Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
Sir Croy, aus deinem Rücken würde schon längst ein Stück Stahl ragen. Lass sie zufrieden!«
Maldens Wangen brannten. Er sah sich nach Mörget um, aber der Barbar führte bereits die Pferde fort. »Ich weiß nicht, wovon du redest«, erwiderte er.
»Von mir aus. Aber wenn du heute Abend wieder aus dem Zimmer schleichst, dann veranstalte keinen solchen Krach, verstanden?«
In der Gaststube des Meilenhauses Zum Weizenbündel erwartete sie eine bekannte Umgebung – bis zu dem schläfrigen Wirt hinter der Theke. Dieses Mal war der Raum allerdings nicht völlig verlassen. In der Nähe des Feuers saß ein Mann in einem staubigen Umhang und trank Branntwein aus einem Holzbecher. Beim Eintreten der Reisenden blickte er auf und musterte ein Gesicht nach dem anderen, dann glitt sein Blick zu den Gürteln mit den Waffen.
Entweder ein Dieb oder ein Wachmann, dachte Malden, als ihm die berufsmäßige Kälte dieser Blicke auffiel. Er betrachtete die Kleidung des Fremden und entdeckte eine handfeste Keule. Sie war weiß lackiert und steckte so auffällig im Gürtel, dass sie unmöglich zu übersehen war. Das Symbol eines Vogtes, eines Bauernaufsehers – aber dieser Mann war kein einfacher Hofaufseher. Er musste ein Grafschaftsvogt sein. Der örtliche Vertreter des Königs.
Im gleichen Raum wie der Gesetzeshüter zu essen, erfüllte Malden mit Unbehagen, aber er hatte keine Gesetze gebrochen, seit er Ness verlassen hatte, also versuchte er, das Gefühl zu unterdrücken. Dass der Grafschaftsvogt dauernd in seine Richtung sah, als erkenne er den Dieb von irgendwoher wieder, trug nicht zu dessen Beruhigung bei.
Als Malden mit seinem Eintopf und seinem Ale fertig war, verkündete er, erschöpft zu sein und sofort zu Bett zu gehen. Slag schloss sich ihm an. »Du hast doch den ganzen Tag geschlafen«, sagte Malden, als sie allein in ihrer Kammer waren.
»Aye, wie es für einen Zwerg nur natürlich ist. Diese Nacht werde ich nicht schlafen, sondern lesen. Stört dich mein Licht?«
Malden schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich schlafe ein, sobald mein Kopf auf dem Kissen liegt. Eine Kerze stört mich nicht.« Im Bordell, wo er aufgewachsen war, hatte er gelernt, bei Lärm und anderen Ablenkungen zu schlafen. Trotzdem blieb er eine ganze Weile wach.
Der Zwerg entnahm seinem Bündel ein handgroßes Buch. Es sah sehr alt aus, der Ledereinband war an den Rändern abgeschabt und der Rücken gespalten. Wie jedes Buch musste es sehr wertvoll sein; Malden hatte ein Auge für kostbare Dinge. »Was ist das für ein Buch?«, fragte er.
Slag schüttelte den Kopf. »Nichts für dich, also behalt deine diebischen Finger bei dir. Wenn du es unbedingt wissen willst – es ist ein Klassiker der Zwergenliteratur. Harnins Handbuch für Steinflächen und Mühlen . Ein Meisterwerk über das Verhältnis von Materialstärken und spezifischen Dichtetabellen. In meinem Land besitzen jeder Minenarbeiter und jeder Steinmetz ein Exemplar. Es ist auch das einzige Buch, welches das Vincularium erwähnt.«
Malden war völlig erschöpft, aber darüber wollte er mehr erfahren. Trotz Cutbills Vorschlag war er nie dazu gekommen, sich über das Ziel der Reisegruppe kundig zu machen. Dafür hatte es hauptsächlich zwei Gründe gegeben: Vor Cythera hatte er seine Unwissenheit nicht zeigen wollen, und er hatte auch nicht vor, die Gefährten bis zum Vincularium zu begleiten. Er wollte in Helstrow bleiben, wo er vor Prestwicke sicher wäre. Und erst recht vor dem Dämon, den Croy und Mörget jagten.
Dennoch musste er sich eingestehen, eine gewisse Neugier bezüglich des Ortes zu verspüren, zu dem es die anderen hinzog. »Das ist eine Gruft, richtig?«, fragte er in der Annahme, dass der Zwerg darüber Bescheid wusste.
»Aye«, sagte Slag und blätterte um. »Bist du sicher, dass dich das Licht nicht stört?«
»Nein, ganz und gar nicht. Also eine Gruft für einen Zwerg – das würde erklären, warum du unbedingt dorthin willst. Die Gruft deiner Vorfahren soll nicht entweiht werden.«
»Da liegst du völlig falsch. Zwerge haben den Ort erbaut, aber wir waren nicht die Letzten, die dort lebten. Du hast es als Gruft bezeichnet, und aye, genau das ist es auch. Aber davor war es ein Gefängnis.«
Malden riss die Augen auf. Er hatte kein Verlangen, Gräber zu plündern, aber in einen Kerker einzubrechen, war noch schlimmer. Gefängnisse hatten eine besondere Eigenart – und das gehörte für einen Dieb zum Allgemeinwissen: Es war schwer, wieder herauszukommen,
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