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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Schatten von Bänken, Wänden und Kolonnaden schweifen ließ, flüsterte sie: »Er ist näher, als man denkt. Ganz nah.«
    Ich drückte das niedrige Tor des Altargeländers auf. Fast lautlos schlichen wir hindurch, um kein Geräusch zu übertönen, das Robertson machte.
    Während wir am Chorgitter vorbeikamen und die Stufen zum Hochaltar hinaufstiegen, sah ich mich weniger oft um, bewegte mich aber mit noch größerer Vorsicht vorwärts. Unerklärlicherweise widersprach mein Herz meinem Kopf, indem es behauptete, die Gefahr befinde sich vor uns.
    Aber unser Verfolger konnte sich doch nicht ungesehen um uns herumgeschlichen haben. Außerdem hatte er keinen Grund, so vorzugehen, statt uns direkt anzufallen.

    Trotz solcher Gedanken nahm bei jedem Schritt die Spannung meiner Nackenmuskeln zu, bis sie sich so straff wie ein frisch aufgezogenes Uhrwerk anfühlten.
    Aus den Augenwinkeln sah ich hinter dem Altar etwas sich bewegen, zuckte zusammen und zog Stormy näher an mich. Sie umklammerte meine Hand noch fester als bisher.
    Der gekreuzigte Bronzechristus bewegte sich, als wäre sein Metall auf wundersame Weise zu Fleisch geworden, als wollte er sich vom Kreuz lösen und herabsteigen, um den irdischen Mantel des Messias wieder anzulegen.
    Unter dem heißen Glas des Deckenstrahlers flog eine große Motte mit Muschelflügeln vorbei. Die illusorische Bewegung, die der vergrößerte, flatternde Schatten des Insekts auf die Bronzefigur übertragen hatte, verschwand.
    Der Schlüssel, mit dem Stormy den Glockenturm aufgesperrt hatte, passte auch in die Tür an der Rückwand des Chorraums. Dahinter war die Sakristei, wo sich der Pfarrer vor der Messe bereitmachte.
    Ich warf einen letzten Blick auf den Altarraum und das Kirchenschiff. Stille. Keine Bewegung bis auf das Schattenspiel der Motte.
    Stormy gab mir den Schlüssel, ich schloss auf und gab ihn ihr zurück. Beklommen drückte ich die getäfelte Tür auf.
    Die Angst, die ich verspürte, hatte keine rationalen Gründe. Schließlich war Robertson kein Magier, der sich mit einem Trick in einen verschlossenen Raum befördern konnte.
    Trotzdem ratterte mein Herz gegen die Rippen.
    Als ich nach dem Lichtschalter tastete, wurde meine Hand nicht von einem Stilett oder Hackbeil an die Wand geheftet. Die Deckenlampe erhellte einen nüchternen kleinen Raum, in dem kein fetter Psychopath mit gelbem Hefepilzhaar lauerte.
    Links stand das Betpult, an dem der Priester kniete, um vor
der Messe seine private Andacht zu halten. Rechts standen Wandschränke für die Sakralgeräte und die Messgewänder, davor ein Kleiderständer.
    Stormy zog hinter uns die Tür zu und drehte den Knauf, um sie zu verriegeln.
    Wir durchquerten schnell den Raum bis zur Außentür der Sakristei. Ich wusste, dass sich dahinter der östliche Kirchhof befand, auf dem keine Grabsteine standen. Dort führte ein gepflasterter Weg zum Pfarrhaus, in dem Stormys Onkel wohnte.
    Auch diese Tür war verschlossen.
    Von innen konnte man das Schloss ohne Schlüssel öffnen. Ich griff nach dem Drehknopf … und zögerte.
    Vielleicht hatten wir Robertson einfach deshalb nicht ins Kirchenschiff stürmen sehen, weil er überhaupt nicht in die Kirche gekommen war, nachdem ich ihn auf der Treppe gesehen hatte.
    Und vielleicht hatte er geahnt, dass wir versuchen würden, aus dem anderen Ende der Kirche zu entkommen, und war deshalb um das Gebäude herummarschiert, um uns vor der Sakristei abzufangen. Das konnte auch erklären, weshalb ich den Eindruck gehabt hatte, mich auf die Gefahr zuzubewegen statt weg von ihr.
    »Was ist denn?«, fragte Stormy.
    Ich bedeutete ihr, den Mund zu halten – in allen Situationen außer der gegenwärtigen wäre das ein fataler Fehler gewesen –, und lauschte an der Ritze zwischen Tür und Rahmen. Ein feiner warmer Lufthauch kitzelte mein Ohr, ohne irgendwelche Geräusche von draußen hereinzutragen.
    Ich wartete. Ich lauschte. Ich wurde immer nervöser.
    Schließlich löste ich mich von der Tür und flüsterte Stormy zu: »Wir gehen denselben Weg zurück, den wir gekommen sind!«

    Wir kamen zu der Tür zum Altarraum, die Stormy verschlossen hatte. Als ich die Finger schon am Drehknopf hatte, zögerte ich abermals.
    Wieder legte ich das Ohr an die Ritze und lauschte in den Kirchenraum hinein. Abgesehen davon, dass sich diesmal kein spöttischer Luftzug in meinen Gehörgang schlich, war es dasselbe: nicht das leiseste verräterische Geräusch.
    Beide Türen der Sakristei waren verschlossen. Um uns in

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