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Anatomie

Anatomie

Titel: Anatomie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bass jefferson
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Fenster herunter und rief O’Conner zu: »Könnten Sie ihm bitte das Versprechen abnehmen, mich unterwegs nicht wieder in irgendwelche Abenteuer reinzuziehen?«
    Er lachte. »Hast du gehört, Waylon? Direkt zur Pilot-Tankstelle, keine Zwischenstopps. In Ordnung?«
    Waylon nickte. »Keine Zwischenstopps«, sagte er.
    Es kam mir nicht in den Sinn, ihm das Versprechen abzunehmen, mit eingeschalteten Scheinwerfern zu fahren. Auf der Hälfte des Wegs schaltete Waylon die Lichter aus, und wir schlingerten in völliger Dunkelheit dahin. Mir wurde schon wieder übel.
    »Waylon! Anhalten!«, schrie ich.
    »Kann nich«, sagte er. »Ich hab’s versprochen – keine Zwischenstopps.«
    »Dann schalten Sie wenigstens das Licht wieder ein!«
    »Glauben Sie es jetzt?«
    »Was?« Hatte unsere Diskussion über Religion bei Waylon irgendeinen Nerv getroffen?
    »Glauben Sie jetzt, dass ich den Weg hier mit verbundenen Augen fahren kann?«
    »Ja, um Gottes willen. Und jetzt machen Sie das Licht wieder an.«
    Er tat wie geheißen. Als die Scheinwerfer die Dunkelheit erhellten, sah ich, dass der schwere Pick-up ordentlich auf der rechten Spur fuhr, mitten in einer S-Kurve, wie auf Schienen.
    »Waylon, Sie machen aus mir entweder einen Gläubigen oder einen toten Mann.«
    Er lachte. »Na, so oder so, dann haben Sie auf jeden Fall keine Angst mehr.«

29
    Der Wachmann mit dem versteinerten Gesicht in der Lobby des John J. Duncan Federal Building war derselbe wie beim letzten Mal. Diesmal war ich fest entschlossen, ihm ein Lächeln zu entlocken. Ich schaute auf sein Namensschild. »Guten Morgen, Officer Shipley«, sagte ich fröhlich. »Ich bin Bill Brockton von der University of Tennessee. Ich fahre wieder rauf zum FBI.«
    Er nickte kaum merklich. »Geht es Ihnen gut heute?« Er wirkte verdutzt.
    »Ausgezeichnet, Sir«, sagte er steif. Das war immerhin ein Anfang.
    »Freut mich zu hören. Haben Sie übrigens heute Morgen die Zeitung gelesen?« Er nickte vorsichtig. »Haben Sie die Geschichte über den CIA-Fall gelesen, bei dem kürzlich die Geheimhaltung aufgehoben wurde?«
    »Ähm, nein, Sir, ich glaube, die habe ich übersehen.«
    »Die Geschichte wird Ihnen gefallen, wo Sie doch viel mit Bundesbehörden zu tun haben und so«, sagte ich. »Erinnern Sie sich noch, wie Präsident Jimmy Carter von einem wilden Hasen angegriffen wurde?« Er sah mich verdutzt an, also schickte ich mich an, seiner Erinnerung ein wenig auf die Sprünge zu helfen. »Carter angelte an einem Weiher unten in Georgia, und da kam ein riesiger Hase in einem Boot bedrohlich auf ihn zugeschwommen, zischte und knirschte mit den Zähnen. Erinnern Sie sich daran?« Er nickte, und ich sah ihm an, dass er sich fragte, worauf ich wohl hinauswollte. »Nun, diesem neuen Bericht zufolge hat die CIA Doppelagenten – Eichhörnchen und Streifenhörnchen – beauftragt, durch den Wald zu hüpfen und jede noch so kleine Information über dieses vereitelte Hasen-Attentat zu sammeln. Nach monatelangen Analysen und Honoraren in Millionenhöhe hatten sie den Mörderhasen immer noch nicht gefangen. Der Grund dafür war, wie sich jetzt herausgestellt hat, dass das CIA selbst unterwandert war … von einem Maulwurf.« Er sah mich ausdruckslos an. »Ich verstehe – einem Maulwurf?« Ich grinste und nickte ermutigend.
    Ich sah Mitleid in seinen Augen. »Ja, Sir, ich fürchte, ich habe Sie verstanden.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Das«, sagte er, »war der schlechteste Witz, den ich je gehört habe.« Er dachte noch ein wenig darüber nach, wie lahm mein Witz gewesen war, und als er fertig war, brachte er endlich ein Lächeln zustande.
    »Da«, sagte ich triumphierend. »Sie sind ’ne harte Nuss, aber ich wusste, dass ich Sie zum Lächeln bringe.«
    »Kündigen Sie bloß nicht Ihren Brotberuf«, sagte er und wies mich zum Aufzug.
    Oben im fünften Stock probierte ich den CIA-Witz an Angela Price und den übrigen Beamten aus. Ihnen gefiel er ungefähr so gut wie Shipley, also behielt ich den FBI-Witz, den ich noch auf Lager hatte, lieber für mich. »Okay, es ist viel passiert, seit ich Sie das letzte Mal gesehen habe«, sagte ich. Zuerst erzählte ich ihnen, was ich gerade mal vierundzwanzig Stunden vorher auf dem Pot-Feld gesehen hatte, dann rekapitulierte ich, was in der Höhle passiert war, und fügte schließlich noch den betrunkenen Anruf des Sheriffs hinzu. »Ich verstehe das nicht«, sagte ich. »Vielleicht hat er nur im Suff gesprochen, aber er kam mir vor wie ein Mann, der

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