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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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weil ich weiß, dass du ihn wieder gesund machst.«
    Den Rückspiegel im Blick, steuerte ich mein Ziel auf allerhand Umwegen an, sodass ich die dreifache Strecke zurücklegte, um nur zwei Querstraßen weiter in der Maricopa Lane zu landen.
    Auf der Fahrt nahm Viola mein Handy entgegen und rief ihre Schwester an, um ihr zu sagen, dass sie mit den Mädchen zu Besuch komme.
    Das schmucke weiße Holzhaus von Sharlene hat blaugrüne Fensterläden und blaue Verandapfosten. Die Veranda selbst ist ein Kommunikationszentrum für die ganze Nachbarschaft und als solches mit vier Schaukelstühlen und einer Hollywoodschaukel ausgestattet.
    Sharlene kam schaukelnd aus einem der Stühle hoch, als wir in ihre Einfahrt einbogen. Es handelte sich bei ihr um eine voluminöse
Frau mit einem hinreißenden Lächeln und einer melodischen Stimme, die sich wie die einer Gospelsängerin anhörte. Das ist Sharlene nämlich auch.
    Posey, ihr Golden Retriever, erhob sich vom Verandaboden und stellte sich neben sie. Sichtlich erfreut über den Anblick der Mädchen, wedelte der Hund mit seinem prachtvoll buschigen Schwanz. Um Posey an Ort und Stelle zu halten, bedurfte es keiner Leine, sondern nur des leisen Befehls seines Frauchens.
    Ich trug den Kuchen in die Küche, wo ich höflich ablehnte, was Sharlene mir nacheinander anbot: eiskalte Limonade, einen Apfel im Schlafrock, drei verschiedene Sorten Kekse und hausgemachten Erdnusskrokant.
    Posey legte sich unterdessen auf den Boden, streckte alle viere in die Luft, beugte unterwürfig die Pfoten und bettelte darum, am Bauch gekrault zu werden, was die Mädchen auch gleich taten.
    Ich beugte ein Knie und unterbrach sie lange genug, um Levanna alles Gute zum Geburtstag zu wünschen. Dann umarmte ich die beiden Kinder.
    Sie kamen mir furchtbar klein und zerbrechlich vor. Wie wenig Kraft war doch nur nötig, um sie zu zerstören und aus dieser Welt zu reißen. Ihre Verwundbarkeit machte mir Angst.
    Viola begleitete mich durchs Haus bis zur vorderen Veranda. »Du wolltest mir doch ein Foto von dem Mann mitbringen, vor dem ich auf der Hut sein soll«, sagte sie dort.
    »Das brauchst du jetzt nicht mehr. Er ist … von der Bildfläche verschwunden.«
    Ihre großen Augen waren voll Vertrauen, das ich nicht verdiente. »Odd, sag mir ganz ehrlich, siehst du immer noch den Tod in mir?«
    Ich wusste zwar nicht, was geschehen würde, doch während der grelle Wüstentag mir in den Augen brannte, sah ich mit
meinem sechsten Sinn nur dunkle Gewitterwolken, in denen lauter Donner hing. Dass die drei ihre Pläne geändert hatten, dass sie nicht ins Kino und zum Essen in den Grill gingen – das würde doch sicherlich ausreichen, um ihr Schicksal zu verändern. Sicherlich. »Jetzt wird dir nichts mehr geschehen«, sagte ich. »Und den Mädchen auch nicht.«
    Violas Augen blickten forschend in meine, und ich wagte es nicht, den Blick abzuwenden. »Was ist mit dir, Odd? Was immer auch geschehen wird … gibt es einen Weg für dich, es unversehrt zu überstehen?«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Hast du nicht selbst gesagt, dass ich über alles Bescheid weiß, was übernatürlich und jenseitig ist?«
    Sie sah mir noch einen kurzen Moment in die Augen, dann nahm sie mich in die Arme. Wir hielten uns ganz fest.
    Ich fragte Viola nicht, ob sie den Tod in mir sah. Zwar hatte sie nie behauptet, weissagerische Fähigkeiten zu besitzen, aber ich hatte trotzdem Angst, sie könnte das bejahen.

48
    »Durch die Nacht mit Shamus Cocobolo« lief schon lange nicht mehr, und die Töne von Glenn Miller waren aus der Stratosphäre zu fernen Sternen entschwunden. Nicht einmal den Trost einer einzigen Elvis-CD hatte ich, während ich unter der schweigenden Sonne durch die Straßen von Pico Mundo fuhr und mich fragte, wo wohl die ganzen Bodachs geblieben waren.
    Ich hielt an einer Tankstelle an, um den Chevy aufzutanken und die Toilette zu benutzen. In dem schmierigen Spiegel über dem Waschbecken sah ich mein Gesicht, abgespannt und hohläugig wie das eines Gejagten.
    In dem kleinen Supermarkt nebenan kaufte ich eine Halbliterflasche Pepsi und ein Fläschchen Koffeintabletten.
    Mit der chemischen Unterstützung von konzentriertem Koffein, Cola und dem Zucker in den Keksen, die Mrs. Sanchez mir geschenkt hatte, konnte ich wach bleiben. Ob ich mit dieser Diät noch klar denken konnte, würde sich erst dann herausstellen, wenn mir die Kugeln um die Ohren pfiffen.
    Da ich Robertsons Komplizen weder mit einem Namen noch mit einem

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