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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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einmal ein paar Rollschuhe.
    Jüngere Hierarchen gingen in der Gruppe umher und teilten verschiedene Dinge aus. Ich bekam eine Einkaufstüte aus dem örtlichen
Warenhaus, in der sich eine Latzhose, ein Hemd, Unterhosen, Socken und ganz unten ein Paar Wanderschuhe befanden. Kurz darauf wurde mir ein Rucksack mit einer Wasserflasche, einem Polybeutel mit Toilettenartikeln und einer Geldkarte überreicht.
    Es gab auch eine Armbanduhr. Ich brauchte eine Weile, bis mir klar wurde, warum. Wenn wir erst einmal ein paar Meilen von Saunt Edhar entfernt wären, hätten wir keine Möglichkeit mehr, die Uhrzeit zu wissen.
    Suur Trestanas sprach zu uns. »Euer Ziel ist der Konzent Saunt Tredegarh«, verkündete sie.
    »Ist das eine Konvox?«, fragte jemand.
    »Jetzt ja«, antwortete sie. Das würgte erst einmal jede Diskussion ab, da alle damit beschäftigt waren, diese Neuigkeit aufzunehmen.
    »Wie kommen wir da hin?«, wollte Tulia dann wissen.
    »Auf jede euch mögliche Weise«, sagte Trestanas.
    » Was?! « So oder so ähnlich kam es von allen Evozierten gleichzeitig. Ein Teil der Vokoromantik – ein kleiner Trost dafür, dass man von allen, die man kannte, fortgerissen wurde – bestand darin, dass man, so wie Fraa Paphlagon, in irgendeinem Vehikel von dannen befördert wurde. Stattdessen hatte man uns mit Wanderschuhen ausgestattet.
    »Im Freien ist es euch am Tag wie in der Nacht untersagt, Kulle und Kord zu tragen«, fuhr Trestanas fort. »Sphärs dürfen höchstens Faustgröße haben und nicht als Lichtquelle benutzt werden. Ihr dürft nicht alle zusammen durch dieses Tor hinausgehen – wir werden euch in Gruppen zu zweit oder dritt losschicken. Später könnt ihr euch, wenn ihr wollt, irgendwo in einiger Entfernung des Konzents wieder treffen. Vorzugsweise unter irgendeinem Dach.«
    »Wie gut ist die Auflösung ihrer Überwachungsgeräte?«, fragte Lio.
    »Wir haben keine Ahnung.«
    »Saunt Tredegarh ist zweitausend Meilen entfernt«, bemerkte Barb. Falls das jemanden interessierte. Was es tat.
    »Es gibt lokale, mit Archs verbundene Organisationen, die versuchen, Fahrzeuge und Fahrer aufzutreiben, um euch dorthin zu bringen.«
    »Himmelswartleute?«, fragte Arsibalt – und kam mir damit zuvor.
    »Manche von ihnen«, antwortete Trestanas.
    »Nein danke!«, ereiferte sich jemand. »Eine von diesen Leuten hat
während der Apert versucht, mich zu bekehren. Ihre Argumente waren erbärmlich.«
    »Ho, ho, ho, ho, ho!«, machte jemand in meiner unmittelbaren Nähe.
    Ich drehte mich um. Es war Fraa Jad, der mit seiner Einkaufstüte und seinem Rucksack hinter mir stand. Er lachte nicht sehr laut, sodass ihn sonst niemand gehört hatte. Er roch nach Rauch. Bis jetzt hatte er sich noch nicht die Mühe gemacht, einen Blick in die Einkaufstüte zu werfen. Er sah meinen Kopf herumfahren und schaute mir – höchst belustigt – in die Augen. »Die Machthaber müssen sich die Hosen nass machen«, sagte er, »oder was immer sie heutzutage tragen.«
    Alle anderen waren so verwirrt von allem, was passiert war, dass sie nicht viel sagen konnten. Hier war ich im Vorteil: Ich hatte mich daran gewöhnt, verwirrt zu sein. So wie Lio sich daran gewöhnt hatte, auf den Kopf geschlagen zu werden.
    Ich kletterte auf eine Steinbank, die so aufgestellt worden war, dass Besucher auf ihr sitzen und die Planetenmaschine betrachten konnten. »Im Süden des Konzents, nicht weit vom Jahrhunderttor entfernt, findet ihr westlich des Flusses ein großes Dach auf Stelzen, das einen Kanal überspannt. Daneben steht eine Maschinenhalle. Ihr könnt sie nicht verpassen. Es ist das bei Weitem größte Gebäude in dem Viertel. Dort können wir uns unter einem Dach treffen. Geht in kleinen Gruppen dorthin, wie Suur Trestanas gesagt hat. Wir werden später dort zusammenkommen und uns einen Plan ausdenken.«
    »Um welche Zeit sollen wir uns treffen?«, fragte einer der Hunderter.
    Ich überlegte.
    »Lasst uns zusammenkommen, wenn wir – ich meine, wenn sie – zur Provene läuten.«

Teil 6
    PEREGRIN

    Peregrin: (1) In altem Sprachgebrauch die Epoche, die mit der Zerstörung des Tempels von Orithena minus 2621 begann und mehrere Jahrzehnte später mit der Blüte des Goldenen Zeitalters von Ethras endete. (2) Ein Theor, der Orithena überlebte und in der alten Welt umherwanderte, manchmal allein und manchmal in Gesellschaft von seinesgleichen. (3) Ein Dialog, der angeblich aus dieser Epoche stammt. Viele wurden später aufgeschrieben und in die Literatur der

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