Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
dem Hügelkamm näherten, erwartete Malden eine zerfallene Hütte oder eine Mönchszelle, gerade groß genug, damit der Einsiedler darin kauern konnte.
Mit einer Festung hatte er nicht gerechnet.
Es handelte sich um keinen großartigen Bau, das wirklich nicht. Man hätte ihn mitten auf den Marktplatz von Ness stellen können, und er wäre dort überhaupt nicht aufgefallen. Er war nicht so groß wie ein Schloss und auch nicht sonderlich kunstvoll errichtet. Die Mauern bestanden aus aufgeschichteten, mörtellosen Steinen, die dicke, schräge Wände bildeten. Sie wiesen Anzeichen von sehr hohem Alter auf, Jahrhunderte Sonnenschein hatten die Steine ausgebleicht, und manche Mauern waren von Schlingpflanzen überwuchert. Vorn erhob sich ein gewaltiges rostiges Eisentor.
Innerhalb der Mauern hätten hundert Männer lagern und von dieser Ausgangsstellung aus ein kleines Heer in Schach halten können. Außerdem bot der Platz eine hervorragende Aussicht auf den Eingang zum Vincularium, und mit Langbogen konnte von hier aus jeder aufgehalten werden, der die Gruft betreten oder verlassen wollte.
»Wurde dieser Bau errichtet, bevor man das Vincularium versiegelte?«, fragte Malden.
»O nein. Danach«, versicherte ihm Herward. »Hundert Männer wachten hier hundert Jahre lang, um sicherzugehen, dass das Tor auch versiegelt blieb.«
»Sie müssen ja große Angst vor den Elfen gehabt haben«, sagte Malden, als sich der Einsiedler gegen das quietschende Eisentor stemmte und ihnen bedeutete, sie sollten hineinreiten.
»Oh, die Ältesten waren tödliche Krieger«, stimmte Herward ihm zu. »Jeder Mann aus dieser Rasse war geschickt im Umgang mit der Klinge. Ihre Bogenschützen hätten jeden übertroffen, der heute lebt. Und noch schlimmer – sie kämpften nicht wie ehrliche Männer. Sie stürzten zwischen den Bäumen hervor, töteten einige von uns und verschwanden wieder im Wald, wo sie unauffindbar blieben.«
»Die Ältesten ?«, fragte Malden.
»So nannten sich die Elfen selbst«, erklärte Slag. »Sie glaubten, dass Zwerge, Menschen, Gobline und alle anderen von ihnen abstammten. Dass wir entartete Nachkömmlinge ihrer Herrenrasse seien.«
»Sie verfügten auch über schreckliche Magie«, fuhr Herward fort. »Aus einer Entfernung von hundert Meilen vermochten sie einen Mann im Schlaf zu ermorden, solange sie nur im Besitz eines Kopfhaars oder eines Kleidungsstückes ihres Opfers waren. Es reichte schon, wenn jemand einem Elfen seinen Namen nannte. Schon damit erlangten sie Macht über ihn. Du verstehst, warum wir sie ausrotten mussten.«
Malden stieg von seiner Stute und band sie an einem Pfosten im Festungshof an. Wie er sah, war der Ort lediglich eine Ruine, nichts weiter als einige Mauern, die nach so langer Zeit noch standen.
»Der Krieg dauerte zwanzig Jahre. Ein halbes Menschenleben, aber für die Elfen nur ein Wimpernschlag. Hier. Ich zeige euch, was ich gefunden habe.« Herwards Gesicht hellte sich vor Freude auf. Er eilte durch ein Loch in der Mauer, das einmal eine Tür gewesen war, und bewegte sich in dem schattenerfüllten Raum dahinter. »Kommt herein, kommt herein!«, rief er. »Kommt und seht die Schätze meiner Sammlung!«
Malden trat näher und blieb stehen, als er den Geruch wahrnahm. Hier musste Herward leben, vielleicht benutzte er den Raum aber auch als Abort. Möglicherweise traf beides zu. »Du sammelst also Dinge?«
»Ja! Komm und sieh sie dir an!«
»Aber du sammelst nicht deine Ausscheidungen, oder?«, wollte Malden wissen, nur um sicherzugehen.
Der Einsiedler streckte den Kopf wieder aus der Tür heraus. »Was meinst du damit?«
»Deine … äh … deine … Slag?«
Der Zwerg sprang von seinem Pony. »Er fragt dich, ob du deine eigene Scheiße sammelst. Um damit auf andere Leute zu werfen oder ähnlichen Schwachsinn anzustellen.«
»Scheiße«, sagte Herward, als hätte er das Wort nur ein einziges Mal vor vielen Jahren zu Ohren bekommen. »Scheiße. O nein. Ich kote nicht.«
Das erregte Mörgets Aufmerksamkeit. Der Barbar war im Tor stehen geblieben, erwartete vielleicht eine Falle. »Jeder muss scheißen«, sagte er.
Herward hob die Schultern. »Ich esse nicht, versteht ihr? Die Göttin ernährt mich mit schwarzem Met. Nein, ich habe seit fast einem Jahr keine Nahrung mehr geschmeckt. Also kote ich nicht. Ich uriniere allerdings ziemlich häufig.« Er gestikulierte wieder. »Jetzt kommt bitte her!«
Malden und Slag näherten sich der Tür, traten aber nicht ein. Es war
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