Anastasya (German Edition)
nur und tat, was ihm gesagt wurde. In einer einzigen Bewegung drehten sie sich alle um und verschwanden. ER drehte sich noch einmal um, grinste und schüttelte den Kopf.
Als er weg war stellte sich Lena vor mich. „Was rennt eigentlich in deinem Scheiß Kopf ab, wenn du solche Dinge sagst?“, fuhr sie mich an. Sie starrte mich wütend an.
„Nichts“, antwortete ich. Meine Stimme klang kraftlos. Das war ja genau mein Problem. Ich dachte nicht nach, wenn ich solche Dinge sagte. Und im darauf folgenden Moment hasste ich mich dafür.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte sie. Ich schaute zum Himmel. Die Sonne stand direkt über uns.
„Ich gehe da jetzt rein… Wenn ich den Eingang finde“
„Und was mache ich?“
„Ist mir egal“
Lena blieb wie angewurzelt stehen, als ich mich in Bewegung setzte.
„Ich warte hier“
„Ich hoffe für dich, dass ich zurückkomme“. Das war gelogen. Ich hoffte nicht für sie, sondern für mich.
Es war unglaublich.
Ich fand den verdammten Eingang und kam als erstes in einen riesigen Raum. Es sah aus wie ein Wartezimmer bei Zahnärzten. Und da saßen viele. Und alle starrten mich an, als ich herein kam. Ich versuchte, mich wie ein verdammtes Model zu verhalten und stolzierte zu einem leeren Stuhl. Neben mir saß ein kleiner Junge, der einfach nicht still sitzen konnte. Er schaukelte hin und her und stieß dabei jedes Mal mit seinem Knie gegen meine Hüften. Nach fünf Minuten war ich so genervt, dass ich am liebsten aufgesprungen wäre und ihm den Hals umgedreht hätte.
Erst nach gut einer halben Stunde kam seine Mutter auf die Idee, dass ich vielleicht leicht genervt war. Sie sagte, dass er endlich still sitzen sollte. Ach wirklich, dachte ich sarkastisch und kniff die Augen zu.
Ich kann mich an den Raum nur noch vage erinnern. Ich hatte andere Dinge zu denken, als mich auf die Architektur zu konzentrieren. Für mich musste ein Raum nur eines haben: Eine Tür, damit man sie schließen konnte und endlich allein war.
Aber es gab ein paar Säulen und einen langen Tisch, auf dem Pflanzen standen. Ich fragte mich, wer die goss. Dann wurde die Tür am anderen Ende des Raumes geöffnet und es wurde ein Name gerufen. Ich beobachtete, dass sich jemand erhob und zu dem Mitglied der Leibgarde ging. Er wurde unsanft durch die Tür gestoßen, sodass er in dem Raum, vermutlich saß da der ganze Rat, als erstes auf die Knie fiel. Meine Angst, was mit mir passieren konnte, wurde größer. Vor allem, weil ich hier niemanden sah, den ich kannte.
Vielleicht war ich auch nur hierher geholt worden, um mir meine Schwester zu holen. Womöglich kam Estefania damit nicht klar.
Das wunderte mich nicht. Ihr Aggressionsproblem war längst kein Geheimnis mehr. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass Thalia ein stilles Kind war.
Vielleicht lebte sie auch gar nicht mehr. Darauf hoffte ich irgendwie. Ich hatte hier verdammt viel Zeit um nachzudenken. Ich saß nämlich gen ganzen Tag dort. Einer nach dem anderen ging rein, die meisten kamen nicht zurück. Langsam fühlte ich mich wie auf meiner Beerdigung. Ich saß hier mit einem Haufen potentieller Leichen. Gut, theoretisch waren wir alle bereits tot, aber ich meine so richtig. Tot tot.
Als nächstes passierte etwas Seltsames. Die Tür öffnete sich wieder und es kam jemand herein, den ich kannte. Er war groß und sein Körper war perfekt. Daniel. Er sah so aus, als würde er nicht mehr lange durchhalten, als würde er gleich zusammen brechen. Ich starrte ihn fassungslos an. Er hatte eine ähnliche Miene.
Aber er sah irgendwie anders aus. Verzweifelt. Kreidebleich. Unmotiviert. Als er mich erkannte ging er in meine Richtung. „Was zum Teufel hast du hier verloren?“, fragte er. Irgendwie klang er nicht so, als freute er sich, mich hier zu sehen. Ich konnte verstehen warum. Man wünschte niemandem, hier her kommen zu müssen. Ich antwortete nicht. „Nein wirklich, was machst du hier?“. Fragte er erneut.
Ich dachte daran, dass vor ein paar Tagen Gründonnerstag war und heute oder morgen Ostern sein würde. „Ostereier färben und Kuchen backen, und du?“
Ich grinste ihn an. Es war komisch, aber in solchen Situationen konnte ich nicht in der Ecke sitzen und weinen. Ich konnte es nicht. Da riss ich lieber dumme Witze darüber, dass vielleicht bald alles vorbei war.
Die Vampire um uns herum starrten mich an. Sie konnten nicht fassen, was ich gerade gesagt hatte. Offensichtlich waren sie noch nicht so mit Sarkasmus
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