Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
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»Aber natürlich könnt Ihr sie sehen«, beteuerte Aethil.
Der Zwerg versteifte sich. »Wirklich? Ich meine nicht die rote Kugel, die an einer Kette hängt. Ich meine die Sonne, die die Welt der Oberfläche erwärmt. Die … die …«
»Die goldene Kugel des Tages, der wilde Streitwagen des Himmels«, half Malden ihm aus.
»Genau diese Sonne meine ich«, nickte Slag.
»Nun, ja, natürlich wusste ich, welche Sonne Ihr meint«, sagte Aethil. »Nichts einfacher als das! Seid Ihr so sehr in die Fänge der Melancholie verstrickt, dass Ihr nicht gehen könnt? Dann rufe ich die Diener herbei, die Euch tragen.«
Slag setzte sich auf und rutschte vom Diwan. »Das schaffe ich allein.«
»Dann kommt hier entlang!«, sagte Aethil. Sie warf Malden und Cythera einen Blick zu, und der Dieb befürchtete schon, sie werde ihnen befehlen zurückzubleiben, während sie sich mit Slag ins Freie begab. »Deine Diener sollen uns begleiten. Auch wenn es ihnen an Eurer empfindsamen Natur mangelt, so wollen sie doch sicher auch die Sonne sehen.«
»Da stimme ich Euch von ganzem Herzen zu«, erwiderte Slag und ging zur Tür.
»Doch nicht dort!«, rief ihn Aethil zurück. »Man hat mir den Befehl erteilt, euch nicht aus meinem Gemach zu lassen. Glücklicherweise müssen wir das Verbot nicht einhalten.« Sie stand auf und trat zu dem kleinen Wasserfall an der Wand. Sie hob eine Hand, das Wasser teilte sich und enthüllte den Eingang zu einem dunklen Raum. Aethil nahm eine Kerze vom Tisch, schritt hindurch und enthüllte ein üppiges Schlafgemach. »Diesen Raum wollte ich Euch schon längst zeigen«, sagte sie zu Slag. »Wenn auch nicht in Gesellschaft Eurer Bediensteten.«
Die Königin führte sie durch das Schlafgemach zu einem breiten Torbogen. Jenseits davon funkelten unzählige Lichtstrahlen. Nacheinander traten sie in eine Höhle unübertrefflicher Schönheit.
Im ersten Augenblick glaubte Malden, die Wände seien schneebedeckt und von der Decke wüchsen Eiszapfen von unerhörter Größe und Vielfalt. Aber in dieser verborgenen Höhle war es nicht kälter als im übrigen Vincularium, und er kam schnell zu dem Schluss, dass der vermeintliche Schnee in Wirklichkeit eine dichte Schicht aus Felskristallen war. Sie bedeckten jede Oberfläche und stachen in alle nur denkbaren Richtungen hervor. Ein fünfzehn Fuß langer Sparren durchkreuzte die Höhle in diagonaler Richtung, und als Aethils Licht damit in Berührung kam, schossen farbige Strahlen hervor, die Malden blendeten.
»Meine persönliche Grotte«, erklärte Aethil. »Seit Jahrhunderten haben hier hinten nur die Könige Zutritt. Bitte, fasst nichts an!«
Malden hatte gerade die Hand nach einem Stück Felsen ausgestreckt, das mit zahllosen Kristallsplittern übersät war und einer Seeanemone glich. Wie sich herausstellte, war selbst die leichteste Berührung gefährlich – die Kristalle brachen ab und fielen zu Boden, wo sie zerbrachen.
»Oh, sie sind so empfindlich!«, seufzte Aethil.
»Es tut mir leid«, erwiderte Malden.
Sie schüttelte den hübschen Kopf. »Geschehen ist geschehen. Hier entlang.«
Tiefer in der Höhle wand sich der Weg um aufrecht stehende Kristallsäulen, die an eine riesige Kirchenorgel erinnerten und von denen jede dicker und größer war als die vorherige. Kurz dahinter bedeckte ein völlig stiller Teich den größten Teil des Bodens, aus dessen gelblichem Wasser da und dort Kristallinseln herausragten. Ein schmaler Pfad führte in die Höhe, wurde zu beiden Seiten von makellosen Gewächsen gesäumt und gemahnte an einen Garten aus Juwelen.
Slag hatte offenbar beobachtet, dass sich Malden Kristallsplitter in die Taschen seines Gewandes schob. Der Zwerg schüttelte den Kopf. »Die sind wertlos, mein Junge«, flüsterte er. »Zu zerbrechlich für Edelsteine und so gewöhnlich wie Pferdeäpfel.«
Malden runzelte die Stirn. Er hatte geglaubt, hier vielleicht ein Vermögen zu machen. Er hatte sich noch immer nicht verziehen, die Halle der Meisterstücke nicht beraubt zu haben, als die Gelegenheit günstig gewesen war.
Aber als er Aethil den Pfad hinauf folgte, blieb ihm der Mund offen stehen – Sonnenlicht fiel auf seine Hände.
Echtes Sonnenlicht.
Das Licht des Tages – das Licht der Oberflächenwelt.
Seine Farbe, seine Wärme und seine Klarheit bewiesen, dass dort eben die Menschenwelt lag. Er eilte hinter der Königin her und trampelte dabei beinahe auf einer Ansammlung von Kristallen in Blumenform herum.
»Dort! Stellt euch
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