Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
deinem Pferd und reite zu den anderen. Dies ist ein übler Ort.«
Aber sie schritt bereits an ihm vorbei. »Diese Ketten – welchem Zweck dienten sie?«
»Was?«, erwiderte Croy. Er war damit beschäftigt, seine Stiefel von Knochensplittern zu befreien. »Natürlich hielten sie die Elfen gefangen.«
»Nein, das kann nicht sein.« Sie stand gefährlich dicht am Eingang. »Sie sind nur an den Säulen befestigt. Sie stützen das Siegel nicht, berühren es nicht einmal. Sie sind einfach vor das Tor gespannt, sodass jeder, der die Gruft betreten will, sich darunter durchducken muss. Aber das hätte einen Elfenkrieger wohl kaum aufgehalten.«
»Warte!«, rief Croy, als sie in die Hocke ging, um unter den Ketten hindurchzuspähen. »Nicht …«
Er eilte auf sie zu, als er sich jedoch der untersten Kette näherte, verspürte er plötzlich einen brennenden Schmerz im Schädel. Schweiß lief ihm über den Rücken, und alles drehte sich. Die ganze Welt geriet ins Wirbeln. Er wollte sich irgendwo festhalten und griff nach der Kette über ihm, da fühlte er Cytheras Hand an der Brust. Sie stieß ihn fort, und er taumelte rückwärts und stürzte.
Hitze und Verwirrung schwanden sofort, aber er konnte das Gleichgewicht nicht wiederfinden und fiel mitten hinein in einen Knochenhaufen.
»Sie sind verflucht«, stieß Cythera hervor. »Die Ketten sind mit Magie geladen – Croy, schnell weg! Hier gibt es Strömungen im Äther, wilde Wirbel, und ich fühle, wie die Kraft wächst. Sie wird sich entladen!«
In seiner Verzweiflung wollte Croy aufstehen und fliehen. Aber er konnte Cythera nicht allein und hilflos zurücklassen. Er kämpfte sich auf die Füße und stolperte vorwärts, um sie zu umfassen. In ihrer Miene stand blankes Entsetzen, und er war überzeugt, dass sie nun beide sterben würden.
Da griff sie mit beiden Händen nach oben und packte ein Kettenglied.
Croy verfügte nicht über den besonderen Sinn, der es Hexen und Zauberern erlaubte, die Sturmwinde der magischen Energien zu sehen, die über die Welt wogten. Er spürte die tödliche Macht nicht, die Cythera ergriff, ebenso wenig wie die Stoßwelle, die aus ihrem Körper hervorbrach und über das Land hinwegbrauste. Aber er sah die Blumen und Schlingpflanzen, die sich plötzlich auf ihrem Gesicht und den Händen ausbreiteten, als würde ein unsichtbarer Tätowierer mit dämonischer Geschwindigkeit jedes Stück ihrer Haut ausschmücken. Rosen und Tulpen blühten und verdorrten auf ihren Wangen und der Stirn. Ranken schnellten um Handgelenke und Finger und wuchsen tausendmal schneller als die Gewächse, die sie darstellten. Die aufgetragene Vegetation verfärbte ihre helle Haut dunkel, bis Croy ihre Gesichtszüge nicht mehr wahrnahm.
»Cythera!«, rief er, als sie gequält aufstöhnte.
»Ich kann es nicht halten!«, ächzte sie. »So viel – so viel Macht!«
Das war das Geschenk, das Coruth ihrer Tochter gemacht hatte. Cythera war immun gegen Magie in jeglicher Form; statt sie zu durchdringen, konnten arkane Energien nur in Form von Bildern über ihre Haut kriechen. Croy beobachtete, wie die Dornenzweige an ihrem Hals dicker wurden und ihnen gefährlich lange Dornen entsprangen. Von den Blumen auf ihren Handflächen tropfte Gift. Bösartige Augen lugten hinter Blättern hervor, die sich auf ihrer Brust zusammenrollten und vertrockneten.
»Ich muss sie loswerden. Croy – geh zurück!«, schrie sie.
Je mehr magische Energie Cythera in ihrer Haut speicherte, umso größer wurde die Gefahr, dass sie sie unbeabsichtigt wieder entließ. Sie konnte nur eine gewisse Menge halten. Hätte sie Croy angefasst, wäre die ganze Macht in seinen Körper geflossen. Und er war nicht vor dem Bösen geschützt. Er eilte zurück. Sämtliche Überlegungen, sie zu retten, waren verflogen.
Cythera bewegte sich mit erschreckender Bedächtigkeit und achtete sorgfältig darauf, ihre Last nicht abzuwerfen, bevor sie bereit war. Sie schob sich an den Ketten vorbei und legte den kurzen Weg zu dem dahinterliegenden Ziegelsiegel zurück. Dann stieß sie mit den Händen gegen die Steine, und die Blumen auf ihrer Haut vertrockneten, als verschlänge sie ein Höllenbrand.
Die Ziegel unter ihren Händen glühten, Licht fuhr an ihren Fingern vorbei, als der Stein brodelte und zerfloss. Ein Strom aus rot glühendem, geschmolzenem Fels strömte an dem Siegel herunter und breitete sich auf dem Boden aus, überspülte die angesengten Knochen. Croy eilte zurück und trieb die Pferde zur Seite,
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