlte wie ich, aber ich konnte daran nichts ändern. Ich wollte noch keine Kinder. Ich war auch noch nicht im richtigen Alter. Die Phase, in der ich schwanger werden konnte, hatte noch nicht eingesetzt. Und darüber war ich auch froh. Ich hatte keine Eile.
    Lena schaffte es während der ganzen Fahrt nicht mehr, die Klappe zu halten. Und wir fuhren fast zwei Tage durch. Das war wieder einer dieser unendlichen Momente, in denen ich mir wünschte, einfach einschlafen und den Mist nicht mehr mitbekommen zu können.
     
    Ich war so froh, als wir endlich am Ende der Strecke waren und sie für ein paar Minuten, in denen wir den Zug verließen, den Mund hielt.
Sie bewegte sich langsam und vorsichtig hinter mir her. Man könnte fast meinen, sie versteckte sich, aber wovor versteckte sie sich!?
    Ich erkannte es gleich.
    Da waren zwei Männer der Leibgarde.
    Mir stockte der Atem, als sie in unsere Richtung schauten.
    „Schon auf dem Weg?“, fragte einer mich.
    Ich nickte. „Natürlich“
    „Gut“, sagte der andere schnell. Das waren die zwei, die mich in Daniels Wohnung besucht hatten. Sie hatten mich wieder erkannt. Und sie kannten vermutlich meinen Namen und wussten alles über mich, was es zu wissen gab. Der eine sah mich an, als würde er sich mich unter ihm im Bett vorstellen. Ich kniff die Augen zu und überlegte dann, in welche Richtung ich musste.
    „Wo muss ich denn hin?“, fragte ich dann. Das war ja lächerlich, tagelang herum zu irren, wenn ich zwei Männer vor mir steh en hatte, die den Weg kannten. Beide deuteten in eine Richtung. „Danke“, sagte ich, packte Lenas Arm und zog sie weiter. Ich wollte mich nicht in ein Gespräch einwickeln lassen, das führte zu nichts gutem.
    „Die kennen dich?“, fragte sie beunruhigt.
    Ich nickte. „Ich wünschte, ich könnte nein sagen“, murmelte ich. Aber ich konnte nicht. Und ich fand mich langsam damit ab, dass ich schon einen miesen Ruf hatte. Scheiße. Zum Glück hatte ich etwas, das sich gewaltiges Ego nannte. Ohne das wäre ich verloren.
    „Neben dir komme ich mir immer so unerfahren und naiv vor“
    Ich grinste und schüttelte den Kopf. Dann zuckte ich die Schultern.
    „Weil du es bist“, antwortete ich.
    Sie schaute mich enttäuscht an. Das klang vielleicht gemein, aber es war doch so. Sie war natürlich immer noch älter als ich, aber ich hatte schon viel mehr dummes Zeug gemacht. Und ich glaube nicht, dass sich das irgendwann ändern würde. Dazu war sie zu feige.
     
    Weitere zwei Tage später sah ich es vor mir. Wir waren gerade ein paar Schritte aus dem Wald hervor getreten, da stand es auf einmal auf einer großen freien Fläche. Das riesige Anwesen. Ich riss den Mund auf und bekam ihn nicht mehr zu. Lena verhielt sich ähnlich. „Wie cool ist das denn?!“, rief sie überrascht.
    „Richtig cool, nicht wahr?“, raunte es hinter uns. Ich drehte mich panisch um. Verflucht. Es waren zwei von ihnen. IHNEN. Und noch etwa vier andere. Einer von den Vieren grinste mich an. Es war schon wieder der Selbe. Der, der mir vor zwei Tagen die richtige Richtung gedeutet hatte und der mir in Graz in der Wohnung eine Heidenangst eingejagt hatte. Die anderen schauten ihn an und sogar DIE ZWEI drehten sich um.
„Was ist mit dir?“, fragte der größere. Er hatte dunkelbraune, ziemlich kurze Haare und leuchtend grüne Augen wie Smaragde.
    „Das ist sie“, antwortete mein Kumpel kurz.
    ER grinste. „Ich hab schon viel von dir gehört“, sagte er, immer noch amüsiert.
    „Wahrscheinlich nur Blödsinn“ – Verdammt. In diesem Moment hätte ich mir gerne selbst den Kopf abgerissen. Was zur Hölle fiel mir bitte ein, so mit ihm zu reden? Lena sah so aus als würde sie sich gleich übergeben. Sie verschwand immer mehr hinter mir. Zu ihrem Glück war ich größer als sie. Ich hätte mich auch gerne hinter jemandem versteckt. Aber leider wollten mich alle, die groß und breit genug waren, um mich zu verdecken, im Moment gegen mich.
    Aber er reagierte nicht so, wie ich es erwartet hatte. Er lachte.
    Großartig.
    Wirklich großartig.
    Ich schaute ihn verwirrt an. Er grinste noch breiter. Blödes Sackgesicht!
    „Wir sollten jetzt weiter gehen“, einer der massiven Typen hinter ihm legte ihm die Hand auf die Schulter. Er nickte

Weitere Kostenlose Bücher