Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
Ghostcutter gezogen und wappnete sich zum Kampf.
Sein erster Gedanke riet ihm, die Laternen zu löschen und sich zu verstecken. Aber er entdeckte keine Stelle, an der die Gefährten hätten niederkauern können, und vermutlich konnte der Angreifer in der Dunkelheit besser sehen als er. Er trug kein Licht. Der Ritter konnte nicht einmal Umrisse erkennen, aber er hörte etwas.
Die Schritte kamen schleppend, aber das unbekannte Wesen machte keine Anstalten, sie zu dämpfen. Und es verursachte auch ein rhythmisches Schleifen, das Croy nicht zu deuten wusste.
»Es kommt aus jener Richtung«, sagte Mörget und wies mit der Axt in die Finsternis. »Und es sind mehrere.«
Croy spitzte die Ohren, so gut er konnte, aber ihm fehlten Mörgets feine, in der Wildnis geschärften Sinne. Der Ritter kniff die Augen zusammen und versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Was auch immer es sein mochte.
Und dann sah er es. Eine Gestalt mit menschlichen Umrissen, die sehr langsam auf ihn zukam. Aber es war weniger ein Gehen als vielmehr ein Schlurfen. Eine Hand zog etwas über die Pflastersteine. Daher rührte auch das rhythmische Schleifen, das er gehört hatte. Dem Klang nach zu urteilen, zerrte die Gestalt ein Stück Metall über den Boden.
»Er ist bewaffnet«, sagte Croy.
»Das sind sie alle. Und sie tragen Rüstungen.«
»Alle?«, fragte Croy und bezwang seine aufkeimende Furcht. Er musste Cythera und den anderen Mut und Entschlossenheit vortäuschen. Einen Augenblick später entdeckte er zwei weitere Gestalten hinter der ersten. Es war ihm unmöglich, in der Dunkelheit irgendwelche Einzelheiten auszumachen, aber die Ankömmlinge waren auf jeden Fall in Eisen gekleidet, das mehr Licht widerspiegelte als ihre bleichen Gesichter. Als sie sich langsam näherten, erkannte er etwas mehr. Der Erste schleifte ein Schwert hinter sich her. Eine Schneide funkelte gelb. Wie Gold – oder Bronze.
Nun sah Croy, dass es keine Menschen waren. Dazu waren sie viel zu schlank, auch wenn sie Plattenrüstungen trugen. Die Köpfe waren länger als die von Menschen, genau wie die Hände. Sie trugen Helme, die fest anlagen, aber er war sicher, dass die Ohren darunter spitz zuliefen.
»Elfen!«, stieß er hervor. »Aber wieso? Hier unten kann es keine lebenden Elfen mehr geben, nicht nach so langer Zeit.«
Und da hatte er recht. Als sie dicht heran waren, wurde ihm klar, dass sie tot waren. Der Erste hatte leere Augenhöhlen. Die lange, spitze Nase war teilweise zerfressen, auf einer Wange wucherte Schimmel.
Malden trat an Croys Seite und starrte die grausige Prozession an. »Geister«, hauchte er entsetzt, voller Angst vor dem Übernatürlichen.
»Nein«, widersprach Croy. Er hatte bereits gegen Geister gekämpft. Das waren schmale, ätherische Wesen gewesen, beinahe unsichtbar und völlig stumm. Das Geräusch, das das über den Boden schleifende Schwert verursachte, verriet ihm, dass diese Kreaturen durchaus körperlich waren. Tote, wiederbelebt von abscheulicher Zauberei. »Wiedergänger«, verbesserte er den Dieb. »Malden, beschütz Cythera! Nimm falls nötig Acidtongue – mir ist es gleich, dass du mit einem Schwert nicht umgehen kannst. Lass sie nur nicht …«
Er verstummte, weil er nun die anderen beiden Wiedergänger deutlich sehen konnte. Der eine zeigte einen grinsenden Totenschädel, von dessen Stirn Hautfetzen hingen und eine leere Augenhöhle bedeckten. Der andere hatte gar keinen Kopf.
»Mörget, halt dich bereit!«, raunte Croy. Nie zuvor hatte er gegen einen Wiedergänger gekämpft, aber er hatte Geschichten gehört, und er wusste in etwa, was ihn und seine Gefährten erwartete. »Sie werden einfach wortlos angreifen. Und sie werden nicht davon ablassen und um Gnade bitten. Sie wollen bloß unseren Tod.«
»Der Tod ist meine Mutter«, sagte Mörget, »sollen sie näher kommen, damit ich sie küssen kann.«
Croy hatte nicht den geringsten Zweifel, dass der Barbar mit den drei Wiedergängern allein fertig zu werden glaubte. Wären es bloß Elfen gewesen oder auch nur belebte Knochen, hätte er es bestimmt geschafft, davon war der Ritter überzeugt. Aber falls es sich um echte Wiedergänger handelte, wie er befürchtete – Rachegeister, von einem verzweifelten Hunger nach Gerechtigkeit beseelt –, waren sie schwieriger zu überwältigen als jeder lebendige Gegner.
»Sei bloß vorsichtig! Was auch immer du tust, sie dürfen dich nicht zu fassen bekommen. Sie werden sich mit übernatürlicher Kraft an dich klammern
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