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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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seines Vaters und aß etwas; sie langweilte sich bereits und wand sich, um hinuntergelassen zu werden; er krümmte und drehte sich in den Hüften und bestand durch zusammengebissene Zähne darauf, dass sie zuschaute, wenigstens noch eine Minute. Acht Kinder in identischer Kleidung standen, von einer Dame beaufsichtigt, in einer Reihe. Sie mussten aus einer Burghersuvin gekommen sein. Eine einsame Frau, die aussah, als hätte sie eine Naturkatastrophe überlebt, die niemanden sonst getroffen hatte, ging langsam mit einem Bündel, das ich für ein Neugeborenes hielt, auf das Tor zu. Ein halbes Dutzend Männer und Frauen hatte sich um etwas Rauchendes versammelt. Dieser Gegenstand war von einer losen Verkleidung aus großen, knallbunten Schachteln umgeben, auf denen manche von ihnen saßen, um ihre gewaltigen, triefenden Sandwiches besser essen zu können. Halb vergessene fluckische Wörter fielen mir wieder ein: Grill, Kühlbox, Würstchen .
    Ein Mann hatte sich auf einen scheibenförmigen freien Platz gestellt – oder vielleicht mieden die anderen ihn auch nur – und schwenkte ein Banner am Ende einer Stange: die Flagge der Säkularen Macht. Seine Haltung war herausfordernd, triumphierend. Ein anderer Mann rief in eine Vorrichtung hinein, die seine Stimme lauter machte: irgendein Deolatist, vermutete ich, der wollte, dass wir seiner Arch beitraten.
    Die ersten, die hereinkamen, waren ein Mann und eine Frau in der Art von Kleidung, die Leute extramuros trugen, wenn sie zu einer Hochzeit gingen oder ein wichtiges Geschäft abschlossen, und drei Kinder in Miniaturausgaben dieser Kleider. Der Mann zog einen roten Wagen mit einem Topf hinter sich her, aus dem ein junges Bäumchen herauswuchs. Jedes der Kinder hatte eine Hand am Rand des Topfes, damit er nicht umfiel, als die Wagenräder sich über die Pflastersteine vortasteten. Die durch nichts beschwerte Frau ging schneller, allerdings auf eine Art, die mir ganz schief vorkam, bis mir wieder einfiel, dass Frauen extramuros Schuhe trugen, die sie so gehen ließen. Sie lächelte, wischte sich aber auch Tränen
aus den Augen. Unter Gesten des Wiedererkennens steuerte sie geradewegs auf Großsuur Ylma zu und begann zu erklären, dass ihr Vater, der drei Jahre zuvor gestorben war, ein großer Anhänger des Konzents gewesen und gerne durch das Tagestor gegangen sei, um sich Vorträge anzuhören und Bücher zu lesen. Nach seinem Tod hätten seine Enkel diesen Baum gepflanzt und hofften nun, dass er an einer geeigneten Stelle auf unserem Gelände eingepflanzt würde. Großsuur Ylma sagte, es spreche nichts dagegen, vorausgesetzt, er gehöre zu den Einhundertvierundsechzig. Die Burgherdame versicherte Ylma, dass sie in Kenntnis unserer Vorschriften alles Mögliche unternommen hätten, um sicherzustellen, dass das der Fall sei. Währenddessen strich ihr Mann um sie herum und machte mit einem Nicknack Aufnahmen von dem Gespräch.
    Als er sah, dass wir die Burgherfamilie nicht niedergemetzelt und keine Sonden in ihre Körperöffnungen eingeführt hatten, kam ein junger Gehilfe des Mannes mit dem Tonverstärkungsgerät herein und begann, sich an einen nach dem anderen von uns heranzupirschen und uns Blätter zu überreichen, die mit irgendetwas beschrieben waren. Leider waren sie in Kinagrammen gehalten, und die konnten wir nicht lesen. Wir waren gewarnt worden, dass es am besten sei, solche Dinge höflich entgegenzunehmen und zu behaupten, wir würden sie später lesen – solche Leute jedoch nicht in einen theleanischen Dialog zu verwickeln.
    Dieser Mann bemerkte die bekümmerte Frau. In der Annahme, dass sie ihr Baby bei uns lassen wollte, fing er an, ihr das in saloppem Fluckisch auszureden. Sie wich zurück; als ihr aber klar wurde, dass sie vermutlich in Sicherheit war, begann sie ihn zu verfluchen. Ein halbes Dutzend Suurs kamen herbei, um sie zu umringen. Der junge Deolatist wurde wütend und sah aus, als könnte er jeden Moment jemanden schlagen. Jetzt erst bemerkte ich, dass Fraa Delrakhones diesen Kerl scharf beobachtete und Blickkontakt mit mehreren kräftigen Fraas aufnahm, die sich ihm gerade näherten. Doch dann zwitscherte der Mann mit dem Tonverstärker ein Wort, anscheinend den Namen des jüngeren Burschen. Nachdem er dessen Aufmerksamkeit gewonnen hatte, richtete er seinen Blick kurz gen Himmel (»Die da oben schauen zu, Idiot!«) und dann mit einem Funkeln in den Augen auf ihn (»Reg dich ab und verteil weiter die hochwichtige Literatur!«).
    Ein großer Mann

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