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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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sagte, bis mir wieder einfiel, dass Extras mehr als drei Dinge besitzen durften und dass diese ihnen oft als Aufhänger für oberflächliche Konversation dienten.
    »Danke«, probierte ich es. »Zu dumm, dass sie nicht funktioniert.«
    Er kicherte. »Keine Sorge. Wir bekommen euch schon dorthin!« Ich mutmaßte, dass er zu den Einheimischen gehörte, die sich bereit erklärt hatten, uns zu fahren. »Schau mal, da drüben ist einer, der möchte dich sprechen. Wussten nicht, ob wir, na ja, ihn durchlassen sollten.«
    Ich warf einen Blick hinüber und sah einen Mann mit einem schwarzen Ofenrohr auf dem Kopf, der in der Sonne stand und mich anfunkelte.
    »Bitte schick Sammann her«, sagte ich.
    »Das ist doch nicht dein Ernst!«, zischte Arsibalt, als Ferman außer Hörweite war.

    »Ich habe ihn holen lassen.«
    »Wie hast du es angestellt, einen Ita holen zu lassen?«
    »Ich habe Cord gebeten, es für mich zu tun.«
    »Ist sie hier?«, fragte er in völlig verändertem Ton.
    »Ich erwarte sie und ihren Freund jeden Moment«, sagte ich und sprang von dem Palettenstapel. »Hier, finde heraus, wo Blys Koppie liegt.« Damit reichte ich ihm die Kartabla.
     
    Das Proveneläuten legte einen Schalter in meinem Gehirn um, so als wäre ich einer dieser armen Hunde, die Saunts von einst für psychologische Experimente verdrahteten. Zuerst bekam ich ein schlechtes Gewissen: wieder zu spät! Dann sehnten sich meine Arme und Beine nach der Plackerei des Uhraufziehens. Als Nächstes verspürte ich Hunger nach dem Mittagessen. Und zuletzt fühlte ich mich gekränkt, weil sie es geschafft hatten, die Uhr ohne uns aufzuziehen.
    »Einen Großteil der Diskussion werden wir in Orth führen, da viele von uns eigentlich nicht Fluckisch sprechen«, verkündete ich von meinem Palettenstapel aus, auf den ich wieder hinaufgestiegen war, der ganzen Gruppe: siebzehn Avot, ein Ita und eine Anzahl von Extramurosleuten, die, je nach ihrer Aufmerksamkeitsspanne und ihrem Nicknackeinsatz, größer und kleiner wurde, sich im Durchschnitt jedoch auf ein Dutzend belief. »Suur Tulia wird manches von dem, was wir sagen, übersetzen, aber bei unserer Besprechung wird es in weiten Teilen um Dinge gehen, die nur Avot interessieren. Ihr möchtet euch also vielleicht auch untereinander über die Logistik unterhalten – wie zum Beispiel das Mittagessen.« Ich sah Arsibalt nicken.
    Dann wechselte ich zu Orth. Ich kam nur langsam in Fahrt, denn ich rechnete mit dem Einwurf von irgendjemandem, dass ich eigentlich nicht der Anführer sei. Aber ich hatte dieses Treffen einberufen, und ich stand auf dem Palettenstapel.
    Und ich war ein Zehner. Unser Anführer würde ein Zehner sein müssen, der in der Lage war, Fluckisch zu sprechen und sich in der extramurischen Welt zurechtzufinden. Ich war zwar keineswegs ein Experte darin. Aber ein Hunderter wäre noch weniger qualifiziert dafür. Fraa Jad und die Hunderter konnten nicht gut bestimmen, welcher Zehner der Anführer sein sollte, weil sie uns alle erst vor ein paar Stunden zum ersten Mal gesehen hatten. Allerdings hatten
sie seit Jahren mir und meiner Mannschaft beim Aufziehen der Uhr zugeschaut, was mir, Lio und Arsibalt den Vorteil verschaffte, dass unsere Gesichter ihnen vertraut waren. Jesry, der natürliche Anführer, war weg. Ich hatte Arsibalts Loyalität gewonnen, indem ich von Mittagessen sprach. Lio war zu trottelig und verschroben. So war ich der Anführer, wenn auch nicht aufgrund irgendeines rationalen Prozesses. Und ich hatte keine Ahnung, was ich sagen würde.
    »Wir müssen uns auf mehrere Fahrzeuge verteilen«, begann ich, auf Zeit spielend. »Einstweilen behalten wir dieselben gemischten Gruppen aus Zehnern und Hundertern bei, die heute Morgen in der Vorhalle festgelegt wurden. Wir tun das, weil es einfach ist«, fügte ich hinzu, denn ich konnte sehen, dass Fraa Wyburt – ein Zehner, älter als ich – sich anschickte, Einspruch zu erheben. »Tauschen könnt ihr später, wenn ihr wollt. Aber jeder Zehner hat dafür zu sorgen, dass seine Hunderter nicht am Ende in einem Fahrzeug sitzen, in dem sonst niemand Orth spricht. Ich glaube, diese Verantwortung werden wir alle gerne übernehmen«, sagte ich, während ich Fraa Wyburt direkt in die Augen schaute. Er sah aus, als wäre er bereit, mich zu ebnen, beschloss jedoch aus Gründen, über die ich nur spekulieren konnte, einen Rückzieher zu machen. »Wie werden diese Gruppen auf die Fahrzeuge verteilt? Meine Blutsverwandte, Cord, die junge Frau in

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