Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
schlafenden Zwerg. »Wie könnte ich mich weigern? Aber gib mir noch einen Kuss mit auf den Weg, bevor ich mich in die Gefahr hinauswage.«
Seufzend wollte sie ihm einen Kuss auf die Wange geben, doch er wandte rasch den Kopf und stahl ihr einen echten Kuss von den Lippen. Sie wirkte leicht verlegen.
»Ich bin zurück, bevor du mich vermisst«, sagte er und schlüpfte aus der Halle der Meisterstücke, bevor sie Gelegenheit zu einer passenden Antwort fand.
Kapitel 54
Malden schob sich vorsichtig aus der Tür hinaus und suchte nach Stolperdrähten und losen Platten auf dem Boden, bevor er den Fuß aufsetzte. In einer Hand hielt er Slags behelfsmäßige Laterne, die andere war leer und bereit zum Zupacken, sollte sich etwas in den Weg stellen.
Er brauchte nicht lange, um die Falle zu finden. Sie war offensichtlich eingerichtet worden, um sofort entdeckt zu werden. Diese Tatsache entmutigte Malden. Geschickte, leicht übersehbare Fallen beruhten auf Täuschung – der verborgene Pfeil, die verdeckte Fallgrube. Fallen, die schon auf den ersten Blick Aufmerksamkeit erregten, waren meist viel heimtückischer und letztendlich weitaus schwieriger zu umgehen.
Balints Männer hatten die ganze Schmiedehalle zu einer solchen Falle gemacht.
Ösen waren in die Wände gehämmert worden, und dazwischen spannten sich zahllose wollartige rote Fäden. Sie kreuzten einander vom Boden bis zur Decke wie die Schnüre eines unglaublich komplizierten Korsetts. Malden erinnerten sie an die weitaus zierlicheren Ketten, die man vor dem Eingang des Vinculariums gespannt hatte.
Natürlich handelte es sich hier um eine Zwergenfalle, also waren die Fäden nicht verflucht. Malden würde nicht bei lebendigem Leib verbrannt, wenn er sie berührte. Aber sie waren so straff gespannt wie Harfensaiten, und ihm war klar, dass bei der geringsten Berührung etwas höchst Unangenehmes geschehen würde. Er konnte sich ihrer nicht entledigen, indem er sie einfach zerschnitt oder abfackelte.
Er seufzte und hielt nach einer Befestigung Ausschau, an der das Garn angebunden war. Im schwachen Licht erkannte er lediglich die rechteckigen Umrisse einer Maschine, die am anderen Ende des Raumes aufragte. Alle Fäden liefen zu einem Hebel an der Seite. Ein Keil war in die Achse des Hebels gerammt worden, sodass er festsaß, aber es hatte den Anschein, als könne die kleinste Bewegung den Keil lösen. Zog er also an den Fäden, bewegten sie den Hebel. Und dann …? Malden vermochte nicht zu sagen, was die Folge wäre. Aber eins war sicher: Diese Falle war tödlich.
Er blinzelte nach oben und entdeckte, dass die Fäden bis zur Decke reichten. Demnach konnte er nicht einfach dort hinaufklettern und den Raum jenseits des Geflechtes überqueren. Nein, er musste sich einen Weg mitten hindurch bahnen.
Es war nicht unmöglich. Obwohl die Fäden auf den ersten Blick durch jeden Winkel der Schmiede gespannt zu sein schienen, waren sie in Wirklichkeit so weit voneinander entfernt, dass ein Mensch mit Geschick und Vorsicht dazwischen hindurchschlüpfen konnte. Über diese beiden Eigenschaften verfügte Malden in reichlichem Maß. Zögernd und stets gewärtig, dass die Falle schon durch den Atem ausgelöst werden konnte, duckte er sich unter einem der Gespinste hindurch und blieb auf der anderen Seite stehen.
Seine Haare berührten das Garn und versetzten es in Schwingung.
Der Dieb ging in die Hocke und schlug die Hände vor die Augen. Als nichts explodierte oder Feuer fing und ihm auch kein Stein auf den Kopf fiel, gestattete er sich einen langen Atemzug.
Der nächste Faden führte in Knöchelhöhe durch den Raum. Er ließ sich mühelos überschreiten, aber Malden musste sich zurücklehnen, um einen anderen nicht mit dem Hals zu berühren. Er drehte sich in der Hüfte und schlüpfte darunter hindurch, dann hielt er den linken Fuß in die Luft, bevor er dahintertrat.
Mit unendlicher Vorsicht schob er Hand und Schulter zwischen zwei Hindernissen hindurch, dann stemmte er sich auf dem Boden ab, um die Beine behutsam durch die Lücke zu ziehen. Unmittelbar vor ihm durchkreuzten drei Schnüre den Raum so nahe nebeneinander, dass er nicht dazwischen hindurchkam. Er bewegte sich seitwärts wie eine Krabbe, achtete ununterbrochen darauf, was sich vor und hinter ihm befand, bis er zu der Stelle gelangte, an der sich die drei Fäden kreuzten. Darunter klaffte eine Lücke, gerade groß genug, dass er sich hindurchrollen konnte. Er hob Schwert und Laterne darüber, dann warf er
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