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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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und Robertson stand still wie ein Grabstein auf dem Kirchhof, nicht im Schutz eines Baums, sondern draußen, wo er leicht gesehen werden konnte.
    Stormy hatte ihr Weinglas auf der Brüstung abgestellt und sich vor den Picknickkorb gehockt. »Ich hab Käse mitgebracht, der wunderbar zum Wein passt«, sagte sie.
    Selbst wenn Robertson mit gebeugtem Kopf dagestanden und die Inschrift auf einem Grabmal betrachtet hätte, wäre ich erschrocken gewesen, ihn dort zu sehen. Leider war es schlimmer. Er war nicht gekommen, um irgendwelche
Toten zu besuchen, und auch zu keinem anderen harmlosen Zweck.
    Mit zurückgelegtem Kopf starrte er auf die Brüstung des Glockenturms, an der ich stand. Die bedingungslose Intensität seines Blicks sprang über wie ein knisternder Lichtbogen.
    Hinter den Eichen und dem Eisenzaun sah ich Teile der beiden Straßen, die sich an der Nordwestecke des Friedhofs kreuzten. Soweit ich feststellen konnte, stand nirgendwo ein gekennzeichnetes oder nicht gekennzeichnetes Polizeifahrzeug.
    Chief Porter hatte mir versprochen, unverzüglich einen Mann mit der Überwachung des Hauses in Camp’s End zu beauftragen. Wenn Robertson zwischenzeitlich nicht daheim gewesen war, dann hatte der Beamte bisher natürlich keine Gelegenheit bekommen, ihn ins Visier zu nehmen.
    »Willst du Cracker zum Käse?«, fragte Stormy.
    Das Purpur war am Sommerhimmel herabgesickert und bedrängte den hellroten Streifen am westlichen Horizont, bis er sich zu einem schmalen Band zusammengezogen hatte. Selbst die Luft schien mit roten Flecken durchsetzt zu sein, und die Schatten von Bäumen und Grabsteinen, ohnehin schon pechschwarz, wurden noch schwärzer.
    Robertson war bei Anbruch der Nacht eingetroffen.
    Ich stellte mein Weinglas neben das von Stormy. »Wir haben ein Problem.«
    »Die Cracker sind kein Problem«, sagte Stormy, »nur ein Angebot.«
    Ein lautes Flattern ließ mich zusammenfahren.
    Als ich mich umdrehte und sah, wie drei Tauben in den Turm segelten und sich auf ihrem Schlafplatz in den Sparren über den Glocken niederließen, rempelte ich Stormy an, die gerade mit zwei kleinen Plastikbehältern aus der Hocke kam. Cracker und Käseecken verstreuten sich über den Boden.

    »Oddie, pass doch auf!« Stormy bückte sich, stellte die Behälter auf und fing an, die Sachen wieder aufzusammeln.
    Unten auf dem dunkler werdenden Rasen hatte Robertson bisher wie ein trauriger Koloss mit hängenden Armen und Schultern dagestanden. Nun, da er wusste, dass ich ihn ebenso anstarrte wie er mich, hob er den rechten Arm fast wie zum Hitlergruß.
    »Hilfst du mir jetzt endlich«, fragte Stormy, »oder willst du dich typisch männlich benehmen?«
    Zuerst dachte ich, er würde mir mit der Faust drohen, aber trotz des schwachen – und merklich schwindenden – Lichts sah ich bald, dass die Geste noch unhöflicher war als angenommen. Der Mittelfinger war gestreckt, und der Pilzmann stieß ihn mit kurzen, wütenden Bewegungen in meine Richtung.
    »Robertson ist hier«, sagte ich.
    »Wer?«
    »Der Pilzmann.«
    Plötzlich setzte dieser sich in Bewegung und ging zwischen den Grabsteinen hindurch auf die Kirche zu.
    »Wir sollten das mit dem Picknick lieber lassen«, sagte ich und zog Stormy auf die Beine, um sie durch die Tür zu schieben. »Wir müssen von hier verschwinden.«
    Sie wehrte mich ab und wandte sich der Brüstung zu. »Ich lasse mir doch von niemandem Angst machen!«
    »Also, ich schon. Wenn er wahnsinnig genug ist.«
    »Wo ist er überhaupt? Ich sehe ihn nicht.«
    Als ich mich hinauslehnte, um nach unten zu spähen, sah ich ihn auch nicht mehr. Offenbar hatte er das vordere oder hintere Ende der Kirche erreicht und war um die Ecke gebogen.
    »Die Tür unten an der Treppe«, sagte ich, »hat sich die, als wir in den Turm gegangen sind, automatisch hinter uns geschlossen? «

    »Keine Ahnung. Ich glaube nicht.«
    Die Vorstellung, hoch oben auf dem Turm in der Falle zu sitzen, gefiel mir gar nicht, selbst wenn wir um Hilfe rufen konnten und man uns sicherlich hören würde. Die Tür zur Treppe besaß kein Schloss, und ich bezweifelte, dass wir beide sie zuhalten konnten, wenn ein tobender Robertson sie öffnen wollte.
    Ich packte Stormy an der Hand und zog sie zu mir, um ihr klar zu machen, dass es um Sekunden ging. Über Käse und Cracker hinweg hastete ich den Gang rund um die Glocken entlang. »Los, raus hier!«
    »Aber der Korb, unser Picknick …«
    »Vergiss es. Wir holen das Zeug später, morgen.«
    Das Licht oben hatten

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