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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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man tun konnte, um zur Verbesserung des Lebens im Konzent beizutragen. Bis dahin würden wir den Luxus genießen, verschiedene Sachen auszuprobieren, um zu sehen, ob sie uns gefielen.
    Fraa Orolo zum Beispiel und sein fortdauerndes Gespräch mit der Bibliothekstraube. Wir waren zu weit nördlich. Die Trauben fühlten sich nicht wohl. Aber wir hatten immerhin einen Südhang, zwischen den Seitenbäumen und der äußeren Konzentmauer, wo sie zu wachsen geruhten.
    »Imkerei«, sagte Arsibalt, als ich ihn fragte, was ihn interessierte.
    Ich lachte bei der Vorstellung von Arsibalt inmitten einer Wolke von Bienen. »Ich habe immer gedacht, du würdest bei einer Arbeit an leblosen Dingen landen, die nicht im Freien ausgeführt wird«, sagte ich. »Ich dachte, du würdest Buchbinder.«
    »Zu dieser Jahreszeit ist die Imkerei eine Arbeit an leblosen Dingen, die nicht im Freien ausgeführt wird«, bemerkte er. »Wenn die Bienen aus dem Winterschlaf kommen, werde ich vielleicht nicht mehr so viel dafür übrig haben. Und was ist mit dir, Fraa Erasmas?«
    Arsibalt wusste es zwar nicht, aber das war ein heikles Thema. Es gab noch einen Grund, warum man eine Nebenbeschäftigung brauchte: Wenn man sich nämlich als unfähig erwies, irgendetwas anderes zu tun, konnte man Bücher und Schreibsäle und den Dialog abschreiben und den Rest seines Lebens als eine Art Arbeiter zubringen. Das nannte man »zurückfallen«. Es gab viele solche Avot, die Essen kochten, Bier brauten und Steine hauten, und alle Welt wusste, wer sie waren.
    »Du kannst dir so was Komisches wie die Imkerei aussuchen«, bemerkte ich, »und es wird nie mehr als ein exzentrisches Hobby sein – weil du nie wirst zurückfallen müssen. Nicht solange die RAF nicht plötzlich einen ganzen Schwarm von Genies rekrutieren. Für mich ist die Chance zurückzufallen etwas größer, und ich muss mir etwas aussuchen, was ich achtzig Jahre lang machen könnte, ohne verrückt zu werden.«
    Jetzt verschenkte Arsibalt eine Gelegenheit, mir zu versichern,
dass ich wirklich klug sei und so etwas nie passieren würde. Es machte mir nichts aus. Nach meinem schonungslosen Gespräch mit Tulia sechs Wochen zuvor verbrachte ich weniger Zeit damit, mir den Kopf zu zermartern, und mehr mit dem Versuch, Dinge zu erledigen. »Es gibt ein paar Möglichkeiten«, sagte ich zu ihm, »die Instrumente auf dem Sternrund so funktionieren zu lassen, wie sie eigentlich sollen.«
    »Diese Möglichkeiten wären um einiges vielversprechender, wenn du tatsächlich Zugang zum Sternrund hättest«, gab er zu bedenken. Er konnte beruhigt so reden, da wir durch trockenes Laub wateten und niemand in der Nähe war, es sei denn, Suur Trestanas hatte sich mit gespitzten Ohren in einem Blätterhaufen versteckt.
    Ich blieb stehen und hob das Kinn.
    »Erwartest du, dass ein Inquisitor aus einem der Bäume fällt?«, fragte mich Arsibalt.
    »Nein, ich schaue es mir nur an«, sagte ich und meinte damit das Sternrund. Von hier, von dieser kleinen Anhöhe aus hatten wir eine gute Sicht darauf. Aber so, wie wir in das Wäldchen eingebettet waren, würde man uns vom Mynster aus nur schwer entdecken können, sodass ich mit einem ruhigen Gefühl einen langen Blick darauf warf. Das Zwillingsteleskop der Saunts Mithra und Mylax befand sich in derselben Position wie während der etwa drei Monate, seit wir ausgeschlossen waren: auf den Nordhimmel gerichtet.
    »Ich dachte, falls Orolo sich mit dem M & M etwas angeschaut hat, was sie ihn nicht sehen lassen wollten, könnte die Richtung, in die er das Teleskop am letzten Tag vor der Schließung gedreht hat, uns Hinweise geben. Vielleicht hat er in dieser Nacht sogar Bilder gemacht, die noch anzuschauen sind.«
    »Kannst du aus der jetzigen Position des M & M irgendwelche Rückschlüsse ziehen?«, fragte Arsibalt.
    »Nur, dass Orolo sich etwas über dem Pol anschauen wollte.«
    »Und was befindet sich über dem Pol? Abgesehen vom Polarstern?«
    »Das ist es ja«, antwortete ich. »Nichts.«
    »Wie meinst du das? Da muss etwas sein.«
    »Es verhunzt mir aber meine Hypothese.«
    »Und die wäre, bitte? Kannst du sie mir erläutern, während wir zu einem Ort gehen, wo es warm ist und etwas zu essen gibt?«

    Ich setzte mich wieder in Bewegung und sprach zu Arsibalts Hinterkopf, während ich ihn einen Weg durch das Laub bahnen ließ. »Ich hatte angenommen, es wäre ein Felsbrocken.«
    »Du meinst, ein Asteroid«, sagte er.
    »Genau. Felsbrocken kommen aber nicht über den Pol.«
    »Wie

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