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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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wir angelassen, aber die Wendeltreppe war umschlossen, und ich konnte nicht bis ganz unten sehen, nur so weit, wie es die gekrümmten Wände zuließen.
    Unten war alles still.
    »Schnell«, drängte ich Stormy, und ohne mich am Handlauf festzuhalten, eilte ich mit gefährlich schnellen Schritten vor ihr die steile Treppe hinab.

19
    Hinab, hinab, rundherum und hinab hetzte ich, gefolgt von Stormy. Dabei machten wir auf den mexikanischen Fliesen viel zu viel Lärm, um Robertson hören zu können, falls er uns entgegenkam.
    Auf halber Höhe fragte ich mich, ob diese Hast womöglich eine Überreaktion war. Dann fiel mir die gehobene Faust des Pilzmanns ein, der ausgestreckte Finger, die bedrohlichen Fotos in seinem Arbeitszimmer.
    Jetzt stürzte ich mich noch schneller hinab, immer rundherum, ohne das Bild loszuwerden, dass er mich unten erwartete, bewaffnet mit einem Schlachtmesser, auf das ich mich selbst aufspießte, bevor ich zum Halt kommen konnte.
    Ohne auf Robertson zu stoßen, erreichten wir das untere Ende der Treppe und fanden die Tür unverschlossen vor. Vorsichtig drückte ich sie auf.
    Entgegen meinen Befürchtungen stand er nicht in der schwach erleuchteten Vorhalle, um uns zu erwarten.
    Auf der Treppe hatte ich Stormys Hand losgelassen. Nun griff ich wieder danach, um sie nah bei mir zu haben.
    Als ich die mittlere der drei Vordertüren öffnete, sah ich Robertson vom Gehsteig her die Treppe heraufkommen. Er stürzte zwar nicht auf mich zu, näherte sich jedoch mit der grimmigen Unerbittlichkeit eines Panzers, der ein Schlachtfeld überquerte.
    Im apokalyptisch purpurroten Licht sah ich, dass ihn sein gruseliges, aber bisher zuverlässig auftretendes Lächeln im
Stich gelassen hatte. In seinen blassgrauen Augen spiegelte sich der blutige Schein des Sonnenuntergangs, sein Gesicht war zu einem Knoten aus mörderischem Zorn verzerrt.
    Am Bordstein wartete Terris Mustang. Ich konnte nicht dorthin gelangen, ohne Robertson aus dem Weg zu räumen.
    Wenn es sein muss, kämpfe ich, auch gegen Gegner, die viel größer sind als ich. Eine körperliche Auseinandersetzung ist für mich jedoch weder die erste Wahl noch eine Frage des Prinzips.
    Ich bin nicht eitel, aber mein Gesicht gefällt mir genau so, wie es ist. Deshalb ist es mir lieber, wenn man nicht darauf herumtrampelt.
    Robertson war zwar größer als ich, aber weich. Wäre seine Wut die eines gewöhnlichen Mannes gewesen, der vielleicht ein Bier zu viel getrunken hat, dann wäre ich ihm entgegengetreten und hätte darauf vertraut, ihn zu Boden werfen zu können.
    Er war jedoch ein Wahnsinniger, der die Faszination diverser Bodachs auf sich zog, ein Verehrer von Massenmördern und Serienkillern. Es war zu vermuten, dass er einen Revolver oder ein Messer bei sich hatte oder dass er inmitten des Kampfes plötzlich wie ein Hund zu beißen begann.
    Vielleicht hätte Stormy versucht, ihm in den Hintern zu treten – solche Reaktionen sind ihr nicht fremd –, aber ich gab ihr nicht die Gelegenheit dazu. Ich wich zurück und zog sie durch eine der Türen zwischen Vorhalle und Kirchenschiff.
    In der menschenleeren Kirche markierten matte Lämpchen den Mittelgang. Das riesige Kruzifix hinter dem Altar leuchtete im Schein eines weichen Strahlers, der von oben darauf gerichtet war. In den rubinroten Gläsern der Votivkerzenständer flackerten elektrische Flämmchen.
    All diesen vereinzelten Lichtern und dem schwindenden Rot des Sonnenuntergangs hinter den Buntglasfenstern der Westwand gelang es nicht, die Schatten zurückzudrängen, die
sich auf den Bänken und in den Seitengängen versammelt hatten.
    Während wir den Mittelgang entlanghasteten, erwartete ich, dass Robertson jeden Augenblick wie ein tobender Stier durch eine der Türen der Vorhalle stürmte. Am Altargeländer angelangt, hatten wir jedoch nichts gehört, sodass wir innehielten und zurückblickten.
    Soweit ich sehen konnte, war Robertson tatsächlich noch nicht da. Wäre er schon in die Kirche eingedrungen, so wäre er doch bestimmt direkt auf uns zumarschiert, den Mittelgang entlang – oder doch nicht?
    Obwohl die Logik meinem Argwohn widersprach und obwohl es keinen konkreten Hinweis darauf gab, hatte ich doch das Gefühl, dass Robertson sich im selben Raum wie wir befand. Die Haut auf meinen Armen demonstrierte kribbelnd eine Verwandtschaft mit Tieren, die quaken, Schwimmhäute haben und Federn tragen.
    Stormys Instinkt reagierte ebenso wie meiner. Während sie den Blick über die geometrischen

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