Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
flaches Silbermesser.
»Nein, nein, vielen Dank, Euer Hoheit, aber ich bekomme wirklich keinen Bissen mehr hinunter.« Cythera lachte fröhlich und tupfte sich den Mund mit einer Serviette aus Käferseide ab.
Sie passte zu dem Kleid, in das man sie gesteckt hatte, ein elegantes Gewand im gleichen Stil wie die Kleidung, die Malden und Slag trugen. Aethil hatte ihnen verraten, dass die Seide aus Fäden hergestellt wurde, die die Höhlenkäfer ausschieden. Diese Vorstellung hatte Malden gar nicht behagt, selbst nachdem ihn Slag darüber aufgeklärt hatte, wie echte Seide gewonnen wurde.
Den Fisch fand er auch nicht sonderlich appetitanregend. Fleisch und Haut waren schneeweiß, und er besaß keine Augen – die Stirn bestand aus glatter Haut, die von der Rückenflosse bis zum zahnbewehrten Mund reichte. Das kam dem Dieb unnatürlich vor, erst recht nachdem der Fisch gebraten worden war und in Pilzsauce schwamm. Allerdings störte ihn das alles nicht so sehr, dass er nichts davon gegessen hätte. Nach der endlosen Wanderung durch die Dunkelheit und dem Aufenthalt in dem schlammigen Käfig hatte er schier unersättlichen Hunger.
Alle Speisen, die die Elfendiener zum festlichen Mahl ihrer Königin auftischten, waren auf die eine oder andere Weise sonderbar. Der Wein schmeckte gut, roch aber nach feuchter Erde. Das Brot war viel besser als das bleiche Zeug im Kerker, hatte aber die falsche Farbe. Das Filet vom Höhlenkäfer schmeckte hier unter der Erde anders und besaß bei Weitem nicht den Wildgeschmack jenes Tieres, das er im Wald an der Oberfläche gegessen hatte, bevor er in diese nächtliche Welt geraten war.
Wenigstens war Cythera dabei und aß mit.
Ihre Entlassung aus dem Kerker war der Grund für dieses Fest gewesen. Bei ihrem Eintreffen hatte Slag – beziehungsweise Sir Croy – doch tatsächlich gelächelt und einige Tränen vergossen. Das hatte Aethil so beglückt, dass sie ein großes Fest anberaumt hatte. Das Mahl wurde von Elfen in Flickenhemden auf großen Platten aus angelaufenem Silber serviert, während in der Ecke ein Musikant leise auf einer Flöte aus einer Höhlenkäferhülle spielte.
Fast hatte es den Anschein, als seien sie keine Gefangenen mehr.
Als man aber den Musikanten weggeschickt hatte und sich Aethil kurz entschuldigte und die Tafel verließ, um zum Abort zu gehen, zog Cythera das Gewand hoch, um Malden eines ihrer Beine zu zeigen. Eine Ranke schlängelte sich an ihrer Wade hinauf und spreizte stachelige Blätter und winzige purpurfarbene Blüten. »Er konnte mich nicht verkrüppeln«, flüsterte sie. »Aber ich weiß, was er vorhatte. Du auch?«
Malden nickte und hob sein verfluchtes Bein auf eine Bank. »Bei der kleinsten Bewegung schmerzt mein Fuß unerträglich.«
Cythera griff nach seinem Knöchel, bevor er ihn wegziehen konnte. »Halt still!«, raunte sie. »Es tut nicht weh.« Sie presste die Hände auf seine Wade und keuchte leise auf. »Ein starker Zauber«, sagte sie und sank auf ihrem Stuhl zurück.
Die Muskeln in Maldens Bein entspannten sich sofort, und eine Welle der Erleichterung durchströmte ihn. Als er sich erholt hatte, ergriff er Cytheras Hände, um sie sich anzusehen. Auf jeder Handfläche blühte eine Blume, aus der sich Ranken kräuselten.
»Schon gut«, sagte sie. »Vergiss nur nicht zu humpeln, sonst wissen sie sofort Bescheid.«
»Du machst dir zu viele Sorgen«, meinte Slag. Der Pilzwein hatte ihn berauscht, und er lächelte vor sich hin. »Ich habe sie um den kleinen Finger gewickelt, das kann ich euch flüstern. Die tut alles, was ich will. Wenn ich ihr sage, sie soll euch gehen lassen …«
»Dazu würde ich dir nicht raten«, unterbrach ihn Cythera. »Unsere Lage hat sich verbessert«, flüsterte sie, »aber nicht grundsätzlich geändert.«
»Du meinst, sie wollen uns noch immer umbringen?«, fragte Malden.
»Ja. Aber nicht sofort. Also haben wir Zeit, uns einen Fluchtplan zurechtzulegen. Zuerst sollten wir …«
Sie verstummte, als Aethil zurückkam.
»Ach, ist das schön!«, seufzte die Königin und musterte ihre Schützlinge. »In diesen Gemächern kann es so einsam werden. Aber nun … sind wir wie eine glückliche Familie. Wie eine Menschenfamilie. Die Mutter« – sie drückte eine Hand an die Brust – »und die hübschen Kinder.« Sie wies mit anmutiger Hand auf Malden und Cythera. Dann trat sie zu Slag, schlang die Arme um ihn und berührte sein Ohr mit den Lippen. »Und natürlich der Papa.«
Summend legte sie den Kopf auf
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