Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
saßen im Sattel und spähten ungeduldig nach Osten, während Mörget und Slag den Wagen aufgebockt hatten. Der Zwerg lag darunter und arbeitete grunzend und fluchend mit Hammer und Schraubenschlüssel an der Unterseite. Der Barbar stand daneben und wartete darauf, das Gefährt anzuheben, sobald Slag es verlangte.
Schließlich kroch Slag unter dem Gefährt hervor und hieß Mörget, die Böcke zu entfernen. Der Barbar trat sie beiseite, der Wagen krachte schwer auf die Räder – und schaukelte eine Weile auf und ab, bevor er zur Ruhe kam. Während Mörget die beiden Pferde anschirrte, erklärte der Zwerg sein Tun.
»Ich habe gestern den ganzen Tag versucht, auf diesem Karren zu schlafen, und bin kläglich gescheitert. Bei jedem Steinchen, das wir überrollten, wurde ich gegen die Eisenwaffen von diesem Muskelprotz dort geschleudert«, zeterte er und wies mit dem Kopf in Mörgets Richtung. »Also habe ich etwas befestigt.«
Malden warf einen Blick unter den Wagen und entdeckte eine geschickte Anordnung von Blattfedern an den Achsen. »Jetzt hüpft der Wagen also noch mehr?«, fragte er.
»Ich habe etwas befestigt«, wiederholte Slag und kniff ein Auge zu. »Ich bin ein Zwerg. Vertrau mir. Und dir wird’s auch gefallen.«
Bald waren sie wieder unterwegs. Mörget kam gut mit den Zügeln zurecht, und auch wenn der Wagen stärker schwankte als zuvor, wurde Malden bald klar, dass der Zwerg etwas verbessert hatte. Wenn die Wagenräder über Hindernisse holperten, stiegen zwar die Räder in die Höhe, die Ladefläche selbst aber nicht, und wenn die Räder in eine Furche sackten, verhinderten die Federn, dass Malden vom Sitz geschleudert wurde. Es fühlte sich beinahe so an, als würde der Wagen, von unsichtbaren Händen gehalten, über der Straße schweben.
Der einzige Nachteil bestand darin, dass es dem Dieb noch schwerer fiel, wach zu bleiben. Nach der nahezu schlaflosen Nacht und nicht dazu in der Lage, die Beine auszustrecken, döste er ständig ein, nur um voller Furcht hochzuschrecken, wenn ihm bewusst wurde, dass er gleich über die Seite kippen und vom Wagen stürzen oder – noch schlimmer – den Kopf an Mörgets Schulter anlehnen würde. Er war sich nicht sicher, was der Barbar täte, wenn er ihn zufällig berührte, aber es fiel sicherlich ungemein schmerzhaft aus.
Die Weizenfelder auf beiden Seiten der Straße zu betrachten, machte alles nur noch schlimmer. Die Meilensteine standen zu weit auseinander, als dass Malden sich darauf konzentrieren konnte. Cythera ritt viel zu weit voraus, also entfiel die Unterhaltung mit ihr, und Croy sang wieder. Es gab nichts zu tun, außer mit dem Barbaren zu reden.
Glücklicherweise schien Mörget den Klang der eigenen Stimme zu lieben. Er erzählte viele Geschichten aus seiner Heimat, die der Dieb größtenteils nicht ganz verstand. Anscheinend gab es in den Steppen des Ostens kein Feudalsystem, auch keine Könige, Ritter oder Lords. Das klang gut – für einen Mann mit Maldens politischer Einstellung sogar großartig. Bis er erfuhr, über welche Gesellschaftsform die Barbaren verfügten. »Der stärkste Mann herrscht als Häuptling«, erklärte Mörget. »Das ist der Grundsatz aller unserer Gesetze. Hast du etwas gegen seine Politik einzuwenden, forderst du ihn zum Kampf heraus. Gewinnst du, wirst du Häuptling und stellst deine eigenen Regeln auf.«
Malden runzelte die Stirn. »Aber dann könnte doch irgendein junger Narr mit mehr Muskeln als Hirn euer aller König werden.«
»Aye«, stimmte Mörget zu. »Dazu kommt es ja auch oft. Aber so etwas hält nie lange. Ganz gleich, wie stark der Arm eines Mannes auch ist, da wartet immer einer, der noch stärker ist.«
»Und was ist mit Gerechtigkeit? Welche Möglichkeiten bleiben den Schwachen, wenn die Starken über Richtig und Falsch entscheiden?«
Mörget lachte so laut, dass Slag brüllend um Ruhe bat. Der Barbar hob die Schultern. »In Skrae habe ich viele wie dich kennengelernt. Philosophen und Priester, zwei Berufsstände, die in der Steppe unbekannt sind. Sie wollten mir diese Gerechtigkeit und anderen hirnrissigen Firlefanz erklären, aber ich hörte bloß diese Kinderstimmen, die da piepsten: Das ist ungerecht, das ist ungerecht. Woher sie die Vorstellung nehmen, dass das Leben gerecht sein sollte, bleibt mir immer ein Rätsel.«
Malden versuchte sich vorzustellen, wie er unter dem Gesetz der Barbaren das Überleben üben würde, und der Gedanke bereitete ihm Unbehagen. »Wenn jeder Häuptling seine
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