Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
Womit
du mir sehr helfen könntest?«
»Kommt drauf an, mein Junge. Ich habe meine
Grundsätze. SchlieÃlich bin ich ein Zwerg. Wir haben einen strikten Moralkodex,
den wir befolgen müssen. Sehr streng.«
Malden runzelte die Stirn. »Du musst für mich die
Unwahrheit sagen.«
»Nun gut, Lügen fällt nicht darunter.«
»Tatsächlich sollst du für mich ein Gerücht in die
Welt setzen. Erzähl allen, dass ich die Botschaft geknackt habe. Dass ich Cutbills
Ratschlag entschlüsselt habe und dass es sich um ein Geheimnis handelt, das die
Gilde retten wird.«
Wie alle guten Lügen gründete auch diese auf einer
Hoffnung. Malden hatte bei der Entschlüsselung kaum Fortschritte gemacht â
er wusste einfach nicht, was der Gildenmeister ihm sagen wollte. Und doch hatte
sich in ihm die Ãberzeugung gebildet â die sich allerdings auf keinerlei
Beweise stützte â, dass der Inhalt des Gekritzels seine Rettung darstellte.
Als Hoffnung war das kaum mehr als ein dünner Faden,
aber für einen verzweifelten und bedrängten Mann wie Malden mochte selbst ein
Faden zu einem Rettungsseil werden.
Malden lieà den Zwerg noch ein Weilchen verschnaufen,
dann schritt er weiter auf den Zitronengarten zu, ein
weniger angesehenes Bordell in der Leibchengasse. Er hatte dieses Haus gewählt,
weil man ihn dort kannte, aber auch weil es einer
der wenigen Geschäftsbetriebe in Königsgraben war, an dem Cutbill keine Anteile besaÃ. Der Gildenmeister hatte
die Schulden des Zitronengartens nicht übernommen. Hier war die Gefahr geringer,
dass ein Spion der rivalisierenden Bande herumlungerte, die ihn aus seiner
Stellung verdrängen wollte.
Gewöhnlich musste man tagsüber mehrmals gegen die Tür
hämmern und sich lautstark Gehör verschaffen, um Einlass zu finden, aber als
Malden und Slag vor dem Haus ankamen, war der Zitronengarten schon am frühen Morgen fürs Geschäft geöffnet. Elody, die Betreiberin, hieà ihn
mit einem Wangenkuss willkommen. »Das Geschäft läuft so schlecht, dass ich
keinen fortschicken kann«, erklärte sie und drängte Malden in den Hof. Dort
wuchs ein einzelner dürrer Zitronenbaum, an dessen Zweigen einige verschrumpelte
Früchte hingen. Ringsum lagen Strohmatten für die Pfennigkundschaft. Keine
davon war zurzeit belegt. »Ich habe die Preise reduziert, habe dem Laufpublikum
Freuden angeboten, die sonst nur meine anspruchsvollsten Kunden genieÃen â
aber nichts hat Erfolg«, klagte sie und seufzte tief.
Das fand Malden ausgesprochen bedauerlich, auch wenn
es ihn nicht überraschte. Die Mehrzahl von Elodys Kunden hatte die Stadt
zusammen mit dem Burggrafen verlassen. Die uralten Männer, die geblieben waren,
bedurften nur selten käuflicher Zärtlichkeiten. Und Pritchard Hood und die
Handvoll Stadtwächter unter seinem Befehl schienen keine Männer zu sein, die
sich in Bordellen herumtrieben. »Ich sehe mich um, ob ich dir ein paar Burschen
schicken kann«, versprach Malden. Seine Diebe gehörten zu den wenigen jungen
Männern, die in der Stadt geblieben waren. Elody war eine der besten
Freundinnen seiner Mutter gewesen und hatte an ihrem Bett gesessen, als sie an
Seemannspocken gestorben war. Er schuldete ihr Dank.
In diesem Moment schuldete er ihr Silber, das er gern
bezahlte. »Du hast das Zimmer verschlossen gehalten?«, frag-te er.
»Ich brauchte es für keine
anderen Zwecke«, erwiderte Elody. Die Silbermünzen
verschwanden in ihrem tiefen Ausschnitt. »Was ist mit ihm?«, fragte sie und
wies auf Slag.
»Er ist in Ordnung. Slag, begleite mich â es sei
denn, dir gefällt es hier.«
Der Zwerg musste im Tageslicht blinzeln, spähte aber
zu der Galerie hinauf, die den Hof umgab. Die dort versammelten Frauen kamen
Malden sämtlich verhärmt, abgemagert und übernächtigt vor, da sie ständig auf
den Beinen waren. Allerdings wussten sie sich ansprechend zu kleiden, um ihre
Vorzüge zur Geltung zu bringen.
Aber Slag schüttelte den Kopf. »Die sind doch alle
haarlos wie Säuglinge.«
Malden hob die Brauen. Wie alle Huren der Stadt lieÃen
die Damen des Zitronengartens ihr Haar sehr lang
wachsen und schmückten es mit Bändern. Das galt als ihr gröÃter Reiz, nachdem
die meisten anständigen Frauen von Ness ihr Haar mit Kapuzen oder Tüchern
bedeckt hielten.
»Ich mag Frauen
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