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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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spiralförmig nach oben wanden. Nur wenige Touristen waren bereit, so viel zu klettern, und viele der Avot waren extramuros, sodass wir das ganze Praesidium für uns hatten. Ich ließ sie die Sicht bis hinunter zum Boden des Chorraums genießen. Die Höfe der Warte unmittelbar unter uns wiesen die Form von Kreuzgängen auf, das heißt, jeder hatte in der Mitte, wo das Praesidium hindurchstieß, ein großes quadratisches Loch, umgeben von einem Wandelgang mit Blickachsen hinunter in den Chor und hinauf zum Sternrund.
    Cord ließ den Blick vom Balkon aus an den Glockensträngen aufwärts wandern und überzeugte sich davon, dass sie wirklich mit einem Turmglockenspiel verbunden waren. Von hier aus konnte man jedoch deutlich erkennen, dass noch andere Dinge mit den Glocken verbunden waren: Wellen und Ketten, die vom Chronochasmus herunterführten, wo automatische Mechanismen die Stunden läuteten. Dass sie das sehen wollte, war zu erwarten gewesen. Also kletterten wir hinauf, mühsam wie zwei Ameisen, die in Spiralen einen Brunnenschacht hinaufstiegen, machten ab und zu
Halt, damit wir Luft holen konnten und Cord Muße hatte, sich das Uhrwerk genau anzuschauen und herauszufinden, wie die Steine zusammengefügt waren. Dieser Teil des Gebäudes war viel einfacher, weil man hier nicht mit Gewölben und Strebepfeilern hatte kämpfen müssen, sodass die Architekten sich mit dem Maßwerk richtig ausgetobt hatten. Die Wände waren ein fraktaler Schaum aus von Hand gemeißelten, ineinandergreifenden Steinen. Sie war fasziniert. Ich konnte ihn gar nicht richtig anschauen. All die Zeit, die ich als Fid damit verbracht hatte, Vogelkacke von diesem Stein zu schrubben, und von dem Uhrwerk innen drin …
    »Ihr könnt also nur während der Apert hier heraufkommen«, behauptete sie irgendwann.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nun, ihr dürft doch keinen Kontakt zu Leuten außerhalb eures Maths haben, oder? Wenn aber ihr und die Einser, die Hunderter und die Tausender alle jederzeit diese Treppe benutzen dürftet, gäbe es ja dauernd Staus.«
    »Schau mal, wie die Treppe konstruiert ist«, entgegnete ich. »Es gibt fast keine Stelle, die wir nicht sehen können. So halten wir einfach genügend Distanz voneinander.«
    »Und wenn es dunkel ist? Oder wenn ihr ganz nach oben geht und am Sternrund mit jemandem zusammenstoßt?«
    »Erinnerst du dich an das Fallgatter, durch das wir gegangen sind?«
    »Oben auf dem Turm?«
    »Genau. Jetzt bedenke noch, dass es drei weitere Türme gibt. Jeder hat ein ähnliches Fallgatter.«
    »Eins für jeden Math?«
    »So ist es. Sobald es dunkel wird, werden alle bis auf eins vom Schlüsselmeister zugeschlossen. Das ist ein Hierarch – ein Vertreter des Regelwarts. In einer Nacht haben dann beispielsweise nur die Zehner Zugang zur Treppe und zum Sternrund. In der nächsten sind es vielleicht die Hunderter. Und so weiter.«
    Als wir die Höhe erreichten, wo das Jahrhundertgewicht an seiner Schiene schwebte, hielten wir einen Moment inne, damit Cord es sich anschauen konnte. Durch das Maßwerk der südlichen Mauer spähten wir auch hinaus zu der Maschinenhalle, in der sie arbeitete. Ich verfolgte unseren morgendlichen Gang zurück und erkannte das Haus von Jesrys Familie auf dem Hügel.

    Cord suchte immer noch nach Mängeln in unserer Regel. »Diese Warte und so weiter …«
    »Hierarchen«, sagte ich.
    »Sie kommunizieren mit allen Mathen, nehme ich an?«
    »Außerdem mit den Ita und der säkularen Welt und den anderen Konzenten.«
    »Wenn ihr also mit einem von ihnen sprecht …«
    »Pass mal auf«, sagte ich, »einer der Irrtümer, dem die Leute aufsitzen, ist der, dass die Mathe angeblich hermetisch abgeriegelt sind. Das war jedoch nie vorgesehen. Die Fälle, nach denen du fragst, werden durch diszipliniertes Verhalten geregelt. Wir halten Distanz zu denen, die nicht zu unserem Math gehören. Notfalls schweigen wir und tragen unsere Kapuzen, um ein Durchsickern von Information zu verhindern. Falls wir unbedingt mit jemandem in einem anderen Math kommunizieren müssen, tun wir das über die Hierarchen. Und die haben alle möglichen Spezialausbildungen, sodass sie etwa mit einem Tausender so reden können, dass keinerlei säkulare Information in dessen Bewusstsein übergeht. Deshalb haben Hierarchen auch diese Kluft, diese Frisur – die haben sich in 3700 Jahren buchstäblich nicht verändert. Sie sprechen nur in einer sehr konservativen alten Orthversion. Daneben haben wir auch Möglichkeiten, ohne Sprache

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