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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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uns an die Kasse gehen, um unser fürchterliches Essen zu bezahlen. Diese Information geht an das eine oder andere Retikel. Jemand, der die Bilder untersucht, kann sehen, dass ich an dem und dem Tag mit drei weiteren Leuten dort war. Mit weiteren derartigen Methoden können sie herausfinden, wer diese
Leute sind. Einer erweist sich als Fraa Erasmas von Saunt Edhar. Damit ist die Geschichte, die ich erzähle, bestätigt.«
    »Gut, aber wie …«
    »Vergiss es.« Dann brach er ab, als wäre er es allmählich leid, diese Wendung zu benutzen, schloss für einen Moment die Augen und versuchte es von Neuem. »Wenn du es unbedingt wissen musst, sie haben mich vermutlich einer Asamora unterzogen.«
    »Asamora?«
    »Asynchrone, symmetrisch anonymisierte, moderierte offene Reputationsauktion. Mach dir gar nicht erst die Mühe, das zu verstehen. Die Abkürzung stammt aus der Zeit vor der Rekonstitution. Seit 3600 Jahren hat es keine echte Asamora mehr gegeben. Stattdessen machen wir andere Dinge, die demselben Zweck dienen und die wir mit der alten Bezeichnung belegen. In den meisten Fällen dauert es ein paar Tage, bis ein nachweislich irreversibler Phasenübergang im Reputonglas erscheint – vergiss es! – und dann noch einen Tag, um sicherzugehen, dass man nicht bloß durch eine vorübergehende stochastische Kernbildung getäuscht wurde. Ich will damit sagen, dass mir erst vor kurzem der gewünschte Zugang gewährt wurde.« Er lächelte, worauf ein Eisbrocken aus seinen Barthaaren fiel und auf dem Bedienfeld seines Nicknacks landete. »Ich wollte schon ›erst heute‹ sagen, aber dieser verdammte Tag geht ja nie zu Ende.«
    »Gut. Ich verstehe tatsächlich nichts von dem, was du gesagt hast, aber vielleicht können wir uns das für später aufheben.«
    »Das wäre gut. Es ist nämlich so, dass ich versucht habe, Informationen über den Raketenstart zu bekommen, den du in dem Spulo gesehen hast.«
    »Aha. Und warst du erfolgreich?«
    »Ich würde sagen, ja. Du würdest vielleicht sagen, nein, weil ihr Avot eure Informationen gerne säuberlich in einem Buch festgehalten und von anderen Avot noch einmal geprüft habt. Die Informationen, mit denen wir zu tun haben, sind laut und missverständlich und suggestiv. Oft sind es Bilder oder akustische Signaturen anstelle von Wörtern.«
    »Ich akzeptiere deine Rüge. Was hast du herausbekommen?«
    »Acht sind in dieser Rakete gestartet.«
    »Die offizielle Verlautbarung war also, wie schon vermutet, eine Lüge.«

    »Ja.«
    »Wer waren sie?«
    »Ich weiß es nicht. Da wird alles laut und uneindeutig. Dieses Ding hier ist streng geheim. Militärische Geheimnisse und so. Es gibt keine Passagierliste, die ich dir vorlesen könnte. Keinen Aktenstapel. Alles, was ich habe, sind zehn Sekunden wirklich schlechte Bilder, die von dem Antikollisionsspulocorder an der Windschutzscheibe des Hols eines Hausmeisters aufgenommen wurden, während dieser eine Viertelmeile entfernt in eine enge Parklücke stieß. Bewegungsfehler wurden natürlich behoben.«
    Sammann stellte das Nicknack so ein, dass es anfing, ein Bruchstück – wie angekündigt – fürchterlicher Spulodaten wiederzugeben. Man sah einen Bus mit militärischer Kennzeichnung, der neben einem großen Gebäude parkte. An der Seite des Gebäudes ging eine Tür auf. Acht Leute in weißen Overalls kamen heraus und stiegen in den Bus. Ihnen folgten andere, die wie Ärzte und Techniker aussahen. Die Entfernung zwischen dem Gebäude und dem Bus betrug ungefähr zwanzig Fuß, und so weit sahen wir sie gehen. Sammann stellte das Ding auf Endlosschleife. Bei den ersten paar Dutzend Durchläufen konzentrierten wir uns beide auf die ersten vier der Leute in den weißen Anzügen. Gesichter konnte man unmöglich erkennen, aber es war erstaunlich, wie viel man aus dem Gang der Leute schließen konnte. Drei der weiß Gekleideten gingen in einem sich ständig verlagernden Dreieck um einen vierten herum, der größer war als alle anderen und eine hübsche Frisur hatte. Seine Haltung war aufrecht, und er ging, ohne nach rechts oder links zu schauen, geradeaus; die anderen buckelten und schlängelten sich dahin. Sein Overall unterschied sich auf raffinierte Weise von denen der anderen: Über ihn zog sich ein Muster aus sich mehrfach überkreuzenden Streifen oder Markierungen, fast, als wäre er eingehüllt in ein paar Ellen …
    »Seil«, sagte ich, hielt das Bild an und zeigte darauf. »So etwas habe ich schon einmal gesehen – bei der Apert. Da war

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