Anathem: Roman
der Werkzeugweste, hat angeboten, ein paar von uns in ihrem Hol mitzunehmen. Das ist ein fluckisches Wort. Es ist dieses industriell aussehende Fahrzeug, das wie eine Kiste auf Rädern aussieht. Sie möchte, dass ich und ihr Liaisonpartner Rosk – der kräftige Mann mit den langen Haaren – bei ihr einsteigen. Fraa Jad und Fraa Tavener sind auch noch bei mir. Ich habe Sammann von den Ita eingeladen, sich zu uns zu gesellen. Ich weiß, manche von euch werden protestieren« – was sie bereits taten -, »aber deswegen nehme ich ihn auch mit zu mir in den Hol.«
»Es ist respektlos, einen Ita mit einem Tausender zusammenzustecken!«, sagte Suur Rethlett – eine weitere Zehnerin.
»Fraa Jad«, sagte ich, »bitte entschuldige, dass wir über dich sprechen, als wärst du gar nicht anwesend. Selbstverständlich kannst du dir das Fahrzeug aussuchen, in das du einsteigen möchtest.«
»Wir sollten während der Peregrine die Regel befolgen!«, war Barb so liebenswürdig, uns zu erinnern.
»He Leute, ihr verschreckt die Extras«, witzelte ich. Ein Blick über die Köpfe meiner Fraas und Suurs hinweg zeigte mir, dass die
Leute von Extramuros durch unseren Streit beunruhigt aussahen. Tulia übersetzte meine letzte Bemerkung. Die Extras lachten. Die Avot dagegen nicht. Aber immerhin beruhigten sie sich etwas.
»Fraa Erasmas, mit Verlaub«, sagte Arsibalt. Ich nickte. Arsibalt wandte sich an Barb, sprach aber laut genug, dass alle es hören konnten: »Uns sind zwei widersprüchliche Befehle gegeben worden. Erstens die Daueranweisung, während der Peregrine die Regel zu befolgen. Zweitens eine neue Anweisung, mit allen notwendigen Mitteln nach Saunt Tredegarh zu kommen. Sie haben uns weder einen plombierten Zugwaggon noch irgendein anderes Fahrzeug, das als mobiles Klostrum dienen könnte, zur Verfügung gestellt. Also müssen es kleine Privatwagen sein oder gar nichts. Und wir können nicht fahren. Ich behaupte, dass die neue Anweisung Vorrang vor der alten hat und wir in Gesellschaft der Extras reisen müssen. Und mit einem Ita zu reisen, ist bestimmt auch nicht schlimmer. Wenn ihr mich fragt, ist es sogar insofern besser, als der Ita die Regel ebenso gut versteht wie wir.«
»Sammann ist bei mir in Cords Hol«, schloss ich, bevor Barb irgendeinen der Einwände abschießen konnte, die sich während Arsibalts Ausführungen in seinem Köcher angesammelt hatten. »Fraa Jad ist da, wo er sein möchte.«
»Ich werde so reisen, wie du es vorgeschlagen hast, und wenn ich damit nicht zufrieden bin, werde ich wechseln«, sagte Fraa Jad. Das ließ die übrigen der siebzehn für einen Moment verstummen, einfach weil die meisten von ihnen zum ersten Mal seine Stimme gehört hatten.
»Das könnte sofort der Fall sein«, sagte ich zu ihm. »Cords Hol wird nämlich als erstes Ziel Blys Koppie ansteuern, wo ich versuchen will, Orolo zu finden.«
Jetzt hatten die Extras wirklich Grund, sich Sorgen zu machen, denn die Avot wurden ziemlich laut und verärgert, und es sah aus, als wäre meine kurze Amtszeit als selbsternannter Anführer zu Ende. Doch bevor sie mich herunterzogen und anathemisierten, nickte ich Sammann zu, der mit großen Schritten nach vorne kam. Ich streckte den Arm nach unten, packte seine Hand und zog ihn hoch, sodass er neben mir zu stehen kam. Der neue Anblick eines Fraas, der einen Ita berührt, unterbrach für einen Moment die Konzentration der anderen. Dann begann Sammann zu sprechen, was so fesselnd war, dass er nach den ersten paar Worten ein leises, fast andächtiges
Publikum hatte. Zwei Zentenariersuurs hielten sich in stummem Protest die Ohren zu und schlossen die Augen; drei weitere drehten ihm den Rücken zu.
»Fraa Spelikon trug mir auf, zum Teleskop der Saunts Mithra und Mylax zu gehen, um eine photomnemonische Tafel herauszuholen, die Fraa Orolo nur Stunden vor der Schließung des Sternrunds durch die Regelwartin dort hineingesteckt hatte«, verkündete Sammann in korrektem Orth, allerdings mit einem fremdartigen Akzent. »Ich gehorchte. Er erteilte mir keine besonderen Geheimhaltungsanweisungen hinsichtlich dieser Tafel. Daher machte ich, bevor ich sie ihm übergab, eine Kopie davon.« Und damit zog Sammann eine photomnemonische Tafel aus einer großen Tasche, die er über der Schulter hängen hatte. »Sie enthält ein einziges Bild, das Fraa Orolo schuf, aber nie zu sehen bekam. Ich rufe das Bild jetzt hervor«, sagte er, während er mit den Steuerelementen hantierte. »Fraa Erasmas hat es vor ein
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