Anastasya (German Edition)
nach oben in den Himmel. Auf den Mond. Fast Vollmond… na und? – Scheiße, Vollmond!
Marius schaute mich ernst an. „Willst du…“
Ich schüttelte den Kopf. Nein!
Vollmond… wie konnte ich das nur vergessen? Die Nacht, die ich schon seit längerem fürchtete, die in ziemlich schnellen Schritten immer näher kam.
Es war für ihn eine unangenehme Zeit, vor allem, weil er jetzt das erste Mal in seinem Leben jemanden hatte, mit dem er dann das anstellen konnte, was er wollte, wofür er bestimmt war.
Jede Vollmondnacht war er in der Lage, sich fortzupflanzen. Wodurch? Durch mich, funktioniert nach genau demselben Prinzip wie bei Menschen, nur dass es eben nur bei Vollmond geht.
Eine Nacht, in der der Sex wahrscheinlich unheimlich gut wäre, aber ich ihn nicht ranlassen werde.
Wir hatten nie groß darüber geredet. Anscheinend hatten wir beide den Moment irgendwie verdrängt. War ja auch verständlich, oder? Vor allem für Marius. Was hatte er bloß gemacht, als er mich noch nicht hatte?
„Was werden wir tun?“, fragte ich ihn.
Er zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht. Was hast du denn bisher gemacht?“
In meinen Kopf spielte sich ein Szenario ab.
Eine kurze Diskussion mit Daniel, gefolgt davon, dass ich zum Schrank ging und die Ketten holte. Ja, ich habe ihn einmal im Monat, jede Vollmondnacht, ans Bett gekettet! Es war eine Notwendigkeit, ohne die ich mein Leben längst zerstört hätte.
„Ich könnte mir einen Kartoffelsack anziehen“, schlug ich vor.
Er schüttelte den Kopf. „Das bringt nichts, ich weiß wie du nackt aussiehst“, erklärte er.
„Aha, also siehst du mich jetzt auch nackt?“
„Meistens“
„ Ich kann dich ans Bett ketten, wenn du willst“, murmelte ich, ohne ihn anzusehen.
„Und das hilft?“, fragte er skeptisch.
Ich nickte. „Dir nicht, aber es erfüllt seinen Zweck… Nur, wo kriegen wir Ketten her?“
„Die lassen sich sicher irgendwie auftreiben“, murmelte jemand vom Ufer des Sees. Ich schaute zu dem Mann. Tristan und Jacob standen da.
Marius senkte den Blick. Seine Wangen liefen rot an. Er war peinlich berührt. Er schämte sich. Wofür?
„Gut, ich würde es trotzdem bevorzugen, wenn ihr uns allein lassen würdet!“, sagte ich streng.
„Wir würden Euch auch gerne alleine lassen… aber wir haben Befehl, Euch sofort nach Hause zu bringen, der König will Euch sehen“, erklärte Tristan. Jacob nickte.
Marius stöhnte auf. Er schaute mich ernst an. „Ich weiß, worüber er mit dir reden will“, flüsterte er unruhig.
Ich nickte. Ich wusste es auch.
„Es wäre äußerst hilfreich, wenn Ihr aus dem Wasser kommt“, erklärte Jacob.
„Ach, denkst du das?“, erwiderte ich gereizt.
Marius schüttelte grinsend den Kopf, nahm meine Hand und ging zum Ufer. Er musste mich nicht hinterher ziehen, ich folgte ihm freiwillig, wenn auch zaghaft. Ich wollte nicht mit seinem Vater über dieses Thema reden. Es war schlimm genug, mit mir selbst darüber zu reden. Ich hasste es, mit mir selbst zu diskutieren. Aber noch schlimmer war es, gar nicht zu diskutieren.
Mit Marius‘ Vater würde es keine Diskussion geben. Er würde mir sagen, was er verlangte und mich dann wieder gehen lassen. Ich hasste so etwas….
Marius zog sein T-Shirt aus, wand es aus und zog es wieder an. Ich beobachtete ihn genau.
Er grinste. „Machst du das jetzt auch?“, fragte er
„Nein, schlimm genug wenn du morgen Nacht an meinen nackten Körper denken musst“, antwortete ich und wechselte einen flüchtigen Blick mit Tristan. Marius lachte, doch Tristan schaute mich fassungslos an. „Ich würde nie…“ – ich unterbrach ihn.
„Ich weiß!“, beruhigte ich ihn. Allein der Verdacht, dass er so etwas denken würde, könnte ihm den Kopf kosten.
„Lasst uns gehen“, beschloss Marius und nahm meine Hand wieder. Er schaute sich kurz um. Ich tat es ebenfalls. An manchen Stellen war der See bereits wieder zugefroren. Unglaublich, wie schnell das ging wenn es erst einmal dunkel wurde. Wie schön musste es sein, die Kälte zu spüren? Wie schön musste es sein, den Wind nicht nur zu sehen, sondern ihn auch als angenehm oder gut zu empfingen.
„Worüber denkst du nach?“, fragte Marius, als er meinen sehnsüchtigen Blick bemerkte.
Ich zuckte die Schultern und schaute zu ihm. „Nichts“
Er nickte. „Na gut, gehen wir… komm“, er machte ein paar Schritte und wartete, dass ich ihm folgte. Ich zögerte, dann tat ich es. Ich musste ihm vertrauen. Ich musste mir selbst
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