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Anatomie

Anatomie

Titel: Anatomie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bass jefferson
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mir im Geiste eine Notiz, Waylon bei der nächsten Gelegenheit zu warnen.
    »Und was hat es mit dem Anschein des Rechts auf sich?«, fragte ich. »Was ist das?«
    »Wie bitte? Oh, Anschein des Rechts. Das ›Anschein des Rechts‹-Gesetz hat sich als sehr hilfreich bei der Verfolgung korrupter Beamter in den Strafverfolgungsbehörden erwiesen. Im Grunde besagt es, dass, wenn ein Beamter einen Menschen unter dem sogenannten ›Anschein des Rechts‹ seiner Rechte beraubt – das heißt, wenn er seine Position und seine Macht ausnutzt, um eine Straftat zu begehen –, diese Straftat der Bundesgerichtsbarkeit unterliegt. Indem er in diesem Hubschrauber gelandet ist und den Mann tätlich bedroht, erpresst und, ja, zum Teufel, sogar den Hund erschossen hat, was formaljuristisch unter die Kategorie ›Wegnahme‹ fällt, hat der Chief Deputy dieses Gesetz wohl weidlich gebrochen.«
    Price nickte. »Vielleicht sollten wir den König der Lüfte verhaften, ihm mit einer zehnjährigen Gefängnisstrafe drohen und ihn dann dazu bringen, als Zeuge gegen den großen Bruder auszusagen?«
    »Vielleicht«, sagte der Anwalt vorsichtig, »aber da können wir uns keinen Fehler leisten. Als Beamter der Strafverfolgungsbehörde ist der Deputy eine höchst empfindliche Quelle. Bevor man das tut, muss man das Polizeipräsidium auf den aktuellen Stand bringen. Was wahrscheinlich bedeutet, dass Sie eine offizielle Arbeitsgruppe bilden müssen.« Price runzelte die Stirn, und ich erinnerte mich an den Berg Schreibarbeit, den das nach ihren Worten bedeutete.
    »Verzeihen Sie bitte«, unterbrach ich. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich noch ein paar Fragen stelle?« Price runzelte zwar die Stirn, nickte jedoch. Ich wandte mich an Morgan. »Steve, haben Ihre Leute von der Spurensicherung in meinem Büro irgendetwas gefunden? Irgendwelche Fingerabdrücke? Irgendwelche anderen Beweise, die den Sheriff belasten oder ihn ausschließen?«
    Morgan schüttelte den Kopf. »Die Fingerabdrücke stammen, wie wir erwartet haben, zum größten Teil von Ihnen. Einige haben wir noch nicht identifiziert – wahrscheinlich Studenten –, sie stammen aber eindeutig weder vom Sheriff noch von einem seiner Deputys. Ihre Fingerabdrücke am Türknauf waren verschmiert, was heißt, dass der Einbrecher Handschuhe trug.«
    »Können Sie nicht einen Durchsuchungsbeschluss erwirken, um die Knochen zu suchen.«
    »Wo?«, fragte er. »Im Büro des Sheriffs? In seinem Haus? Im Haus seines Bruders? Im Haus des anderen Deputys? In den Schuppen am Hahnenkampfring?« Er schüttelte den Kopf – jetzt wurde der Professor von seinem ehemaligen Studenten gemaßregelt. »Wir können nicht überall in Cooke County nach den Knochen suchen, selbst wenn wir das wollten. Jeder Richter im Staat würde mir den Kopf abreißen, wenn ich einen Multiple-Choice-Durchsuchungsbefehl beantragte.«
    Ich zögerte. Das lief nicht so, wie ich es gehofft hatte. Aber eine Frage musste ich noch stellen. »Da ist noch etwas, was mir nicht aus dem Kopf geht. Und mir Sorgen macht.« Ich hatte Morgan versprochen, unser Gespräch im Treppenhaus für mich zu behalten, doch dieses Versprechen bezog sich nicht auf das, was ich nach meinem ersten Treffen hier aus meinem Versteck hinter den Sträuchern beobachtet hatte. Ich sah Price an. »Das letzte Mal, als ich hier war, habe ich einen Deputy des Sheriffs von Cooke County kommen sehen, als ich ging.« Price durchbohrte Morgan mit Blicken; der wurde knallrot und heftete den Blick unverwandt auf seinen Notizblock. »Ich nehme an, dass Deputy Williams bei diesen Ermittlungen ebenfalls als Quelle fungiert. Bedeutet das, dass ich ihn als einen der Guten betrachten kann? Es wäre wirklich nett, so etwas zu wissen.«
    Price’ Stimme war wie Stahl. »Dr. Brockton, diese Ermittlung ist eine Angelegenheit von größter Vertraulichkeit – das sollte sie zumindest sein.« Sie warf Morgan einen weiteren Blick zu. »Sie werden unter keinen Umständen mit irgendjemandem über irgendetwas sprechen, was in diesem Raum diskutiert wurde. Ich dachte, ich hätte das bei unserem ersten Treffen deutlich gemacht.«
    »Das haben Sie. Ich habe nur angenommen …«
    »Nein«, fuhr sie mich an. »Sie nehmen überhaupt nichts an, über niemanden und nichts. Falls Sie das tun, könnten Sie die ganze Ermittlung gefährden. Sie könnten Ihre eigene Sicherheit gefährden und das Leben anderer Menschen. Ist das diesmal hundertprozentig klar, Dr. Brockton?«
    »Ja, Madam«, war alles,

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