Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
damit durchzogen. Wir haben Zugang zu jeder Halle und jedem Gemach, ohne gesehen zu werden.«
Slag klopfte mit der Hand gegen die Wand. »Nicht der beste Plan, ehrlich. Ihr habt den Berg geschwächt wie Würmer, die sich durch einen mehligen Apfel bohren. Ich bin überrascht, dass euch noch nicht alles auf den Kopf gekracht ist.«
Aethil hob anmutig die Schultern. »Manchmal gibt es Höhleneinstürze. Aber die sind wirklich selten. Und ich will gar nicht an die Ärmsten denken, die dabei verletzt werden.«
Malden verfiel wieder ins Hinken, als die Elfenkönigin sie aus dem Tunnel in einen langen Korridor führte, dessen Boden Nebelschwaden bedeckten. Ein Gestank nach Mist hing in der Luft. »Am Anfang gab es hier unten keinerlei Nahrung«, erzählte Aethil. Sie rümpfte die Nase, hob aber nicht das Gewand, als es über den feuchten Boden schleifte. »Noch nie zuvor hatten wir Feldfrüchte anpflanzen müssen – auf der Oberfläche hatten wir immer von den Erzeugnissen und dem Wild der Wälder gelebt. Unsere Vorfahren mussten uns beibringen, welche Pflanzen hier unten wachsen, so weit von der Sonne entfernt, und wie sie angebaut werden.«
Sie deutete auf endlose Reihen eingewickelter Zylinder und befahl einem Elf im Flickenkittel, den Besuchern die darin wachsenden Pilze zu zeigen. In einem anderen Teil des Anbaukorridors waren Arbeiter fleißig damit beschäftigt, ein übles Durcheinander zu beseitigen. An einer Wand sah Malden Mist kleben, einige der Regale waren umgeworfen worden. »Was ist da passiert?«, fragte er.
»Vandalismus«, erklärte Aethil mit Trauer in der Stimme. »Es … betrübt mich tief, aber manchmal wissen wir nicht, was wir tun sollen. Es gibt so wenig Beschäftigung. Die Soldaten und vor allem die Adligen schlagen gelegentlich einfach etwas entzwei, um die Langeweile zu bekämpfen. Und dann müssen meine kleinen Freunde hinter ihnen aufräumen.«
Einer der Arbeiter trat zu ihnen und ging vor Aethil auf die Knie. »In Euren Diensten zu stehen, ist unser Leben, Hoheit«, sagte er.
Aethil ließ sich von ihm die Hand küssen. Er schien den Tränen nahe zu sein, als er sich wieder erhob und zu seiner Tätigkeit zurückkehrte.
»Sie arbeiten so schwer und bekommen wenig für ihre Mühen«, meinte Aethil. »Ich versuche ihnen das Leben zu erleichtern, wo ich kann. Aber da es so viele Adlige und Soldaten zu ernähren gilt, gibt es stets mehr Arbeit zu erledigen, als Bedienstete zur Verfügung stehen.«
»Wie viele Adlige gibt es denn?«, fragte Malden stirnrunzelnd.
»Ungefähr die Hälfte von uns entstammt uralten Geschlechtern«, erklärte Aethil. »Und natürlich ist jeder Elf, dessen Vorfahr ein Lord oder eine Lady war, von der Arbeit befreit. Hält man es in den Ländern der Menschen nicht genauso?«
»Unsere Hochwohlgeborenen sind träge Schmarotzer, richtig«, sagte Malden. »Aber nur einer von tausend kann diesen Anspruch anmelden. Wenn ich Euch richtig verstehe, dann ist die Hälfte Eures Volkes zu ewiger Knechtschaft verdammt. Gibt es denn keine Möglichkeit, dass sie aus ihrem Rang aufsteigen?«
Die Frage schien Aethil zu verwirren. »Wie sollte das möglich sein?«
»Nun, indem sie sich beispielsweise im Kampf beweisen.« Das war in Skrae die traditionelle Methode für Untertanen, um zum Ritter aufzusteigen, und sobald ein Mann ein Ritter war, kannten seine Aufstiegsmöglichkeiten keine Grenzen mehr.
»Hier unten gibt es keine Gegner, gegen die wir kämpfen könnten«, erwiderte Aethil. »Außer gegen unsere Erinnerungen.«
Malden ging nicht auf den gedankenverlorenen Ausdruck in ihrem Gesicht ein. »Aber es gibt doch sicherlich noch andere Möglichkeiten. In der Stadt, in der ich geboren wurde – sie heißt Ness –, haben die Menschen die Freiheit, ihr Los durch Arbeit zu verbessern, und sie können ihren Reichtum den Kindern hinterlassen, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen.«
Aethil schenkte ihm ein Lächeln, das offensichtlich Mitleid ausdrücken sollte. Malden fand es indessen nur herablassend. »Reichtum. Du sprichst von Geld. Ich kenne den Grundgedanken dahinter, weil ich davon in Büchern gelesen habe, und Geld scheint unter Menschen die häufigste Ursache für ihr Unglück zu sein.«
»Das ist wahr«, gestand Malden ein, »aber es erlaubt uns auch, eine bessere Lebensweise zu erringen.«
»Solche Unterschiede kennen die Ältesten nicht. Jeder von uns wird in seine Stellung hineingeboren, wie es unsere Vorfahren bestimmten.«
Malden musste an den
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