Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
wenn man einmal drinnen saß.
»Ein Gefängnis für Zwerge?«, fragte Malden.
»Nein. Für Elfen.«
Malden setzte sich auf seiner Bettstatt auf und starrte den Zwerg an.
»Aye, die verfluchten Elfen«, sagte Slag und legte den Daumen auf die Seite, um die Stelle zu markieren, die er gerade gelesen hatte. »Was weißt du über Elfen, Malden?«
Der Dieb dachte nach. Es gab die allgemeine Redensart, dass jemand oder etwas so tot wie ein Elf war. Jedermann wusste, dass es in Skrae einst nur so von Elfen gewimmelt hatte und dass es nun keine mehr gab. Aber das war auch so gut wie alles, was man darüber wusste. »Spitze Ohren, richtig? Und böse .. angeblich waren sie böse. Manchmal sagt man scharf wie ein Elfenohr , und ein Mann, der eine Hure schlug, wurde einmal als bösartig wie ein Elf beschimpft.«
»Die Ohren, ja, die waren spitz. Was die Bösartigkeit angeht … Nun ich will dir etwas erzählen, das könnte lehrreich für dich sein. Wenn ein Mann schlecht über einen Toten spricht und den Leichnam als böse bezeichnet, kannst du deinen Hintern darauf verwetten, dass er den armen Mistkerl umgebracht hat und eine Entschuldigung braucht. Ich glaube nicht, dass die Elfen viel schlechter waren als du oder ich. Nun, zumindest nicht schlechter als ich. Aber sie führten Krieg gegen die Menschen, und sie unterlagen, also behielt man sie als bösartig in Erinnerung.«
Slag starrte zur Decke, als läse er dort aus einem Geschichtsbuch. »Tatsächlich weiß ich kaum mehr als du über sie. Angeblich waren sie sehr langlebig. Wenn sie nicht im Kampf starben, erreichten sie durchaus ihren achtzigsten Geburtstag.«
Malden keuchte. Das war die doppelte Lebensspanne eines gewöhnlichen Menschen in Skrae. Achtzig Jahre kamen ihm vor wie eine Ewigkeit. »Aber mittlerweile sind sie alle tot. Wie kam es dazu?«
»Sie lernten die Menschen kennen. Menschen vertrieben sie von ihrem Land. Im Vincularium wollten sie sich zu ihrem letzten Kampf stellen. Vor achthundert Jahren begaben sich die letzten von ihnen an diesen Ort und kamen nie wieder hervor. Vermutlich verhungerten sie oder gingen sich gegenseitig an die Gurgel. Ein Kerker und eine Gruft, wie ich sagte.«
»Ein solcher Ort kann doch nur verflucht sein.«
»Vermutlich.«
»Jeden, der sich dort hineinwagt, erwartet der Tod.«
»Mit ziemlicher Sicherheit. Und falls dich der Klang meiner Stimme nicht in den Schlaf wiegt, könntest du mir den verdammten Gefallen erweisen und mich lesen lassen, ja?«, knurrte Slag. »Ich will in diesem Band nach Hinweisen suchen, was mich dort erwartet.«
»Du willst erfahren, wie du stirbst?«
Slag grunzte leise und warf das Buch zu Boden. »Dann bin ich wenigstens nicht überrascht, wenn es geschieht, richtig? Halt die Klappe, mein Junge, und lass mich lesen!«
Kapitel 19
Am folgenden Tag schien die Sonne warm, und die Straßenoberfläche waberte, während eine sanfte Brise durch die Weizenfelder strich. Croy fuhr auf dem Wagen, Malden lenkte das Gespann. Dieses Mal hatte er keine Mühe, wach zu bleiben, dafür sorgten die Pferde, die seiner Aufmerksamkeit bedurften, und Croys Gesang. Am Morgen kamen sie gut voran, aber am Nachmittag mussten sie einsehen, dass sie die schweißüberströmten Pferde zu rücksichtslos angetrieben hatten, und verringerten die Geschwindigkeit. Als sich die ersten rosafarbenen Wolken am Himmel sammelten, tauchte dennoch die Stadt Helstrow vor ihnen am Horizont auf. Damit hatten sie die Hälfte ihrer Reisestrecke hinter sich gebracht.
Die königliche Festung erhob sich in einer breiten Senke, aus der man sämtliche Bäume und Felsen entfernt hatte, um den Bogenschützen auf den Mauern ein besseres Schussfeld zu gewähren. Die Umrisse der Burg erinnerten an ein großes Schiff mit scharfem Bug und hohem Heckkastell. Das muss der königliche Palast sein, dachte Malden, ein Hain aus hohen Türmen. Die Festung überspannte den Fluss Strow, von dem sie ihren Namen ableitete. Zahllose Flaggen flatterten an hohen Söllern, und an den drei schweren Toren herrschte ein Kommen und Gehen von Rittern in funkelnden Rüstungen, die zu Patrouillen aufbrachen oder gerade von einem Ausritt zurückkehrten.
Östlich der Festung erstreckte sich auf der anderen Flussseite ein Wald. Croy erzählte Malden, dass es der letzte seiner Art in Skrae war, ein Dickicht aus uralten Bäumen, das die Ausläufer des Weißwalls bedeckte. Um einen Wald vergleichbaren Alters zu finden, musste man bis zum Zwergenkönigreich nach Norden
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