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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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hysterisches Gelächter ausbrechen. Als wir unten angelangt waren, parkte er inmitten der Ruinen des Tempels, unweit des Analemmas. Er stellte den Motor aus. Dann drehte er sich zu mir um und brach endlich das Schweigen. »Ich weiß nicht, wie das hier ausgehen wird«, sagte er, »aber ich bin froh, dass ich mit dir gekommen bin.« Und bevor ich ihm sagen konnte, wie froh ich über seine Gesellschaft war, hatte er schon einen Satz aus dem Hol gemacht und sich auf den Weg zu Cord begeben.
    Von der Unterseite des Raumschiffs ausstrahlende Hitze machte eine Annäherung schwierig. Yul ging zurück zu seinem Hol und besorgte ein paar reflektierende Notfalldecken. Cord, Orolo und ich benutzten sie als Kullen. Der Großteil des Raumschiffs war über uns, weshalb wir laut nach Leitern riefen.
    Bis dahin war es schwierig gewesen, die Größe der Sonde zu schätzen, aber jetzt konnte ich mir aus dem archäologischen Grabungswerkzeug einen Messstab ausleihen und einen Durchmesser
von ungefähr zwanzig Fuß messen. Ich hatte nichts zu schreiben mitgebracht, aber Sammann benutzte sein Nicknack im Spulocordermodus und nahm alles auf, sodass ich laut die Zahlen rief.
    Ein Hubschrauber kam näher. Wir konnten ihn durch das Schutzdach hören. Er kreiste ein paar Mal über das Gelände, wobei sein Luftstrom für heftige, unübersehbare Turbulenzen an dem Fallschirm sorgte. Dann zog er sich in größere Höhe zurück und schwebte davon. Hier konnte er wegen des Fallschirms nicht landen. Das ganze Gelände innerhalb der Mauern war mit Gebäuden oder mit Bäumen und Spalieren bedeckt. Sie würden außerhalb landen und an die Türe klopfen oder über die Mauer klettern müssen.
    So hatten wir ein paar Minuten gewonnen. Dennoch hatten jetzt alle das verzweifelte Gefühl, dass die Zeit knapp wurde. Plötzlich standen ein Dutzend Leitern zur Verfügung – die unterschiedlichsten Größen, alle von Hand aus Holz gefertigt. Die Orithener machten sich daran, sie zusammenzubinden, um gleich neben der Sonde auf der Seite, die eine Art Luke aufzuweisen schien, ein Gerüst zu errichten. Cord kletterte hinauf und fand auf einer Leiter, die waagerecht hingelegt worden war, einen Platz zum Stehen. Ihr zuzusehen, erfüllte mich mit Stolz. So vieles an dem Ganzen hätte einen überwältigen können. Auf einer bestimmten Ebene war sie vielleicht überwältigt. Aber diese Sonde war alles in allem eine Maschine. Sie konnte sagen, wie sie funktionierte. Und solange sie ihr Augenmerk darauf richtete, spielte alles andere keine Rolle.
    »Sprich mit uns!«, rief Sammann ihr zu, den Blick auf den Bildschirm seines Nicknacks gerichtet, während er seine Aufnahme einstellte.
    »Es gibt eindeutig eine abnehmbare Klappe«, sagte sie. »Sie ist trapezförmig mit abgerundeten Ecken. Unten zwei Fuß breit, oben anderthalb. Vier hoch. Geschwungen wie der Rumpf.« Da unter ihr immer noch an dem Gerüst gebastelt wurde, vollführte sie eine komische Art von Tanz – sie balancierte auf zwei Sprossen einer Leiter, die dauernd hin und her schwang. Auf das, was sie sehen wollte, warf sie selbst sich überlappende Schatten, sodass sie eine Kopflampe aus ihrer Weste fischte, sie anknipste und ihren Strahl über die streifige und verbrannte Oberfläche der Sonde fahren ließ.

    »Können wir sie einfach eine Tür nennen?«, fragte Sammann.
    »In Ordnung. Um die Tür herum gibt es schablonierte Geometerschrift. Etwa einen Zoll hohe Zeichen.«
    »Schabloniert?«, fragte Sammann nach.
    »Ja.« Um die Hände frei zu haben, zog Cord sich das Gummiband der Lampe über den Kopf und stellte den Winkel richtig ein.
    » Buchstäblich schabloniert?«
    »Ja. In dem Sinne, dass sie ein Stück Papier mit buchstabenförmigen Aussparungen genommen, es an das Metall gehalten und Farbe daraufgeklatscht haben.« Ich hörte mehrmaliges metallisches Klopfen. Cord berührte verschiedene Stellen um die Tür herum mit einem Magneten. »Hiervon ist nichts eisenhaltig.« Dann ein kreischendes Geräusch. »Ich kann es mit meiner stählernen Messerklinge nicht verkratzen. Vielleicht eine hochwarmfeste nichtrostende Legierung.«
    »Faszinierend«, rief Orolo. »Bekommst du sie auf?«
    »Ich glaube, die schablonierten Aufschriften sind Öffnungsanleitungen«, sagte sie. »Dieselbe Aufschrift – mit derselben Schablone gefertigt – findet sich an vier Stellen um die Tür herum. Jedes Mal wurde von da aus eine Linie gezogen …«
    »Ein Pfeil?«, rief jemand. Andere, die es von ihrem Standort aus besser

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